Ebersberg:Teure Lücke

Kosten des evangelischen Gemeindezentrums Kirchseeon weit höher als erwartet

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Knapp ein Jahr ist Edzard Everts nun schon im Amt als Geschäftsführender Pfarrer der Ebersberger Kirchengemeinde, in den kommenden Tagen muss er den Mitgliedern eine ernste Mitteilung machen. Die Gemeinde, zu der neben Ebersberg auch Kirchseeon, Steinhöring und Hohenlinden gehören, hat einige finanzielle Probleme. Grund dafür ist vor allem der Bau des vor drei Jahren feierlich eingeweihten neuen Gemeindezentrums Kirchseeon. Dieses kostet wohl rund 240 000 Euro mehr als erwartet.

Ursprünglich hatte man mit Gesamtkosten von etwa einer Dreiviertelmillion Euro gerechnet. 200 000 Euro davon hatte die Landeskirche übernommen, die Marktgemeinde Kirchseeon bewilligte einen Zuschuss von 70 000 Euro. Den Rest brachte die Kirchengemeinde selbst auf, der größte Teil davon stammt aus dem Verkauf eines Grundstückes, aber es musste auch ein Darlehen aufgenommen werden. Dass diese Kredite nun um einiges höher ausfallen müssen, daran sei ausdrücklich "kein persönliches Versagen oder Prassen" schuld gewesen, darauf legt Pfarrer Everts Wert. Stattdessen liege die Ursache der finanziellen Klemme zum einen in den üblichen Baukostensteigerungen, die man wohl nicht genau genug vorherberechnet hatte. Außerdem fehlten in der ersten Kalkulation die Kosten für die barrierefreie Gestaltung des Platzes zwischen Kirche und neuem Gemeindehaus.

Ebersberg: Das vor drei Jahren eingeweihte neue Gemeindezentrum in Kirchseeon wird deutlich teurer als geplant.

Das vor drei Jahren eingeweihte neue Gemeindezentrum in Kirchseeon wird deutlich teurer als geplant.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Trotzdem ist Everts zuversichtlich, dass die Kirchengemeinde die Lücke bis Ende kommenden Jahres ausgleichen und die 240 000 Euro zurückzahlen kann. Dies soll zum einen durch Spenden der derzeit rund 3700 Gemeindemitglieder geschehen, Everts will darum in nächster Zeit verstärkt werben, auch wenn er einige Schwierigkeiten dabei sieht. "Eine solche Spendenaktion ist sicher einfacher vor Baubeginn", sagt Everts, wenn man etwa große Veranstaltungen mit Spenden-Skala oder ähnlichem machen kann, trotzdem hofft er auf rege Beteiligung der Kirchenmitglieder. Auch könne man möglicherweise weitere Zuschüsse erhalten.

Aber auch Einsparungen seien in den nächsten Jahren sicher nötig, damit habe man bereits begonnen. So gäbe es beispielsweise an der Ebersberger Heilig-Geist-Kirche einiges zu tun, die Buntglasfenster könnten eine Sanierung vertragen, genau wie die Fundamente. Allerdings würde dies geschätzte 200 000 Euro kosten, eine Ausgabe, die Everts lieber noch einige Zeit schieben möchte. "Es ist zum Glück nichts Dringendes, das Dach ist dicht und die Glocken läuten." Auch kleinere Reparaturen werden derzeit noch so lange wie möglich geschoben, etwa die Erneuerung des Verputzes an der Westfassade der Ebersberger Kirche oder der neue Anstrich der hölzernen Fensterrahmen des Gemeindehauses. Ebenfalls aus Kostengründen ist die Mesnerstelle derzeit nicht besetzt, "wir versuchen, das ehrenamtlich zu machen", sagt Everts. Das soll aber ausdrücklich die einzige Einsparung beim Personal bleiben, betont der Pfarrer. "Bei aller Finanznot, wir sind kein Wirtschaftsunternehmen, das seine Rentabilität steigert, weil es die Mitarbeiter nur als reinen Kostenfaktor begreift." Die Gemeinde solle "als verlässlicher Arbeitgeber wahrgenommen" werden. Daher könne er sich "eher eine Gemeinde ohne Gebäudebesitz" vorstellen, als am Personal zu sparen und etwa Stellen zu streichen. Weitere Grundstücke zu verkaufen, ist für Everts trotzdem allerdings nur die letzte Möglichkeit, die Klemme zu beseitigen. Zwar gebe es noch ein derzeit ungenutztes Grundstück, dieses zu veräußern sei allerdings nicht nachhaltig, "dann stehen wir in ein paar Jahren vielleicht wieder genauso da".

Ebersberg: Pfarrer Edzard Everts muss nach Einsparmöglichkeiten und Spendern suchen.

Pfarrer Edzard Everts muss nach Einsparmöglichkeiten und Spendern suchen.

(Foto: Endt)

Ebenfalls nicht gespart werden soll am Gemeindeleben, dieses sei "nicht eingeschränkt", sagt Everts. Dazu gehört auch, dass man die Doppelstruktur der Kirchengemeinde mit seinen beiden Zentren Ebersberg und Kirchseeon beibehalten will. Auch wenn dies, darüber ist man sich im Kirchenvorstand durchaus klar, ebenfalls einiges an Mehrkosten verursacht. Aber schließlich könne man "nicht in einer Gemeinde die Kirche und in der andern das Gemeindehaus zusperren", sagt Everts. Er hofft nun, dass die Einsparungen und Spendenaufrufe Wirkung zeigen, "damit wir bald wieder unsere Spenden für unseren Auftrag verwenden können und nicht für die neue Heizung oder für Wandfarbe".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: