Ebersberg:Seiltanz mit der Todeskiste

Mithilfe der "Circus Company" werden Kinder zu Akrobaten, Zauberern und Clowns. Bei der Abschlussvorführung begeistern sie ihr Publikum

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Gelb-blau gestreift lugt die Spitze hinter dem Maisfeld hervor, das rechts von der schmalen Landstraße zwischen den Weilern Sigersdorf und Berg bei Ebersberg gelegen ist. Nach dem Feld noch einmal rechts abbiegen. Einige hundert Meter weiter steht man dann vor ihm und kann es in seiner ganzen stattlichen Größe bewundern: ein zirka 20 Meter hohes Zirkuszelt. Von Montag an haben die 57 Zirkuskinder des Kinderzirkus Animo vier Tage lang unter der Anleitung der Workshopleiter der "Circus Company" fleißig verschiedene Zirkusnummern eingeübt. Am Freitagnachmittag gab es dann die große Abschlussvorführung. Die Kinder hatten die Qual der Wahl, sich zwischen verschiedenen Zirkusdisziplinen zu entscheiden: Clownerie, Akrobatik, Zauberei, Seiltanz und Jonglage.

Maya hat sich für Seiltanz entschieden. "Ich bin die mit den rosa Flügeln gewesen", erzählt sie stolz nach der Aufführung. Zusammen mit zwei weiteren Mädchen balanciert sie über ein Drahtseil, das etwa 50 Zentimeter über dem Boden zwischen zwei Podeste gespannt ist. Sie tragen zarte Ballettröckchen und sind im Gesicht mit bunten Farben angemalt, die sie wie Schmetterlinge aussehen lassen. Mit ihren sechs Jahren gehört Maya zu den jüngsten Zirkuskindern. Die Podeste der Seiltanzvorrichtung reichen ihr bis auf Brusthöhe. Aber davon lässt sich Maya nicht beirren, klettert gekonnt auf eines der Podeste und balanciert mit Hilfestellung über das Drahtseil.

Ebersberg: Beeindruckend, was die Kinder in nur vier Tagen beim Ebersberger Ferienzirkus gelernt haben: Zum Beispiel apart über ein Seil zu balancieren.

Beeindruckend, was die Kinder in nur vier Tagen beim Ebersberger Ferienzirkus gelernt haben: Zum Beispiel apart über ein Seil zu balancieren.

(Foto: Christian Endt)

Klettern ist auch diejenige Sportart, die beim Verein "Leben Bewegt" unter der Leitung von Christian Schmidt, Veranstalter des Kinderzirkus, eine zentrale Rolle spielt. "Die Grundidee des Vereins ist kein Leistungsprinzip, sondern die Kinder sollen aus sich selbst heraus zur Bewegung motiviert werden", erklärt Schmidt. Dasselbe gelte für den Kinderzirkus, denn "neben Motorik und Balance fördert der Zirkus auf spielerische Weise Konzentrationsvermögen und Teamwork der Kinder. Vor allem soll aber der Spaß im Vordergrund stehen."

In diesem Jahr findet der Zirkus zum ersten Mal auf einem Feld des Schrankenschneiderhofes von Andrea und Toni Zeller statt. Deren Kinder Lisa und Maxi sind zwei der vier Jugendlichen, die nicht nur während der Proben und der Aufführung, sondern auch beim Auf- und Abbau des Zirkuszeltes eifrig mithelfen. "Die Arbeit mit den Kindern ist schön, da hilft man gerne mit", begründet die 15-jährige Lisa ihren Einsatz.

Auf der Seiltanzanlage sind mittlerweile drei als schwarze Raben verkleidete Mädchen. Eine von ihnen ist die zehnjährige Nina. Für sie ist es das erste Mal im Kinderzirkus. "Meine Freundinnen waren das letzte Jahr schon hier und die waren alle total begeistert", erzählt sie. Im Seiltanzen ist sie schon geübt, denn zu Hause haben sie eine Slackline. "Die benutzen wir immer im Urlaub."

Ebersberg: Erst wird die Todeskiste durchlöchert und nachher springen zwei Kinder quietschfidel heraus. Dafür gibt's Riesenapplaus.

Erst wird die Todeskiste durchlöchert und nachher springen zwei Kinder quietschfidel heraus. Dafür gibt's Riesenapplaus.

(Foto: Christian Endt)

Nach dem Seiltanzen wird es magisch. Eine geschlossene blaue Kiste wird in die Manege gebracht - die "Kiste des Todes". Von allen Seiten wird sie von mehreren Kindern, alle mit Zauberhüten auf ihren Köpfen, mit langen Stäben durchbohrt. Nachdem die Stäbe wieder entfernt wurden, wird die Kiste geöffnet - und heraus steigt der zehnjährige Timotheus. Das Publikum applaudiert. Aber halt: Ihm folgt ein Mädchen aus der Kiste. Die Zuschauer staunen nicht schlecht.

Für Timotheus ist es bereits das dritte Jahr im Kinderzirkus. "Letztes Jahr war ich in der Seiltanzgruppe und nächstes Jahr möchte ich Akrobatik ausprobieren", verrät er begeistert. Der Trick mit der durchbohrten Kiste hingegen bleibt sein Geheimnis. "Ein echter Zauberer verrät seine Tricks nicht!" Sein jüngerer Bruder Alexander ist auch dabei, schon zum zweiten Mal. "Ich konnte noch nie ein Rad schlagen. Aber jetzt kann ich es", verkündet er sichtlich stolz.

Das Programm der Circus Company wartet noch mit vielen weiteren Nummern auf: So versetzt ein Putztrupp aus Clowns das Publikum in eine Art Dauergelächter, Diabolos werden in die Luft geworfen und aufgefangen, Zauberer lassen den Zuschauerraum durch Knoten- und Bechertricks verblüfft zurück und es wird auf einer gelben "Sonnenkugel" balanciert. Das Highlight kommt zum Schluss: Die Kinder bauen aus sich selbst waghalsige verschiedene Pyramiden. Der lang anhaltende Applaus am Ende lässt die Kindergesichter erstrahlen.

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