Ebersberg:Touristenboom im Landkreis

Ebersberg: Was den Landkreis schön macht? "Hier ist es nicht so überlaufen", findet Wolfram Staude vom Tourismus-Verein Grafing. Und die Berge sind nah.

Was den Landkreis schön macht? "Hier ist es nicht so überlaufen", findet Wolfram Staude vom Tourismus-Verein Grafing. Und die Berge sind nah.

(Foto: Christian Endt)

Für 2015 verzeichnet die Statistik einen Rekordzuwachs bei den Übernachtungen. Neben Geschäftsreisenden kommen immer mehr Stammgäste

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Neuschwanstein, Oktoberfest oder Berge hat der Landkreis zwar nicht zu bieten, trotzdem wird er bei Touristen immer beliebter. Nach den nun vom Statistischen Landesamt ermittelten Zahlen war das vergangene Jahr sogar ein Rekord: Zwischen Januar und November wurden fast 175 000 Übernachtungsgäste zwischen Anzing und Aßling gezählt. Das entspricht einem Zuwachs von immerhin 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - und ist beinahe Oberbayern-Rekord: Nur im Landkreis Mühldorf stiegen die Übernachtungszahlen noch stärker.

Insgesamt kann die bayerische Tourismusbranche mit dem vergangenen Jahr hoch zufrieden sein. Ganze 31 Millionen Gäste und 82 Millionen Übernachtungen gab es von Januar bis November 2015 im Freistaat. Auf den Bezirk Oberbayern entfielen im selben Zeitraum 14,6 Millionen Gäste und 34,8 Millionen Übernachtungen. Sowohl bayern- wie oberbayernweit entspricht dies einer Zunahme bei den Gästen von 5,7 Prozent. Fast doppelt so stark ist hingegen die Zahl der Gäste im Landkreis Ebersberg gewachsen, die Zahl liegt mit 11,7 Prozent sogar beim mehr als Dreifachen des bayernweiten Wachstums von 3,5 Prozent.

"Wir sind positiv überrascht, wissen aber nicht genau, woran es liegt", sagt Augustinus Meusel, im Landratsamt zuständig für Wirtschaftsförderung und Tourismus. Der lange Sommer und der milde Herbst hätten sicher zu dem Anstieg beigetragen, so Meusel; warum die Übernachtungen im Landkreis aber überproportional gewachsen sind, darüber könne man nur spekulieren. Meusel vermutet, dass die relativ geringen Anteile an der Gesamtzahl der Touristen im Freistaat eine der Ursachen für den starken Ausschlag nach oben sein könnten. "Wenn ein Hotel erweitert wird oder neu aufmacht, macht sich das schon bemerkbar."

Bayernweit betrachtet bleibt Ebersberg eine kleine Nummer

Denn in absoluten Zahlen und im Vergleich zu anderen Landkreisen betrachtet, relativiert sich das Bild vom Tourismusboom. Gerade einmal 1,2 Prozent aller Übernachtungsgäste Oberbayerns entscheiden sich für ein Bett in Ebersberg. Zum Vergleich: Knapp acht Prozent aller Oberbayern-Touristen übernachten in München, sechs Prozent in Garmisch-Partenkirchen. Bayernweit steigt nur einer von 200 Touristen in Ebersberg ab. Dennoch habe der Landkreis viel zu bieten, sagt Meusel: "Man kann hier gut und günstiger als in München übernachten." Gleichzeitig sei die Landeshauptstadt schnell zu erreichen, auch ein Ausflug in die Berge sei von Ebersberg aus kein Problem.

Diese Vorteile betont auch Wolfram Staude vom Tourismus-Verein Grafing und ist überzeugt: "Der Landkreis ist vom Preis-Leistungs-Verhältnis attraktiver als München." Ebersberg sei schon seit Jahren beliebt bei Geschäftsreisenden wie etwa Messe-Besuchern, aber auch bei München-Touristen und Alpen-Ausflüglern. Wie Meusel nennt Staude die gute Anbindung sowohl an München als auch an die Naherholungsgebiete im Süden, verweist aber auch auf die Ebersberger Schönheiten: "Hier ist es noch nicht so überlaufen." Wer einfach einen ruhigen Urlaub verbringen möchte, sei besonders im Landkreis-Süden gut aufgehoben, wo der Tourismusverein private Zimmer vermittelt.

Bei den privaten Vermietern sei man sehr zufrieden mit der Saison, weiß Staude, und gerade in diesem Segment merke man eine Veränderung im Tourismusgeschäft. Zwar gebe es nach wie vor viele Geschäftsreisende, aber der Anteil der "echten" Touristen, die hier Urlaub machen wollen, steige stetig. Es gebe auch immer mehr Stammgäste. Staude führt dies zum einen auf die "Freizeit-Welle" zurück. Er versteht darunter beispielsweise Radtouren mit E-Bikes, die es auch ungeübten oder älteren Radlern ermöglichen, längere Touren zu fahren. Und gerade das sei im Landkreis sehr gut möglich. Aber auch die Weltlage könnte den Ebersbergern zugute kommen, meint Staude: Wenn es in klassischen Urlaubsländern wie Türkei oder Ägypten immer unruhiger werde, steige die Lust auf Urlaub in der Region.

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