Ebersberg:Unterirdisch kurz

Baustelle Stuttgart 21

Bekommt der Landkreis Ebersberg einen neuen Tunnel? (Symbolbild)

(Foto: dpa)

Die Kreis-Grünen bringen für die Steinhöringer Umgehung einen Tunnel ins Gespräch, eine bisher noch nie diskutierte Variante. Der Bürgermeister ist skeptisch, die Planungen stehen noch ganz am Anfang

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Geht es nach den Kreis-Grünen, verbringen die Autofahrer in den nächsten Jahrzehnten mehr Zeit im Untergrund: Drei Umgehungsstraßen im Landkreis könnten ihren Einschätzungen zufolge als Tunnel gebaut werden. Außer in Kirchseeon und Ebersberg ließe sich eine solche Variante auch in Steinhöring realisieren, so das Ergebnis einer gemeinsamen Sitzung der Kreistagsfraktion und des Kreisvorstands.

Der Tunnel wäre kaum mehr als einen Kilometer lang, es müsste also nicht eine vier Kilometer lange Trasse durch die Landschaft geholzt werden, so Grünen-Verkehrsexperte Philipp Goldner. "Wenn eine Chance bestünde, würde ich ja sagen. Aber das wird ins Leere laufen", sagt Bürgermeister Alois Hofstetter (CSU) zu dem neuen Vorschlag.

Er verweist auf die vergeblichen Bemühungen Ebersbergs, die Südumgehung in einen Tunnel zu verlegen. Dass nun ausgerechnet Steinhöring erfolgreicher sein könnte als die Kreisstadt, damit rechnet er nicht. Bei den Grünen sieht man das ganz anders. Denn im Vergleich zum Entwurf des Bundesverkehrswegeplans ist nun richtig viel Geld eingeplant für die Steinhöringer Umgehung. Gut 22 Millionen - das Sechsfache des bisherigen Betrags - sind vorgesehen, damit ließe sich eine Untertunnelung auf einem Kilometer Länge auf jeden Fall machen, sagt Philipp Goldner.

Ein Kilometer Tunnel kostet so viel wie vier Kilometer oberirdisch

Derzeit steht eine vier Kilometer lange oberirdische Variante im Bundesverkehrswegeplan, doch genauere Trassenplanungen gibt es noch nicht, wie der Bürgermeister unterstreicht. Fest steht nur, dass die Umfahrung zwischen dem Bahnhof und dem Örtchen Hintsberg an Steinhöring vorbei führen müsste, nur hier gäbe es noch Platz für eine oberirdische Trasse.

Die Planungen würden sicher aber noch einige Jahre in Anspruch nehmen, unterstreicht Hofstetter, in den nächsten zehn Jahren werde die Straße sicher nicht gebaut: "Da wird noch viel Wasser die Ebrach hinunter fließen." Eingestuft ist die Steinhöringer Umgehung im Bundesverkehrswegeplan, der noch im Herbst verabschiedet werden soll, als "weiterer Bedarf mit Planungsrecht", sie ist also nicht auf der Liste der Maßnahmen mit oberster Priorität.

In der selben Kategorie befindet sich die Kirchseeoner Umfahrung, über die schon seit vielen Jahren diskutiert und gestritten wird. Auf stolze 48 Millionen wird der Neubau laut aktueller Kalkulationen kommen; auch hier wäre laut Goldner nach wie vor ein Tunnel realisierbar. Und schließlich können sich die Grünen weiterhin eine dritte Tunnellösung vorstellen: für eine Nord-Süd-Umgehung von Ebersberg.

Ebersbergs Bundestagsabgeorndeter Andreas Lenz plant Großes

Die Idee dazu stammte schon vor Jahren von Philipp Goldner, weshalb das Projekt inzwischen weithin als Goldner-Tunnel bekannt ist. Hier kommt zwar nicht der Bundesverkehrswegeplan zum Tragen, weil es sich um die Umgehung einer Staatsstraße handeln würde, dennoch wäre laut Goldner auch hier eine Tunnellösung am sinnvollsten. Zwar habe der Stadtrat sich entschieden, die Pläne vorerst nicht weiter zu verfolgen, doch in einigen Jahren werde die Debatte sicher wieder geführt, so Goldner. Die Grünen wollen in den kommenden Monaten für ihre Ideen werben und auch ihr eigenes Mobilitätskonzept aus dem Jahr 2008 aktualisieren.

Doch auch Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz (CSU) will die Umgehungsstraßen im Landkreis demnächst etwas umfassender betrachten. Die einzelnen Maßnahmen sollten einmal aus überörtlicher Sicht bewertet, die Verkehrsströme genauer untersucht werden. Einiges von dem Verkehr durch den Landkreis habe sich bereits jetzt stärker auf den Norden und die A 94 verlagert, dies werde sich eher noch verstärken, wenn die Autobahn voraussichtlich 2019 durchgängig fertiggestellt werde, erläutert der Abgeordnete. Zudem sei geplant, bis 2018 die Lkw-Maut auf allen Bundesstraßen zu realisieren.

Faktoren wie diese müsse man auch bei der Planung von Umgehungen entlang der B 304 berücksichtigen. Wenn der Bundesverkehrswegeplan endgültig verabschiedet ist, will Lenz Vertreter der stark verkehrsbelasteten Städte und Gemeinden entlang der B304 sowie Fachleute von der Obersten Baubehörde und dem Staatlichen Bauamt Rosenheim an einen Tisch holen. Alois Hofstetter begrüßt die Initiative: Die ganzen "Ohrwaschl"-Umgehungen - also Straßen, die in dieser Form um die Orte herum führten - brächten schließlich allein immer nicht viel, sagt der Steinhöringer Bürgermeister: "Außer einen weiteren Weg nach München."

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