Ebersberg:Porzellan, Holz und Malerei

Ebersberg: Eleonore Fischer bekommt für ihre Porzellanstele "Terra Bavariae" den 1. Preis, Peter Dubina (r) kommt auf Platz 3, Andreas Mitterer vom Kunstvereins.

Eleonore Fischer bekommt für ihre Porzellanstele "Terra Bavariae" den 1. Preis, Peter Dubina (r) kommt auf Platz 3, Andreas Mitterer vom Kunstvereins.

(Foto: Endt)

Bei der Finissage der Mitgliederausstellung des Kunstvereins werden die Publikumspreise verliehen

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Andreas Mitterer vom Vorstand des Kunstvereins Ebersberg fasst sich kurz: "Jetzt geht's um Ruhm und Ehre und Kohle", sagt er, bevor er die Publikumspreise vergibt. Die durften in den vergangenen Wochen die Besucher der Mitgliederausstellung per Stimmzettel auswählen. Der dritte, wie immer von der Künstlerbedarfsfirma Boesner gestiftete Preis über 400 Euro geht an den Pfaffinger Maler Peter Dubina für sein Bild "nebenan". Den zweiten Preis, der mit 500 Euro dotiert ist, erhält Silvia di Natale für ihre Holzplastik "Olma geht aus (einander)". Auf Platz eins setzten die Besucher die filigrane Porzellanarbeit "Terra Bavariae" der Keramikerin Eleonore Fischer aus Kirchseeon. Ihr Preisgeld, gestiftet von der Sparda-Bank, beträgt 700 Euro. Die Preisträger sind gerührt, strahlen. Nur Silvia di Natale ist nicht zur Finissage gekommen. Vielleicht hat sie nicht mit diesem Erfolg gerechnet.

Für die Verleihung hat man sich den letzten Sonntag der Ausstellung und die letzte Stunde der Galerieöffnung ausgesucht. "Noch nimmt das Wettbüro Tipps an", sagt Mitterer und lacht. Kurz vor 18 Uhr jedoch heißt es: Rien ne va plus! Entsprechend hektisch ist die Atmosphäre. Einige der Künstler haben schon damit begonnen, ihre Bilder abzuhängen und einzupacken, viele der Anwesenden haben es sich draußen im Klosterbauhof gemütlich gemacht. Dabei hätte der Auftritt von Gitarrist Jeremy Teigan, Bassist Tobias Mückenberger und Sänger Francesco Ciccarelli, der mit wunderbar angerauter Stimme und im Stil italienischer Cantautori das Publikum unterhält, deutlich mehr Beachtung verdient.

Peter Dubina ist Berufsmaler und betreibt in Pfaffing den "Kunsthof", eine Mischung aus Malschule, Atelier und Begegnungsstätte. Er hat an der Kunstakademie Nürnberg studiert und lebt seit fünf Jahren in Wasserburg. Dieses Jahr, im Dezember, wird er in der Rathausgalerie Ebersberg ausstellen. Sein Acrylgemälde "nebenan" offenbart Naturschönheit auf den zweiten Blick. "Ich stelle gerne dar, was übersehen wird, Unkraut am Wegesrand etwa", sagt Dubina. Übergroß, in matten herbstlichen Farben, welche schon die Vergänglichkeit in sich tragen, malt Dubina die Schafgarbe, ein Heilkraut, das wohl eher selten einem Maler Modell steht. Das starke Gegenlicht, das Dubina seiner Malerei verleiht, lässt die weißen Blüten der Pflanze transparent erscheinen, die feinen Stiele der Korbblütler scheinen auseinander zu fliegen. Nichts ist von Dauer, Schönheit ist eine Sache des Augenblicks. Peter Dubina freut sich über den Preis. "Es tut gut, wenn man etwas geschaffen hat, das viele Menschen berührt", sagt er.

Silvia di Natales lebensgroße ausdrucksstarke Holzplastik im Foyer ist Gegenstand angeregter Unterhaltung. Die Betrachter fragen sich, wie die Geste der weiblichen Figur, die ihre Linke wie zum Gruß erhebt, gedeutet werden kann. Ist es ein Winken, ein Abschiednehmen? Will sie sich gar an die Stirn tippen und der Welt den Vogel zeigen?,fragt eine Besucherin.

Auch Eleonore Fischers Porzellanplastik liefert jede Menge Gesprächsstoff. "Viele denken, dass die Arbeit aus Stoff oder aus Papier besteht", sagt Fischer, die in den vergangenen Jahren schon den dritten und den zweiten Publikumspreis gewonnen hat. Ihre schwarz gerahmte Stele hat zwei Seiten. Eine große Zahl hauchdünner Porzellanplatten, jede einzelne geformt und gebrannt und mit Metalloxiden und Farbpigmenten versetzt, hat sie zu einer zerbrechlichen, abstrakten Landschaft, einer Komposition wie aus Blätterteig geschichtet. Die Idee zum Titel, "Terra Bavariae", wurde geboren bei einer Fahrt der Fischers über Land, zu einer Ausstellung in Schrobenhausen. Es war im Juni oder Juli. Die Weizenfelder waren gelb, alles blühte, hell leuchtete das Grün, blau wölbte sich der Himmel über sanftem Hügelland: bayerisches Land wie aus dem Bilderbuch. Der Begriff "Terra Bavariae" wurde schon im 15. Jahrhundert in der Geschichtsschreibung zur Darstellung der Ländereien, welche die Wittelsbacher besaßen (damals gab es noch kein Land Bayern) verwendet, unter anderem von einem Ebersberger Abt mit Namen Veit, berichtet Peter Fischer, der den Titel der Porzellanstele in historischen Schriften recherchiert hat. Eleonore Fischer jedenfalls freut sich auch dieses Mal über die Anerkennung. Ruhm hat sie schon. Was sie mit dem Geld macht? Sie überlegt nicht lange. "Neues Material kaufen natürlich", sagt sie.

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