Ebersberg:Von wegen überdimensioniert

Ebersberg: Vorne Grafing, im Hintergrund das bestehende Gewerbegebiet Schammach. Die geplante Erweiterung hält die Regierung von Oberbayern für zu groß.

Vorne Grafing, im Hintergrund das bestehende Gewerbegebiet Schammach. Die geplante Erweiterung hält die Regierung von Oberbayern für zu groß.

(Foto: Hinz-Rosin)

Die Stadt Grafing weist den Einwand der Regierung von Oberbayern zurück, wonach die Erweiterung des Gewerbegebietes Schammach zu üppig ausgefallen sei

Von Thorsten Rienth

Grafing - Mit Zeitplänen bei Großprojekten ist es normalerweise so eine Sache. Dass Fertigstellungs- oder Eröffnungsfeiern regelmäßig nach hinten verschoben werden, ist - zumindest gefühlt - eher die Regel als die Ausnahme. Umso positiver lässt sich vor diesem Hintergrund eine aktuelle Aussage des Bauamtsleiters zur Erweiterung des Grafinger Gewerbegebiets Schammach werten: "Das läuft wie am Schnürchen, wenn das so weitergeht, sind wir in eineinhalb Jahren fertig", sagte Josef Niedermaier in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses.

Je schneller die ersten Flächen des Gebiets verkauft werden können, desto besser für die Stadt Grafing. Sie war für die 116 000-Quadratmeter-Erweiterung "Schammach II" immerhin mit einigen Millionen Euro in Vorleistung gegangen. Sobald die Unternehmen mit dem Bau ihrer Gebäude loslegen können, beginnt das Geld aber zurückzufließen. Dass man darauf nicht allzu lange warten muss, scheint sicher. "Auch was das Interesse angeht, läuft es gut", berichtete Niedermaier. Mit drei größeren Firmen sei die Stadt im Gespräch. Insgesamt gehe es um 15 000 Quadratmeter. Hinter den Kulissen ist auch die Rede von einem Umzug des Baustoffhändlers Baywa ins Gewerbegebiet. Für dessen aktuelles Gelände in der Nähe des Stadtbahnhofs läuft bereits die Planung neuer Wohnhäuser.

Das Interesse der Firmen ist gleichzeitig eine wichtige Stütze der Grafinger Argumentation bei der Gewerbegebietserweiterung. Denn als im Bauausschuss allerlei Stellungnahmen zu den aktuellen Planungen auf der Tagesordnung standen, zog die Regierung von Oberbayern den Umfang der Erweiterung in Zweifel. "Aus landesplanerischer Sicht empfehlen wir der Stadt Grafing eine Reduzierung der geplanten Neudarstellung. (...). Aus städtebaulicher Sicht wird die Reduzierung im südlichen Geltungsbereich vorgeschlagen", schreibt sie. "Darüber hinaus raten wir zu einer stufenweisen (bedarfsabhängigen) Entwicklung der neuen Gewerbeflächen in Bauabschnitten von innen nach außen." Übersetzt heißt das: Die Erweiterung um 116 000 Quadratmeter halte man für überdimensioniert. Lieber solle das Gebiet Schritt für Schritt immer erst bei sichergestelltem Bedarf entwickelt werden.

SPD-Stadtrat Ernst Böhm attestierte der Regierung daraufhin eine "fast provokante Realitätsferne". Entwickle man das Gebiet schrittweise, hieße es wohl, man möge das doch bitte im Sinne der Effizienz auf einmal erledigen, war auch das Credo einiger weiterer Wortmeldungen.

Bauamtsleiter Josef Niedermaier konnte den Einwand ebenso wenig nachvollziehen. "Verglichen mit anderen Gewerbegebieten ist unseres auch mit der Erweiterung noch immer nicht allzu groß", sagte er. Eine Erweiterung in einem Zug mache man ja auch deshalb, weil die Stadt lieber einen einzigen Standort entwickle, statt mehrere kleinere und aufs Stadtgebiet verteilte Gewerbegebiete. Sorgen, dass die Regierung von Oberbayern die Grafinger Pläne kippen könnte, macht sich Niedermaier nicht. "Den Bedarfsnachweis können wir ganz plausibel begründen." Da befürchte er überhaupt nichts, sprich: Zeitplan weiterhin ungefährdet.

Obwohl es "wie am Schnürchen" läuft: Früher als geplant wird Grafing mit der "Schammach II"-Erweiterung nicht fertig. Eher liegt die Stadt im Zeitplan. Der Jahresbeginn 2017 war bereits Anfang dieses Jahres als voraussichtliche Zeitspanne für die Fertigstellung genannt worden. Insofern ließe sich die positive Nachricht aus der Bauausschusssitzung auch neutraler deuten: Es sieht zumindest nicht nach einer Verzögerung aus.

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