Ebersberg:Neues aus der Provence

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Vorpremiere geglückt: Alfons präsentiert sein noch unbenanntes Programm, ein sehr unterhaltsames, in weiten Teilen autobiografisches Stück Kabarett, im Alten Kino in Ebersberg

Von Max Nahrhaft, Ebersberg

Alfons schaut in die Sterne und sieht die ganze Schönheit der Welt vor sich. Er steht auf einem abgelegenen Bauernhof und blickt in den klaren Nachthimmel der Provence über sich. Neben ihm sitzt ein alter Mann, der unablässig Schweinsohren verschlingt. Mit der Zeit lernen sich die beiden besser kennen, und es entsteht eine innige Freundschaft.

Alfons erzählt in seinem neuen Bühnenprogramm davon, wie er seine Schulferien auf einem Bauernhof in Südfrankreich verbrachte, und schildert sehr amüsante und witzige Begebenheiten, die er dort erlebte. Im Alten Kino fand nun die Vorpremiere dieses noch namenslosen Programms statt. Der Kabarettist begründet auch, warum er sich genau Ebersberg für diese unvollendete Uraufführung ausgesucht hat: "Als ich das allererste mal hier war, hat es einfach gefunkt, das Publikum ist super und die Stimmung überwältigend. Ich kann mich hier immer auf einen warmherzigen Empfang freuen - das finde ich wichtig, wenn man ein Stück zum ersten Mal spielt."

Den Abend beginnt Alfons mit aktuellen Geschehnissen und bedient dabei Vorurteile zur deutsch-französischen Freundschaft, arbeitet sich mit seinem ulkigen Akzent an Klischees über beide Kulturen ab. "Ihr Deutschen seid so korrekt. Ihr habt sogar extra eine Software erfunden, um eure Autos zu manipulieren, wir Franzosen hätten einfach den Abgasprüfer bestochen.", stellt der Franzose belustigt fest.

Danach ziehen sich wahre Geschichten aus seiner eigenen Kindheit und Jugend wie ein rot-weiß-blauer Faden durch das Programm. Im kabarettistischen Genre ist Alfons einer der wenigen Künstler, die so privat aus seinem eigenen Leben plaudern. Mit viel Hingabe und Emotion schafft er es, in jeder Anekdote eine Pointe zu finden, und bringt das Publikum zum Lachen. Das ist auch seine Motivation: "Ich will, dass die Leute Spaß haben. Mir ist es nicht wichtig, eine Botschaft zu vermitteln, ich möchte unterhalten. Wenn jemand über das, was ich sage, tiefgründiger nachdenkt, freut mich das aber auch."

Eigentlich wollte er als Junge aussehen wie Paul McCartney, erzählt Alfons bei der Vorpremiere seines Programms im Ebersberger Alten Kino. (Foto: Christian Endt)

Alfons Geschichte beginnt in seiner Heimatstadt Paris, wo er seine Kindheit zwischen Schule und dem "Maison de la Radio", dem Funkhaus, verbringt. Wegen seinen asthmatischen Anfällen empfiehlt ihm ein Arzt, die Ferien auf dem Land zu verbringen, weil ihm die frische Luft gut tue. Die Zeit auf dem dortigen Bauernhof wird sein Leben und den Abend prägen.

In jungen Jahren war der Kabarettist auch großer Fan der Beatles. "Ich will, dass ich wie Paul McCartney aussehe", befiehlt der neunjährige Alfons seinem Friseur. Heute erinnert er rein äußerlich nicht mehr sonderlich an den legendären Beatles-Frontmann. Auf der Ebersberger Bühne steht er mit hoher Stirn unter schütterem Haar in seinem typischen Outfit: Turnschuhe, deren Spitzen in zwei entgegengesetzte Richtungen deuten, ein tiefbraune Hose, ein farblich undefinierbares Polohemd, darüber eine orangene Trainingsjacke. Diese immer gleiche und charakteristische Kleiderwahl wird von einem spitzbübischen Grinsen des Franzosen gekrönt, wobei seine beide Vorderzähne überdeutlich zum Vorschein kommen.

Zwischendurch lockerte Alfons den Abend immer wieder mit äußerst amüsanten Kurzfilmen auf: Mit seinem übergroßen Puschelmikrofon führt er darin unterhaltsame Interviews oder berichtet von obskuren Anlässen. Zum Beispiel hat er an einem Fahrkartenautomatenschulungsseminar der Deutschen Bahn für Rentner teilgenommen, wobei sich die Veranstaltung als genauso kurios und überflüssig herausstellt wie ihr Namen vermuten lässt. Alfons: "Ich war echt überrascht, was es in Deutschland alles gibt."

Mit seinem Puschelmikrofon führt Alfons absurde Interviews und besucht Veranstaltungen wie ein Fahrkartenautomatenschulungsseminar für Rentner. (Foto: Endt)

Auf politische oder gesellschaftliche Themen geht Alfons zwar eher weniger ein, aber für jeden, der einen unterhaltsamen Abend mit leichtem, charmantem und herzlichem Kabarett erwartet, ist das neue Programm von Alfons genau das Richtige. Obwohl er daran sicher noch einige Feinheiten verändern wird, ist der neue Wurf des Franzosen auf jeden Fall sehenswert. Im Alten Kino greift er den Umstand der Vorpremiere des öfteren selbstkritisch auf und spielt mit seiner eigenen Unvollkommenheit - was dem Publikum große Freude bereitet. Etwa, wenn Alfons sich selbst immer wieder kurz unterbricht, um die Reaktion der Zuschauer auf bestimmte Pointen zu notieren. Erst im April findet die offizielle Premiere in Hamburg statt, spätestens dann wird das neue Programm wohl nicht nur einen sympathischen roten Faden, sondern auch einen Namen haben.

© SZ vom 22.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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