Ebersberg:Sportlich investiert

Ebersberg: Die Photovoltaikanlage auf der Glonner Sporthalle ist ein Projekt der Bürgergenossenschaft.

Die Photovoltaikanlage auf der Glonner Sporthalle ist ein Projekt der Bürgergenossenschaft.

(Foto: Christian Endt)

Die Bürgerenergiegenossenschaft des Landkreises kann auf ein erfolgreiches erstes Jahr zurückblicken

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wintersport hilft beim Klimaschutz, zumindest wenn die neue Bürgerenergiegenossenschaft (BEG) die Sache in die Hand nimmt. Auf der ersten Versammlung seit der Gründung im vorvergangenen Jahr wurde vorgestellt, was die Genossen seit Ende 2013 schon auf die Beine gestellt haben und welche Projekte in der Planung sind.

"Ohne die Bürgerinnen und Bürger schaffen wir es nicht", so Landrat Robert Niedergesäß - übrigens Mitglied Nummer eins bei der BEG - bei der Begrüßung. Mehr als 100 sind es mittlerweile, die ein oder mehrere Anteile der Genossenschaft gekauft haben. Damit könne die BEG zusammen mit der Genossenschaft REGE der Kommunen, "Strukturen für die Energiewende im Landkreis schaffen." Dies sei auch bereits gelungen, lobte der Landrat, trotz "Veränderungen in Land und Bund, die die Energiewende nicht einfacher gemacht haben", konnten erste Projekte umgesetzt werden. Seit einem halben Jahr produziert die Photovoltaikanlage auf dem Dach des neuen Gebäudes des Glonner Wintersportvereins Strom. Auch das zweite Vorhaben der BEG hat mit Wintersport zu tun: die neue, energiesparende Kälteanlage im Eisstadion des EHC. Niedergesäß ging auch kurz auf kommende Projekte ein, so soll es bald ein virtuelles Kraftwerk geben, damit könnte der aus regionalen Biogasanlagen erzeugte Strom regional vermarktet werden. Auch die Rekommunalisierung der Stromnetze könnte ein Betätigungsfeld der Genossenschaft werden.

Dass es für die BEG in den kommenden Jahren noch viel zu tun gebe, sagte auch Vorstand Carl Behmer, er wies allerdings darauf hin, dass die Auswahl der Projekte nicht ganz einfach sei. Er hatte seinen Zuhörern eine Liste mit 16 Vorhaben, meist Solaranlagen, mitgebracht, welche in der Genossenschaft zwar überlegt, aber dann doch nicht umgesetzt wurde, "weil sie nicht rentabel waren." Auch derzeit ist wieder einiges in der Planung, unter anderem Photovoltaikanlagen für den neuen Ebersberger Wertstoffhof und die Turnhalle in Anzing, ein Nahwärmeprojekt in Moosach und die Beteiligung an der energetischen Sanierung der Kreisklinik Ebersberg. Profitabel könnte auch der Kauf alter Solaranlagen werden, für die noch die großzügigere Einspeisevergütung früherer Jahre gilt, sowie der Einbau und Handel mit Elektrospeichern.

Bereits jetzt sehr profitabel sei die Photovoltaikanlage auf dem Dach des WSV, erläuterte Behmers Vorstandskollege Fritz Gerneth und zwar für alle Seiten. Der Verein hatte sich eine Anlage gewünscht, diese aus eigenen Mitteln aber nicht bezahlen können, weshalb die Genossenschaft eingestiegen ist und rund 64 000 Euro investierte. Die BEG verpachtet den größten Teil der Kapazität an den Verein, denn nur durch den Eigenverbrauch könne die Anlage rentabel arbeiten, so Gerneth, der Rest des Stroms werde ins Netz eingespeist. Etwa 7300 Euro an Einnahmen erziele man in Glonn insgesamt pro Jahr, die Kosten für Unterhalt und Wartung betragen jährlich 1400 Euro, so dass die Anlage nach elf Jahren abbezahlt sei und Gewinn machen werde. Vielleicht sogar etwas früher, denn laut Gerneth lag die Strom-Ausbeute für die Monate Januar bis Juni etwa zehn Prozent über den Prognosen.

Gut entwickelt haben sich auch die Mitgliederzahl und das Kapital der Genossenschaft, erläuterte Vorstand Kurt Scholz. Gestartet war die BEG Ende 2013 mit 77 Mitgliedern und, da noch nicht alle ihre Anteile bezahlt hatten, einem Kapitalstock von 13 500 Euro. Zum Jahresende 2014 waren es bereits 99 Mitglieder, die im Schnitt zwei Anteile zu je 500 Euro gezeichnet hatten, abzüglich der Investitionen in die PV-Anlage in Glonn verfügt die Genossenschaft derzeit über 51 800 Euro an liquiden Mitteln für neue Projekte.

Lob kam auch von Max Riedl vom Genossenschaftsverband, der die Sitzung leitete. "Es ist einzigartig, was hier in Ebersberg entstanden ist, das muss jetzt auch mit dem gleichen Schwung weiter verfolgt werden." Der Ansatz mit den virtuellen Kraftwerken sei vielversprechend, "das ist das, was kommen muss, wenn man Energie aus der Region für die Region will." Die aktuelle Debatte um Lagerung von Atommüll zeige, wie wichtig das sei, so Riedl, "es darf keinen Stillstand bei der Energiewende geben." Den befürchtet BEG-Aufsichtsrat Werner Donath nicht, "trotz Unklarheiten in der Politik" werde man weitermachen, getreu einem Ausspruch des Genossenschafts-Vordenkers Friedrich Wilhelm Raiffeisen: "was einer nicht schafft, schaffen viele."

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