Ebersberg:Rosemaries Rosenparadies

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Von "Molinar" bis "Rose de Resht": Auf 800 Quadratmetern hat die Familie Neumeier aus Hohenlinden einen üppigen Blütengarten geschaffen. Nun öffnet sie ihn erstmals für Besucher

Von Sandra Langmann

Ein verschnörkelter Torbogen, an dem rosarote Rosen empor ranken, führt in einen traumhaften Garten, der einem Märchenbuch entsprungen sein könnte. So müssen sich die Kinder im Kunstmärchen "Die Schneekönigin" des dänischen Dichters Hans Christian Andersen gefühlt haben, als sie die Sommertage im Garten zwischen den Rosenbüschen verbrachten und alles um sich herum vergaßen. 125 Rosenstöcke befinden sich im Garten der Familie Neumeier in Hohenlinden - 25 weitere im Hof zum Weinladen und Gästehaus. Die Farbtöne reichen vom zarten Rosa bis ins kräftige Purpur. "Diese Farben gefallen mir einfach am besten", erklärt die Besitzerin mit dem passenden Namen Rosemarie.

Seit zehn bis 15 Jahren widmet sie sich verstärkt ihrem Blumengarten, zuvor fehlte mit den Kindern einfach die Zeit. "Da waren nur vereinzelt Rosen auf dem Grundstück zu finden", bestätigt ihr Ehemann Josef Neumeier, und ein Gemüsegarten sei damals einfach wichtiger gewesen. Von dem ist nun nicht mehr viel zu sehen, denn die Rosen haben dessen Platz eingenommen. Und auch wenn Rosemarie Neumeier der Ansicht ist, keine freie Ecke mehr für einen weiteren Blumenstock zu haben, irgendwie lässt sich immer ein Weg finden. Sogar der Strommasten am Ende des Gartens ist mit Rosen bewachsen. "Dann macht auch der etwas her", ist die Gartenbesitzerin überzeugt. Eigentlich sei es langsam genug, aber sie könne einfach nicht nein sagen. "Für mich ist es fast wie eine Sucht. Wenn ich eine Rose sehe, muss ich sie einfach kaufen." Und so kann man Rosemarie Neumeier immer ganz leicht eine Freude machen, und eine Idee für ein Geburtstagsgeschenk ist schnell gefunden. "Alle schenken ihr Blumen", weiß Josef Neumeier aus Erfahrung.

Doch so viele Pflanzen benötigen auch dementsprechende Pflege. Jetzt zur Hauptblüte im Juni ist Rosemarie Neumeier gut zwei Stunden am Tag damit beschäftigt. Die Rosen müssen nicht nur täglich gegossen werden, sondern es müssen die Blüten zurückgeschnitten, das Unkraut gezupft und die abgeblühten Rosen entfernt werden - das nimmt einige Zeit in Anspruch. Doch Rosemarie Neumeier macht das gerne, was die zahlreichen Kratzer an ihrem Unterarmen beweisen, die von den Dornen stammen. "Das gehört halt dazu", sagt die Gärtnerin und lächelt, groß zu stören scheint sie das jedenfalls nicht. Ihr Mann bleibt von ihrer Gartenleidenschaft nicht verschont. "Wenn ich eine Idee habe, muss er sie umsetzen." Das scheint auch ganz gut zu klappen, denn am anderen Ende des Gartens steht ein idyllischer Rosenpavillon mit einem kleinen verschnörkelten Tischchen, an dem zwei Stühle platziert wurden. Unter jedem Baum befindet sich eine Sitzgelegenheit - mal sind es Stühle, mal eine kleine Sitzbank.

Die Rosen sind in dem großen Garten hinter dem Haus der Familie nach Farben geordnet und beginnen mit zartem Rosarot, gehen ins kräftige Pink über und reichen bis ins dunkle Rot. Darunter mischen sich einige wenige in hellen Lachsfarben. Es gibt auch eine kleine gelbe Ecke, doch blaue Blüten sucht man hier vergebens, wie Josef Neumeier erklärt. "Die gefallen mir auch einfach nicht", verteidigt sich Rosemarie Neumeier, die beim Rundgang durch ihren Garten alle ihre Blüten beim Namen nennt. Die Rose, mit den riesigen rosa Blüten am Eingang heißt Parole. Der französische Malerrosenstrauch, der an den Holzsteher der Veranda gepflanzt wurde, trägt den künstlerischen Namen Rose de Molinar und duftet besonders gut. "Die Duftrosen mag ich am liebsten", schwärmt Rosemarie Neumeier und zeigt dabei auf die Edenrose, auch bekannt als Weltrose. Damit die Pflanze ausreichend Schutz bekommt, wurde sie absichtlich unter dem Verandadach gepflanzt. Gleich daneben ragt die Jasmina Laguna zweieinhalb Meter in die Höhe. Erst nach zwei Jahren habe sie so richtig zu wachsen begonnen. "Denn da haben sich die Wurzeln fest im Boden verankert", erklärt Josef Neumeier, der ebenso wie seine Frau Gefallen an den Rosen gefunden hat.

Ein kleiner Brunnen da, ein hellblaues Vogelhäuschen dort und ein Zierkissen mit Rosenmotiven dürfen nicht fehlen. An der Liebe zum Detail und den vielen Feinheiten merkt man, dass mit der zeitintensiven Arbeit viel Leidenschaft verbunden ist. Zudem sollen Garten, Hof und Haus ein italienisches Flair vermitteln. Inspiriert vom Gardasee, wurden Familien- und Gästehaus in dunklem Gelb gestrichen, die Holz-Alu-Fenster bekamen ein sattes Dunkelgrün verpasst. So wollte sich das Ehepaar ein Stück Italien nach Hohenlinden holen.

Doch der farbenfrohe Garten ist nicht nur etwas fürs Auge, sondern auch für die Geschmacksknospen: Rosemarie Neumeier macht aus der Rose de Resht auch Rosensirup und Proseccogelee. Dazu kommen zahlreiche Beerensträucher, die sich farblich ins Bild fügen.

Das dachte sich auch der Gartenbauverein Hohenlinden, der die Familie fragte, ob sie nicht beim diesjährigen Tag der offenen Gartentür mitmachen wolle. Dieser findet nun am 25. Juni bereits zum 19. Mal statt und soll auch heuer wieder zum Austausch der Gartenliebhaber anregen, so Harald Käsbauer, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Ebersberg. Bislang habe man damit sehr gute Erfahrungen gemacht. "Jeder Garten hat seinen eigenen Charakter und ist etwas Dynamisches", erklärt Käsbauer und beteuert, dass ein schöner Garten nicht immer teuer sein muss. Oft stecke das Schöne im Einfachen. Und so einfach eine Rose auch sein mag, so kann sie doch eine ganze Menge zum Ausdruck bringen.

Der Rosengarten der Familie Neumeier in Karlsdorf 1 bei Hohenlinden ist am Sonntag, 25. Juni, von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen. Zu finden ist der Garten, indem man in Karlsdorf dem Wegweiser "Gästehaus Neumeier" folgt.

© SZ vom 21.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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