Ebersberg:Rochaden im Blitzlichtgewitter

Bei der gut besuchte Vernissage in der Galerie der Ebersberger SZ zeigen sieben herausragende Fotografen ihre Arbeiten zum Thema Schach

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Redaktion Schachausstellung

Georg Schweiger (links) von der Baldhamer Schach- und Kulturstiftung führt in die Fotoausstellung in der Galerie der Ebersberger SZ ein. Zu sehen sind noch bis 9. Juni künstlerische Interpretationen des Themas Schach.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Noch bei keiner der zahlreichen Vernissagen in der SZ-Galerie wurde so häufig fotografiert wie bei der am Freitag. Was kein Wunder ist, schließlich hatten sich sieben herausragende Vertreter der Lichtbildner-Zunft versammelt, um ihre Arbeiten zum Thema Schach zu zeigen. Nun dokumentierten sie den Abend.

Ende vergangenen Jahres waren diese und andere Fotoarbeiten in Bad Aibling ausgestellt worden. Veranstalter war die Baldhamer Schach-und Kulturstiftung G.H.S., deren Vorsitzender Georg Schweiger sowie die Kunsthistorikern Natascha Niemeyer-Wasserer auch die kleine Ausgabe in der SZ begleiteten.

Da Bad Aibling von Ebersberg aus gesehen etwas weit vom Schuss ist, hatten seinerzeit nur wenige Besucher aus dem Landkreis die Schau gesehen; so entstand die Idee, einen Teil noch mal zu präsentieren. Neben Besuchern aus Baldham und Markt Schwaben - der Sohn spielt im Schachclub - fand sich auch Norbert Neugebauer vom Landratsamt in der Redaktion ein; nicht ohne zu betonen, dass er nicht als Vertreter der Behörde, sondern "ganz privat" gekommen sei. Vom Kunstverein ließen sich Eugenie Meyden, Edith Immich und Maja Ott, die zuvor in der Alten Brennerei "Dienst getan hatte", wie sie erzählte, blicken, sowie freilich Hannelore Sahm, Schweigers Frau, die die Schau mitgestaltet hatte.

Ebersberg: Bereits die erste Ausstellung der Schachfotos in Bad Aibling lockte viele Besucher an.

Bereits die erste Ausstellung der Schachfotos in Bad Aibling lockte viele Besucher an.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Die Fotografen nahmen sich viel Zeit, den Besuchern Idee und Entstehung ihrer Werke zu erklären: Von Martin Weiand erfuhr man beispielsweise, wie man Wassertropfen schleudern muss, um so bizarre Momentaufnahmen wie seine an Dame, König und Läufer erinnernden Figuren zu bekommen. Das Motiv von SZ-Fotograf Christian Endt, der an dem Abend nicht da sein konnte, interpretierte Georg Schweiger in seiner Einführungs als "philosophisch", da Endt ein Blitzturnier in extremer Langzeitbelichtung fotografiert und so eine Metapher für Vergänglichkeit geschaffen habe. Ottilie Gaigl hat Schach als das dargestellt, was es eben auch ist: Krieg! Viel Beifall fanden auch Heidi Schmidingers tanzender Figurenreigen und Bjarne Geiges' originelles grafisches Spiel mit König und Schachbrettmuster.

Um Thomas Hümmlers Text zu den beiden historischen Schachzügen, die er darstellt, zu begreifen, muss man sich in der Materie auskennen. Für alle jene, die da nur Bahnhof verstehen, bleibt der ästhetische Reiz. Dominic Hausmann spielt mit der Doppeldeutigkeit. So zeigt er für den Turm einen Jägerstand, als Vertreter der Bauern wählte er ein Selbstporträt - mit allerdings wenig opferbereiter Miene. Den Siegeszug des Computers setzt SZ-Fotograf Peter Hinz-Rosin in Szene, indem er das legendäre Turnier zwischen HAL-9000 und Pilot Frank Poole aus dem Film "2001, Odyssee im Weltraum" in PC-gerechter Abstraktion darstellt.

Ebersberg: Eine Reminiszenz an den Filmklassiker "2001: A Space Odyssey" von Stanley Kubrick und ein Bezug zum ersten von einem Computer gegen einen Menschen gewonnenen Schachspiel ist dieses Foto von Peter Hinz-Rosin

Eine Reminiszenz an den Filmklassiker "2001: A Space Odyssey" von Stanley Kubrick und ein Bezug zum ersten von einem Computer gegen einen Menschen gewonnenen Schachspiel ist dieses Foto von Peter Hinz-Rosin

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Sowohl bei dieser Ausstellung als auch bei anderen Veranstaltungen der Schach-und Kulturstiftung handele es sich um einen neuen Zugang zum Thema, wie Schweiger ausführte. Nicht um die Abbildung von Großmeistern gehe es hier, sondern um das Phänomen Schach in der Kulturgeschichte. Die etwa 30 Besucher staunten über die hohe Zahl der Begriffe aus dem Schach, die tagtäglich in Medien und Alltagssprache Eingang finden, über die zahllosen Motive in Bildender Kunst und Literatur. So erfuhr man, dass Scheherazade ihren Sultan nicht nur durch Vorlesen, sondern auch beim Schach mattgesetzt hat.

Von Mattigkeit war indes an dem Abend nichts zu spüren, im engen Redaktionsflur fand höchstens die eine oder andere "Rochade" statt.

Die Ausstellung Schach und Fotografie in der SZ Ebersberg, Ulrichstraße 1, dauert bis 9. Juni, geöffnet Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr, Sonn- und Feiertag 11 bis 17 Uhr, Samstag und an Tagen vor einem Feiertag geschlossen.

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