Ebersberg:Mord im Unterholz

Ursula Hahnenberg Krimiautorin am Aussichtsturm.

Hier könnte es passiert sein! Der "Tatort" in Ursula Hahnenbergs erstem Kriminalromans liegt nur wenige Meter vom Ebersberger Aussichtsturm entfernt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ursula Hahnenberg, Autorin aus Forstinning, hat ihren ersten Krimi geschrieben. Nächsten Mittwoch stellt sie den Roman "Teufelstritt" im Markt Schwabener Oberbräu vor.

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Es ist fünf Uhr früh, der Tag verspricht heiß zu werden. Bleich ragt der Aussichtsturm aus den Wipfeln und Baumkronen des Waldes, darüber wabert Dunst, der sich bald auflösen wird. Nichts regt sich, als die junge Försterin Julia Sommer ihren Ansitz erklettert. Unheimlich ist die Stille an diesem sonnigen Morgen. Auf einmal tritt ein Reh auf die Lichtung. Julia Sommer zielt und erlegt das Rotwild. Als sie sich jedoch auf den Weg zu ihrer Jagdbeute macht, fallen zwei weitere Schüsse. "Wilderer", denkt sie im ersten Moment - gerade haben auch im echten Leben welche zugeschlagen - und schaut sich nach den Frevlern um. Und da entdeckt sie die Leiche. Es ist ihr Chef Ludwig, der Waldbesitzer, für den sie seit kurzer Zeit arbeitet.

"In meinem Buch habe ich das Revier der Staatsforsten in privaten Waldbesitz umgewandelt", sagt die Forstinninger Krimi-Autorin Ursula Hahnenberg bei einer Begegnung am "Tatort", wenige Meter nördlich vom Aussichtsturm. Bei der Forstverwaltung braucht sich also niemand vor einem Hinterhalt zu fürchten. Der Turm spielt eine zentrale Rolle in ihrem ersten Krimi, der in ein paar Tagen auf den Markt kommt. Hahnenberg, die in Weihenstephan Forstwirtschaft studiert hat, zeigt auf eine Stelle zwischen Buchen und jungen Fichten. Fast jeder Baum trägt hier eine Gedenktafel mit Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten. Eine Idylle, umweht vom Hauch des Todes. "Hier könnte es geschehen sein", sagt die 42-Jährige, die sich nach Studium und Forst-Praktikum fürs Schreiben entschieden hat und heute als freie Autorin und Lektorin tätig ist. "Ich bin gerne im Wald", erzählt sie. Da könne einem zwar schon mal ein wenig bange werden, "aber das Unheimliche daran ist der Mensch, nicht der Wald."

Ihr erster Krimi trägt den Titel "Teufelstritt". Dieser nimmt Bezug auf eine mittelalterliche Sage, die es in Bayern gleich an zwei Orten gibt - in der Münchner Frauenkirche und in der Kirche Mariä Empfängnis in Zulling bei Landau in Niederbayern, wo Hahnenberg aufgewachsen ist. Der Sage nach gab es dort an der Isar eine Burg mit Kirche. Die wurde eines Tages ausgeraubt. Doch die Strafe folgte auf dem Fuß: Beim Sprung aus dem Fenster wurde der Räuber vom Blitz erschlagen. Seitdem, so erzählt man sich, wächst in den zurückgebliebenen Fußabdrücken kein Gras mehr. "Ich habe das Dorf Zulling hierher verlegt nach Grafenried", sagt Hahnenberg und lacht herzhaft. Dieses Dörfchen am Rande des Ebersberger Forstes hat sie ebenso frei erfunden wie die handelnden Personen. Alle anderen Gemeinden, die im Buch vorkommen, etwa Ebersberg und Erding, tragen im Roman ihre echten Namen.

Nach dem Leichenfund beginnt für Julia Sommer der Albtraum erst richtig: Sie war am Tatort, hatte ein Gewehr und wurde zudem von zwei walkenden Frauen beobachtet, als sie wegrannte. Sie hat den Leichnam angefasst und hat nun Blut an den Händen. Man erzählt sich im Dorf auch, dass sie Streit mit ihrem Vorgesetzten gehabt haben soll. Als Hauptverdächtige hat sie nur eine Chance: Sie muss herauskriegen, wer der Täter oder die Täterin ist. Doch dabei gerät auch sie in höchste Gefahr. Kann ein Blick in die Vergangenheit helfen, das Rätsel zu lösen und ihre Unschuld zu beweisen? Es folgen, ganz klassisch, Showdown und Auflösung.

Hahnenbergs Heldin gehört in das Genre der Einzelkämpferin. Ihre Eltern hat sie früh verloren, weshalb der Wald für sie ein Stück Heimat bedeutet, denn schon ihr Vater war in Grafenried Förster, erzählt die Autorin. Julias Geschichte hat sie als parallele Handlung in Briefform und Kursivschrift gepackt. Beide Erzählstränge führen am Ende zusammen. Julia Sommer ist geschieden, hat einen Sohn und lebt mit ihrer Großmutter zusammen. Und sie steigt gern auf den Aussichtsturm. Gemeinsamkeiten zwischen Autorin und Heldin gebe es nicht, sagt Hahnenberg, schon gar nicht, wenn es um den Turm geht. "Ich geh da nicht gern rauf, ich habe ein bisschen Höhenangst", gesteht sie. Der nächste Fall für Julia Sommer ist übrigens fast fertig. Eine Hauptrolle spielt darin - ein Wolf.

"Teufelstritt" von Ursula Hahnenberg erscheint am Montag, 20. Juni, als Goldmann-Taschenbuch. Am Mittwoch, 22. Juni, 19.30 Uhr, wird die Autorin im Wirtshaus im Oberbräu in Markt Schwaben lesen. Ihre Kurzgeschichte "Wolfskind" ist bereits für den Ralf-Bender-Preis nominiert.

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