Ebersberg:Warmer Regen

Ebersberg: Wetterfachmann Andreas Schumann.

Wetterfachmann Andreas Schumann.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die offiziellen Wetterdaten für den Landkreis bestätigen: Der Sommer war viel zu nass

Von Daniela Weichselgartner, Ebersberg

Wer in diesen Tagen nicht selbst im Urlaub ist, darf sich wenigstens über Postkarten mit fröhlich-bunten Bildern freuen. Zu den ersten Sätzen auf der Rückseite zählt meistens: "Das Wetter ist schön." Spätestens jetzt ist die Freude über die Post getrübt, weil der Zuhausegebliebene bisher den Sommer in der Heimat mit dem Schlagwort "Regen" beschreiben würde und deshalb doch etwas Neid auf die von der Sonne Geküssten aufkommt.

Dass der Blick aus dem Fenster im Sommer 2016 vor allem grauen Himmel und Wolkenberge offenbart hat, dem würden wahrscheinlich die meisten zustimmen. Das kann zum einen an der subjektiven Wahrnehmung liegen. Zum anderen geben meteorologische Daten den Wetterpessimisten, zumindest zum Teil, Recht. Das bestätigt auch Andreas Schumann, der in Ebersberg eine private Wetterstation betreibt: "Der Sommer war bisher schon recht nass." Sowohl im Juni als auch im Juli konnte er etwa die doppelte Niederschlagsmenge wie im langjährigen Durchschnitt aufzeichnen. Das bedeutet, dass statt einem Mittelwert von 100 Litern pro Quadratmeter jeweils 200 Liter pro Quadratmeter vom Himmel gefallen seien und das vor allem in kurzen, aber heftigen Schauern, sagt der Hobbymeteorologe.

Diese Starkregen waren unter anderem verantwortlich für die zahlreichen Überschwemmungen, die den Landkreis aufgesucht hatten. Der Spitzenwert wurde am 27. Juli gemessen. In zwei Stunden prasselten auf einen Quadratmeter etwa 70 Liter, so viel Wasser wie ein Europäer im Durchschnitt an zwei Tagen fürs Duschen verbraucht. Bei solch enormen Werten verwandelt sich schon einmal der gemächliche Bach in einen reißenden Strom und Keller laufen voll.

Für geringere Schäden, aber dennoch schlechte Laune sorgen Tage, an denen es zwar nicht wie aus Eimern gießt, jedoch einzelne Tropfen den Sommerspaß vermiesen. Betrachtet man die Werte, die der Deutsche Wetterdienst für seine vier Stationen im Landkreis - Frauenneuharting, Halbing, Forstinning und Oberpframmern - liefert, scheint es tatsächlich viele Regentage gegeben zu haben.

Seit dem meteorologischen Sommeranfang am 1. Juni wurden an allen Stationen mehr Tage mit Niederschlägen als im gleichen Zeitraum in den Jahren 2012 bis 2015 verzeichnet. Deshalb verwundert es auch nicht, dass Bayern im Juli das niederschlagsreichste Bundesland war. Dennoch findet man auch positive Seiten am Sommer 2016. Er sei überhaupt nicht kalt, sondern im Gegenteil überdurchschnittlich warm gewesen, sagt Andreas Schumann. Sowohl im Juni als auch im Juli lagen die Durchschnittstemperaturen circa zwei Grad über dem langjährigen Mittel. Die Wetterstation Halbing nördlich von Ebersberg misst stündlich die Temperatur. Allein im Juli kletterte dort die Thermometeranzeige an 16 Tagen über angenehme 25 Grad. Warm genug also, um sich draußen die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen.

Der Regen hat vielen trotzdem den Badespaß verdorben, denn selbst der Schwimmer will ja nicht von oben nass werden. Im Freibad Grafing beispielsweise schlug sich das ungünstige Wetter in deutlich geringeren Besucherzahlen nieder, wie ein Mitarbeiter erklärt. Doch spätestens wenn eine Postkarte aus England ins Haus flattert, kann auch der Zuhausegebliebene beruhigt feststellen, dass mancherorts auch im Urlaub Regenjacke und Gummistiefel nicht im Gepäck fehlen dürfen.

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