Ebersberg:Umweltsündern auf der Spur

Günter Ettenhuber 40 Jahre Naturschutzwacht.

Günter Ettenhuber war als Naturschutzwächter einer der Pioniere in Bayern. Dafür hat er nun seine eigene Gedenktafel - natürlich mitten im Wald.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Günter Ettenhuber ist der dienstälteste Naturschutzwächter Bayerns. Seit 40 Jahren macht er seine Rundgänge in Wald und Flur - nun wurde er mit einem neuen Naturdenkmal geehrt

Von Sandra Langmann, Ebersberg

Pflanzen, Skulpturen und Figuren aus verschiedensten Gesteinsarten befinden sich rund um das Haus von Günter Ettenhuber in Grafing. Wilde Gräser und bunte Blumen sprießen im großen Garten, während in der hinteren Ecke ein Brunnen plätschert. Hier kann nur ein wahrer Naturbursche zu Hause sein. Und so ist es auch. Der ehemalige Landschaftsgärtner Günter Ettenhuber hat es sich hier mit seiner gesamten Familie gemütlich gemacht.

Seine Leidenschaft ist es nicht nur, sich in der Natur zu bewegen, sondern sie auch zu erhalten. Aus diesem Grund ist er bereits seit 40 Jahren bei der Naturschutzwacht tätig. 1977 wurde diese in Ebersberg gegründet. "Ebersberg war der erste Landkreis und hatte noch vor München eine Naturschutzwacht", erklärt Ettenhuber. Er war von Anfang an dabei und ist damit dienstältester Naturschutzwächter Bayerns - noch. Denn nun, mit 78 Jahren, will Ettenhuber sein Ehrenamt abgeben. Die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts hat das zum Anlass genommen, ihn auf sehr individuelle Weise zu ehren: Eine besonders alte und schöne Eichengruppe am Rande des Landschaftsschutzgebietes "Dobelgebiet und Atteltal" wurde als neues Naturdenkmal ausgewiesen, es trägt den Namen "Naturschutzwacht-Eichen".

Vor 40 Jahren überreichte der damalige Landrat Remigius Streibl Ettenhuber und fünf weiteren Mitgliedern die Bestellungsurkunde. Auch eine Armbinde, die sie als Naturschutzwächter auswies, bekamen sie. Heute erhalten die Naturschutzwächter ein Abzeichen, so eines hätte er auch damals schon gern gehabt, sagt Ettenhuber. Damals wie heute ist ein zweiwöchiger Ausbildungslehrgang, in dem man so einiges über Umwelt, Ökologie, Pflanzen und Tiere lernt, notwendig. Dazu kommt nun eine Prüfung, erst dann gelangt man ins Bewerbungsverfahren der Naturschutzwacht.

40 Jahre lang drehte Ettenhuber als ehrenamtliches Mitglied seine Runden in dem Gebiet, für das er zuständig ist. Dazu gehören Glonn, das Brucker Moos, der Steinsee, der Kitzelsee und der Kastensee sowie der Egmatinger Forst. Zehn Monatsstunden sind im Sommer und fünf im Winter vorgesehen. "Doch eigentlich waren es bislang immer mehr." Bei seinen Rundgängen hat er sich nicht gerade beliebt gemacht, wie er sagt. Oft müsse er sich blöde Sprüche und Kommentare gefallen lassen, wenn er einen Umweltsünder auf frischer Tat ertappe, erzählt der 78-Jährige. Doch manchmal wurden die Anfeindungen auch massiver; selbst Drohungen blieben nicht aus, die er hin und wieder auch zur Anzeige brachte und vor Gericht ausdiskutieren musste. Vieles habe er sich über sich ergehen lassen, gebracht habe das alles aber nichts, so das eher bittere Resümee des Streiters für die Natur.

Jeder Verstoß, auf den er aufmerksam gemacht hat, bei denen die Behörden aber anschließend nichts machen können - oder, wie er vermutet, manchmal auch nicht wollen -, geht ihm sehr nahe. Vor 40 Jahren habe er sich vorgenommen, in seiner Zusammenarbeit mit dem Landratsamt wirklich etwas zu bewegen, auch mal unbequem zu sein. Er habe gehofft, deutlich machen zu können, dass man nicht überall seinen Müll abladen oder die kompletten Grünflächen versiegeln dürfe. "Vergeblich", wie er meint. Nach 40 Jahren sei er müde geworden, auf die Zustände hinzuweisen und dann doch wieder nur Spott dafür zu bekommen. "Alles wird legal. Die Natur spielt keine Rolle mehr", sagt er resigniert. Viele hätten keine Achtung mehr vor der Natur. Wege würden befahren, die für Autos verboten seien. Giftstoffe würden in Seen entsorgt, alte Reifen landeten im Wald. "Das Schönheitsempfinden fehlt", davon ist Ettenhuber überzeugt.

Johann Taschner ist seit 25 Jahren Sachgebietsleiter der Naturschutzbehörde Ebersberg und seit 32 Jahren im Naturschutz tätig. Er kann Ettenhubers Enttäuschung durchaus auch nachvollziehen. Als Naturschutzwächter wolle man mit gutem Beispiel voran gehen und die Menschen zum Umdenken bewegen. Wenn dann auch noch der Behörde die Hände gebunden seien, dann verliere man den Glauben an die Arbeit. Da gelte es dann auf den Gesetzgeber zu hoffen. "Doch die Naturschutzwacht ist unverzichtbar für die Umweltarbeit", ist Taschner überzeugt. Sie sei notwendig und habe sich auch bewährt. Derzeit seien 15 Mitglieder im Raum Ebersberg tätig, die ihre Arbeit sehr gut machten. Ettenhuber zeichne sich aber schon durch besonders großes Wissen aus: "Er kennt jedes Pflanzerl", sagt Taschner.

"Wir waren damals Pioniere", sagt Ettenhuber, der sich jetzt wieder intensiv seinem botanischen Meisterwerk, seinen Garten, widmen wird. Verstöße gegen das Umweltschutzgesetz findet man hier auf jeden Fall nicht.

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