Ebersberg:Weiherspiele in Gefahr

Anwohner droht mit einstweiliger Verfügung gegen das Markt Schwabener Freilufttheater - er fordert einen Lärmschutz.

Anja Blum

Markt Schwaben - Die Markt Schwabener Weiherspiele sind etwas ganz Besonderes: zauberhafte Inszenierungen eines kleinen Theatervereins, die Tausende Besucher anlocken. Heuer, zum 125. Todestag Ludwig II., steht eine königlich-bayerische Komödie auf dem Programm, Premiere soll am 30. Juni sein. Doch es könnte sein, dass der Kini nur im Flüsterton zu hören sein wird - oder dass die Aufführungen überhaupt nicht stattfinden können. Dann nämlich, wenn sich keine Einigung erzielen lässt im Konflikt um die Lautstärke der Weiherspiele.

Schon seit dem Bestehen der Weiherspiele, seit mehr als 25 Jahren, muss sich der Theaterverein mit lärmgeplagten Anwohnern auseinandersetzen. "Aber bislang ist es uns immer gelungen, zu einem friedlichen Miteinander zu finden", sagt der Vorsitzende Josef Schmid. Nun jedoch wolle ein alteingesessener Markt Schwabener, dessen Haus dem See am nächsten stehe, seinen Lebensabend hier verbringen - möglichst in Ruhe. "Seine Terrasse ist nur zehn Meter entfernt von unserem Lautsprecherturm, ich kann verstehen, dass ihn das stört", sagt Schmid.

Also hat der Theaterverein vom Landratsamt Probemessungen vornehmen und sich von einem Akustikbüro beraten lassen. Das Ergebnis sei eindeutig: Der Schall verteile sich derart, dass nur eine vier Meter hohe und 30 Meter lange Lärmschutzwand am Grundstück des Anwohners sowie ein zusätzliches mobiles System am See Besserung verschaffen könnten. "Nicht einmal dann erreichen wir den gesetzlich vorgeschriebenen nächtlichen Wert von 55 Dezibel", so Schmid. Trotzdem habe der Anlieger eingewilligt: "Die Wand wäre eine Lösung, mit der alle leben könnten."

Sollte jedoch nichts geschehen, so droht laut Schmid eine einstweilige Verfügung gegen die Weiherspiele. Und Norbert Neugebauer vom Landratsamt bestätigt: "Werden die Grenzwerte dauerhaft überschritten, müssen wir tätig werden und die Lärmbelästigung beseitigen - auf welche Weise auch immer."

"Der Anwohner möchte sicher nicht, dass wir nicht spielen - aber er pocht auf sein Recht", erklärt Schmid. Er wolle erreichen, dass sich der Verein und die Gemeinde an eine Vereinbarung aus dem vergangenen Jahr hielten. Darin sei unter anderem die Errichtung einer Lärmschutzwand abgesprochen worden. Der Theaterverein steht zu seinem Wort: Er beantragte den Bau einer entsprechenden Wand "Am Kupferschmiedberg", Kostenpunkt etwa 25000 Euro. "Das sollte uns die Sache schon wert sein", sagt Schmid. Der Verein würde bezahlen und auf öffentliche Zuschüsse hoffen.

Im Hauptausschuss der Gemeinde allerdings stieß der Antrag auf Ablehnung. Die meisten Mitglieder zeigten wenig Verständnis für den lärmgeplagten Anwohner und debattierten über Alternativen, die "den Ort weniger verschandeln" - von einer mobilen Lösung bis hin zu einer Wand unter den Bäumen auf der anderen Straßenseite. Dies sei jedoch alles nicht praktikabel, erklärt Schmid: zu teuer beziehungsweise ineffektiv.

Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) spricht von einem "legitimen Interesse" des Anwohners. Er selbst bedauere, dass das Problem erst jetzt auf die Tagesordnung gekommen sei. "Ich bin jedoch erst seit 14 Tagen im Amt und kannte die internen Details alle nicht." Jetzt dränge die Zeit, und er hoffe, dass er die Chance bekomme, gemeinsam mit allen Beteiligten - dem Anlieger, dem Theaterverein und dem Gemeinderat - zu einer Lösung zu kommen. "Ich werde da nicht locker lassen", so Hohmann.

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