Ebersberg:Vernetzen und aufklären

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Benjamin Volk vom Netzwerk gewaltfreie Kommunikation München moderiert die Demokratie-Konferenz. (Foto: Hinz-Rosin)

Demokratiekonferenz sucht Strategien gegen Rechts

Von Annalena Ehrlicher, Ebersberg

"Was uns verbindet, sind unsere Bedürfnisse", sagt Benjamin Volk bei der ersten Demokratiekonferenz des Förderprogramms Grass21 in Ebersberg. Volk ist vom Netzwerk Gewaltfreie Kommunikation München und gibt als Moderator den etwa 30 Teilnehmern zu Beginn einige Hinweise für ein möglichst offenes Gesprächsklima - was durchaus angemessen ist, bedenkt man, aus was für unterschiedlichen Bereichen die Teilnehmer kommen. Neben Vertretern der Asylhelferkreise sind Jugendpfleger aus verschiedenen Gemeinden und Vertreter des Kreisjugendrings, ebenso jedoch Politiker wie Landtagsabgeordneter Thomas Huber (CSU) oder Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) anwesend.

Das Ziel der Veranstaltung? "Die Idee ist, heute konkrete Vorschläge und Anregungen zu sammeln", erklärt Felix Aschauer, Jugendpfleger in Anzing, und Hauptansprechpartner für Grass 21 beim Horizonte Verein. Menschen aus der Zivilgesellschaft und der Verwaltung wolle man hier zusammenbringen. Finanziert werden die entstandenen Projekte dann durch Geld des Programms "Demokratie leben!" des Bundesfamilienministeriums und vom Landkreis Ebersberg. Die Form, die man für die Konferenz gewählt hat, ist bewusst offen: Eine Art Caféstimmung wird in einem der Seminarräume der Volkshochschule erzeugt, "Weltcafé" nennt der Moderator das Konzept. Vier oder fünf Leute kommen jeweils an einen Tisch, ein Redeball gewährleistet, dass jeder ausreden kann und die Redezeiten mehr oder weniger gleichmäßig verteilt sind. Klingt nach Waldorfschule - zeigt aber Wirkung. Lässt man den Blick durch den Raum schweifen, sieht man beispielsweise Huber und Obermayr nebeneinander an einem Tisch sitzen und gemeinsam eine Skizze auf die (Papier-)Tischdecke malen.

Lukas Müller vom Kreisjugendring gehört zu den jüngeren Teilnehmern der Konferenz. Er wollte, wie er sagt, Grass21 einfach mal in Aktion sehen. Was ihm besonders wichtig ist, ist das Thema Aufklärung gegen Rechtspopulismus. "Der Themenkomplex Flucht und Migration beeinflusst die Leute direkt in ihrem Leben - deshalb engagiert man sich da auch stärker", erklärt er. Es sei einfacher, sich mit interkulturellen Treffs und Kochabenden zu beschäftigen, als in rechten Kreisen aufzuklären. Eine Vertreterin von Bunt statt Braun wirft an dieser Stelle ein: "Aber dazu müsste man erst mal anerkennen, dass wir auch hier im Landkreis ein Problem mit Rechtsradikalität haben!" Schwierig sei das vor allem, weil das "selbstkritisch erfolgen" müsse, ergänzt Müller.

Gleichzeitig an einem anderen Tisch fasst Margit Mayer, Gemeinderätin in Emmering, zusammen, was sie mit ihren Tischnachbarn besprochen hat: "Wichtig ist, vorhandene Strukturen wie Schulen und Vereine zu nutzen", sagt sie mit Blick auf ihre Notizen. Sportvereine, Trachtenvereine - "man müsste stärker zwischen den Vereinen netzwerken", ergänzt die Grafingerin Regina Offenwanger (SPD). Auch Thomas Huber und Angelika Obermayr finden ein Projekt, von dem Huber überzeugt ist: "Jedem anerkannten Flüchtling könnte ein Pate zur Seite gestellt werden, der ihm unsere Werte vermittelt und vorlebt", erklärt er. Zusätzlich können die Paten den anerkannten Flüchtlingen auch im Alltag unter die Arme greifen und "eine Art Ersatzfamilie sein", so Huber.

"Der erste Schritt zu den Arbeitsgruppen ist gelungen", berichtet Aschauer nach der Konferenz. Nun gelte es am Ball zu bleiben. "Ich bin nur der Vermittler", so Aschauer. "Jetzt ist wichtig, dass das eigentliche Engagement von den Leuten kommt."

© SZ vom 29.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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