Ebersberg:Weder Angebot noch Nachfrage

Verdienstausfall für krankes Kind - Was Eltern zusteht

Eltern können nicht mehr auf das Projekt "Kinder werden daheim gesund" zurückgreifen, wenn sie ins Büro müssen, obwohl der Nachwuchs fiebert.

(Foto: Patrick Pleul/dpa/tmn)

Das Projekt "Kinder werden daheim gesund" wird nach sieben Jahren ersatzlos eingestellt. Grund ist, dass zu wenige Eltern Interesse hatten, aber auch ehrenamtliche Helfer wurden zu wenige gefunden

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Für Eltern, besonders von kleinen Kindern, kann ein beim Nachwuchs plötzlich auftretender Schnupfen ein echtes Problem werden. Denn mit Rotznase soll man nicht in die Kita, die Eltern müssen aber trotzdem in die Arbeit. Hier hätte ein 2010 ins Leben gerufenes Projekt des Landkreises und der Kinderland Plus GmbH Abhilfe schaffen können. Dessen Name war Programm: "Kinder werden daheim gesund". Dabei helfen sollten Ehrenamtliche, welche die Kinder zu Hause pflegen, während die Eltern arbeiten können. Doch nach sieben Jahren wird das Projekt nun eingestellt, das Interesse sei zu gering gewesen, teilte der Träger mit.

Und zwar von allen Seiten, wie Jochen Specht vom Landratsamt in der Sitzung des Familienausschusses erklärte: "Es funktioniert aus beiden Richtungen einfach nicht." Es sei weder ein Bedarf seitens der Eltern da, noch könne ein solcher gedeckt werden, gäbe es ihn. Denn auch "Ehrenamtliche sind nicht zu bekommen", die dann in der häuslichen Kinderkrankenpflege tätig sind. Bereits vor einem Jahr waren diese Probleme Thema im Familienausschuss des Kreistages. Damals war man übereingekommen, mit einem neuen Konzept, mehr Werbung und weiteren Kooperationspartnern das Projekt wieder auf Kurs zu bringen.

Geplant war, so die Kinderland Plus GmbH, "die Anzahl von Anfragen und erfolgreichen Vermittlungen erhöhen", um dadurch "das Kosten-Nutzen-Verhältnis deutlich zu verbessern". Für die Nachfrage-Seite wollte der Träger besonders bei Geringverdienern und Alleinerziehenden für das Angebot werben - diese Gruppen hatten es zuvor eher selten genutzt. Dazu wurde das Projekt zum Start des neuen Kindergartenjahres in verschiedenen Kitas auf Elternabenden vorgestellt, vor allem in den großen Gemeinden, wo viele junge Familien wohnen, wie Vaterstetten, Poing und Markt Schwaben. Auch über Inserate und in den Gemeindeblättern hatte man das Projekt erneut vorgestellt. Um das Angebot auszubauen, wollte man die Unterstützung örtlicher Vereine, Verbände und anderer Gruppen gewinnen, in denen Ehrenamtliche bereits aktiv sind.

Was allerdings beides nicht geklappt hat, wie der Träger nun in seinem Bericht an den Landkreis darlegte. Trotz der Bemühungen stiegen die Nachfragen nur langsam - das Angebot dagegen gar nicht, eher im Gegenteil. Zwar habe man drei neue Ehrenamtliche gewinnen können, allerdings stellten genauso viele ihre Mitarbeit ein. Zudem seien die Neuen nur eingeschränkt einsetzbar. Daher hatte der Träger, die Kinderland Plus GmbH, Ende Februar den Vertrag mit dem Landkreis gekündigt. Damit läuft das Angebot zum 30. September des Jahres aus.

"Es ist Lebensrealität, dass auch gut gemeinde Ideen nicht funktionieren", kommentierte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) das Ende des Kinderpflegeangebotes. Er empfahl darum, das vom Kreis jährlich mit 8000 Euro unterstützte Projekt einzustellen: "Wir sollten das akzeptieren und einen Schlussstrich ziehen." Dies sahen die Ausschussmitglieder genauso, auch gab es Zweifel am Bedarf des Angebotes. "Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass es zu wenig bekannt ist", meinte etwa Susanne Linhart (CSU), sondern daran, dass Eltern, die kurzfristig einen Babysitter für ein krankes Kind bräuchten, "keinen Fremden anrufen" wollen. In solchen Fällen "organisieren sich viele privat, im Familien- und Freundeskreis", sagte auch Renate Will (FDP).

Ohne Gegenstimmen wurde dem Antrag auf Beendigung von "Kinder werden daheim gesund" stattgegeben. Möglicherweise gibt es aber ein Nachfolgeprojekt, zumindest in begrenztem Rahmen. Laut Beschluss soll die Familienbeauftragte des Kreises in Vaterstetten und Poing - den Gemeinden, in denen "am ehesten ein Bedarf erkennbar ist" - die Idee einer Fortsetzung des Projektes vorstellen. Wie dieses dann genau aussehen soll, steht aber noch nicht fest.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: