Ebersberg:Mit dem Käfer kommt die Angst

Der Asiatische Laubholzbock rückt näher an die Landkreisgrenze. Inzwischen ist ganz Weißenfeld in der Quarantänezone

Von Sophie Rohrmeier

Ebersberg: Tabula rasa: Die bei Weißenfeld wegen des Asiatischen Laubholzkäfers gerodete Fläche. Foto: Christian Endt

Tabula rasa: Die bei Weißenfeld wegen des Asiatischen Laubholzkäfers gerodete Fläche. Foto: Christian Endt

(Foto: Christian Endt/2013/Archiv)

Löcher wie von Bohrmaschinen hinterlässt der Asiatische Laubholzbockkäfer. Er liebt Ahornbäume oder Kastanien - und wenn er sich erst einmal einen Stamm ausgesucht hat, hilft nur noch die Fällung. "Gehen Sie jetzt aber bitte nicht in den Garten vom Nachbarn mit der Bohrmaschine . . ." Alexandra Kelch von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zeigt den Bürgern von Weißenfeld in der Gemeinde Vaterstetten Fotos von befallenen Bäumen und scherzt. Doch Grund zum Lachen haben die Weißenfelder eigentlich nicht. Das LfL musste nämlich die Quarantänezone erweitern, Weißenfeld gehört jetzt dazu. In der Nachbargemeinde Feldkirchen haben die Biologen den Schädling kürzlich erneut ausgemacht. An der Grenze zwischen den Landkreisen München und Ebersberg wurden deshalb schon zwei Waldflächen gerodet.

"Da ist nix mehr. Das ist nicht schön anzusehen", sagt der Weißenfelder, dem das Feldgehölz auf dem Gemeindegebiet von Vaterstetten gehört. Auf dem etwa 1,8 Hektar großen Grund standen einmal Laubbäume. Sie mussten gefällt werden, weil im direkt angrenzenden Wald - auf Feldkirchener Gebiet - Larven des Laubholzbockkäfers entdeckt worden waren. Finden die Experten den Schädling nicht in einem Garten, sondern in einem Wald, so müssen im Umkreis von 100 Metern auch alle anderen Bäume dran glauben. Und mit dem neuen Fund in Feldkirchen musste auch der nötige Radius von zwei Kilometern angepasst werden. Bisher war Weißenfeld nur teilweise betroffen, nun ist die Quarantänezone weiter in den Landkreis Ebersberg vorgerückt.

"Angst hat man schon", sagt Franz Zehetmayr, einer der etwa 13 Weißenfelder die zur Informationsveranstaltung der LfL im Feuerwehrhaus gekommen sind. Er und seine Frau Helga haben viele Laubbäume in ihrem Garten. Im Frühjahr waren bereits Experten zu Besuch, um die Kronen und Stämme zu inspizieren. "Die haben mit Ferngläsern hochgeschaut. Und gesagt, dass die Bäume in Ordnung sind." Dennoch will Helga Zehetmayr wissen, wie sie den Schädling erkennen kann - "bevor es zu spät ist". Noch ist der Käfer nur in Feldkirchen, nicht aber im Kreis Ebersberg tatsächlich nachgewiesen. Und das soll auch so bleiben, so das ausdrückliche Ziel der LfL und des ebenfalls beteiligten Ebersberger Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. "Er soll weder die Isarauen noch den Ebersberger Forst befallen", sagt Alexandra Kelch von der LfL. Deshalb appelliert sie während ihres Vortrags in Weißenfeld, wie oft zuvor in Feldkirchen, an Besitzer von Laubbäumen auf Grundstücken in der Quarantänezone, bis 31. Oktober ihre Bäume regelmäßig im Abstand von vier Wochen auf Anzeichen eines Befalls und auf geschlüpfte Käfer zu kontrollieren. Dazu seien sie verpflichtet.

Die Kosten für die unausweichliche Fällung bei Befall und die Entsorgung tragen die Besitzer selbst. Private Eigentümer aber, anders als gewerbliche Verwerter von Holz, können darauf hoffen, dass der bayerische Staat sie unterstützt. Eine Kommune kann Fördergelder beantragen, wie in Feldkirchen geschehen. Dort kann die Gemeinde jetzt Betroffenen die Kosten erstatten. Wo aber noch kein Befall festgestellt ist, hat die Kommune keine Mittel. So muss der Weißenfelder Waldbesitzer, dessen Gehölz gerodet wurde, darauf hoffen, dass er die Häcksel aus seinen Bäumen teuer genug an ein Heizkraftwerk verkaufen kann - um sich die erzwungene Fällung leisten zu können.

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