Ebersberg:Reizvolle Herausforderung

Der Baldhamer Jazzpianist Claus Raible und ein internationales Ensemble namhafter Solisten präsentieren demnächst im Alten Kino Ebersberg ungewöhnlichen Bebop.

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Claus Raible trägt beim Pressetermin im Alten Kino Wollschal und Lederjacke, aber weder Hut noch Kappe wie etwa sein bewundertes Vorbild, Thelonious Monk. "Solange ich noch alle meine Haare habe, brauche ich das nicht", sagt er und lacht. Und eine "Dienstkleidung" für Jazzpianisten gebe es schließlich nicht. Mit seiner Bop-Kestra (von Bebop und Orchestra) genannten zehnköpfigen Formation beschert der 1967 geborene Baldhamer Jazzpianist und Bandleader den Jazzfreunden am Donnerstag, 12. März, im Alten Kino außergewöhnlichen Musikgenuss.

Raibles "Tentett" hatte 2009 in der Münchner Unterfahrt ein erfolgreiches Debüt und ist seitdem international unterwegs. Dabei ist die Besetzung mit sieben Bläsern und einer Rhythmusgruppe aus Bass, Klavier und Schlagzeug eher ungewöhnlich. Mit zwei Trompeten, zwei Posaunen und drei Saxofonen unterscheidet sie sich von der üblichen sechzehnköpfigen Big Band.

Die Art der Orchestrierung zwischen Combo und Big Band habe für ihn ihren Reiz, sagt Raible. "Man erhält sich die Beweglichkeit eines kleinen Ensembles, hat aber die Möglichkeiten einer großen Band". "Challenge" nennt er das, eine echte Herausforderung. "In einem Orchester hat man komplette Sätze, hier bleibt manches unvollständig, da aber die Musik trotzdem komplett klingen soll, muss man die fehlenden Stimmen arrangieren", erklärt der Musiker.

Der Bebop entwickelte sich zu Beginn der 1940er Jahre und löste den Swing als dominierende Musikrichtung ab. "Mich fasziniert der harmonisch, melodisch und rhythmisch komplexe Stil des Bebop", sagt Raible, der auch im Blues zu Hause ist. Stride habe er auch mal gespielt, aber seit längerer Zeit sei es vor allem der Bebop, dem seine Leidenschaft gehöre.

Ebersberg: Der Baldhamer Jazzpianist Claus Raible wird nächsten Donnerstag im Alten Kino seine Bop-Kestra genannte Formation vorstellen.

Der Baldhamer Jazzpianist Claus Raible wird nächsten Donnerstag im Alten Kino seine Bop-Kestra genannte Formation vorstellen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Programm der Formation besteht aus einer Auswahl von Originalkompositionen und Bearbeitungen von Jazz-Standards und Bebop-Klassikern. Es sind Stücke, die in dieser Besetzung noch nie aufgeführt wurden, berichtet Raible. Darunter Kompositionen von Claus Koch und Brad Leali. Aus dem Great American Songbook sei kaum etwas dabei, dafür aber Filmmusik von Bronislaw Kaper, der unter anderem die Musik zur "Meuterei auf der Bounty" aus dem Jahr 1962 geschrieben hat. "Follow me" heißt einer der Titel aus diesem Film. Raible hat die Musik neu arrangiert - so wie die anderen Stücke. Wobei arrangieren hier fast soviel bedeute wie komponieren.

Die Band besteht aus herausragenden Solisten mehrerer Nationen: Florian Jechlinger und Steve Fishwick spielen Trompete, Mathias Götz und Johannes Herrlich Posaune, Brad Leali und Claus Koch sind mit Alt- und Tenorsaxofon vertreten, Michael Lutzeier bläst Baritonsaxofon und Georgios Antoniou zupft Kontrabass. Darrell Green spielt Schlagzeug. Die Musiker kommen aus Deutschland, Griechenland, Österreich, den USA und Großbritannien.

Als Bub hörte Claus Raible Jazz im Radio, Musik von Duke Ellington und Count Basie faszinierte ihn. Im Alter von elf Jahren begann er Trompete zu spielen, drei Jahre später kam das Klavier hinzu, es wurde sein Instrument. Raible studierte an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz, begleitete Musiker wie Art Farmer oder Mark Murphy, gründete eigene Ensembles. Nach Abschluss des Studiums lebte er für ein Jahr in Wien, wo er sein erstes Solokonzert für den ORF spielte. Danach ging es nach New York City, wo er das Claus Raible Sextet gründete. Seit 1998 ist Baldham wieder Hauptwohnsitz. Claus Raible unterrichtet an der Münchner Musikhochschule. Er gastierte bei den Rathauskonzerten Vaterstetten und stieß irgendwann auch zur Grafinger Jazz-Initiative, zunächst als Zuhörer. Nun wird er dem im Landkreis in ungeahnte Höhen strebenden Jazz mit seiner Kunst noch mehr Auftrieb geben.

Claus Raible und sein Bo-Kestra spielen am Donnerstag, 12. März, 20.30 Uhr, im Alten Kino Ebersberg. Karten für den Abend können unter Telefon (08092) 255 92 05, unter www.kultur-in-ebersberg.de oder im Alten Speicher bestellt werden. Haus und Gastronomie öffnen um 19.30 Uhr.

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