400 Meter können ganz schön lang sein. Zumindest wenn es um die 400 Meter Luftlinie zwischen Laufinger Allee und Oberlaufing geht. Denn dazwischen verläuft die B 304, und wer diese mit dem Auto überqueren will, muss eine mehrere Kilometer weite Strecke über Oberndorf und Unterlaufing fahren. Grund dafür ist, dass die einzige Brücke in diesem Teil der Ebersberger Südumfahrung seit mehr als einem Jahr unpassierbar ist. Nun haben zwar die Reparaturen begonnen, der Weg zwischen Oberlaufing und Ebersberg wird aber wohl noch mindestens ein halbes Jahr lang ein Umweg bleiben.
Begonnen hat der Ärger im Sommer vergangenen Jahres. Damals senkte sich der moorige Boden rund um die Brücke. Bis zu einem Meter betragen nun an manchen Stellen die Höhenunterschiede. In der Folge bildeten sich große Risse und tiefe Löcher im Straßenbelag der Zufahrtsrampen, einige der Treppenaufgänge sind durch die Verschiebung abgerissen. Da die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben war, veranlasste das zuständige staatliche Bauamt Rosenheim die Sperrung der Brücke. Wie es aus der Behörde damals hieß, gehe man davon aus, dass beim Bau der Dämme, auf denen die Zufahrten verlaufen, Fehler gemacht wurden. So sei wohl der sumpfigen Bodenbeschaffenheit nicht ausreichend Rechnung getragen worden. Schon damals war aber auch klar, dass das Straßenbauamt - und damit letztlich der Steuerzahler - auf den Kosten für die Reparatur der Schäden sitzen bleiben würde. Denn nach fünf Jahren endet laut Gesetz die Garantie für Bauten, die sogenannte Gewährleistungspflicht. Da die Brücke bereits 2009 gebaut wurde und die Schäden erst 2015 auftraten, kann die verantwortliche Baufirma nicht mehr haftbar gemacht werden.
Die Summe, um die es dabei geht, ist durchaus beachtlich. Rund 500 000 Euro werde man für die Sanierung der abgesenkten Dämme wohl ausgeben müssen, sagt Matthias Kreuz, beim staatlichen Bauamt Rosenheim zuständig für Straßenbau im Landkreis Ebersberg. Zumindest beschränkten sich die Arbeiten auf die Zufahrten, "die Brücke selbst ist stabil". Die Bauarbeiten an den Dämmen haben in der vergangenen Woche begonnen und dürften wohl noch einige Zeit dauern. Kreuz geht davon aus, dass die Straße zwischen Ebersberg und Oberlaufing noch den ganzen Winter über gesperrt sein wird. Voraussichtlich im Mai werden die Zufahrten dann fertig saniert und die Brücke über die B 304 wieder befahrbar sein.
Grund für den Schaden ist vor allem die Beschaffenheit des Untergrundes, "das ist eben im Moor", sagt Kreuz, da sei mit Senkungen zu rechnen. Eine Tatsache, auf die bereits weit vor dem Bau der Umgehung von vielen Kritikern des Projekts Südumgehung hingewiesen wurde. Das Feuchtgebiet, so die Ebersberger Grünen und die Initiative Laufinger Moos damals, sei nicht nur wegen seiner ökologischen Bedeutung sondern auch geologisch völlig ungeeignet, für den Straßenbau. Die Grünen, die eine Trassenführung vorgeschlagen hatten, die um das Moos herumgeführt hätte, konnten sich damit nicht durchsetzen. 2010 wurde die etwa 30 Millionen teure Straße durchs Moos fertiggestellt.
Bereits drei Jahre später gab es erste Anzeichen dafür, dass die Kritiker der Trasse nicht ganz falsch gelegen haben könnten. An einigen Stellen bildeten sich Wellen und Buckel im Asphalt. Grund dafür, so hieß es damals aus dem staatlichen Bauamt, sei, dass sich der Untergrund nicht so gesenkt hatte, wie er es nach dem geologischen Gutachten eigentlich hätte tun sollen. Auch dieses Problems werde man sich in nächster Zeit annehmen müssen, sagt Kreuz. Wann es soweit sein wird, steht allerdings noch nicht fest, zunächst müsse die Brücke wieder passierbar gemacht werden, dann könne man sich um die Buckel kümmern.