Ebersberg:Mit Bussen gegen den Azubi-Mangel

Ebersberg: Sonja Ziegltrum-Teubner, Vorsitzende des IHK Regionalausschuss Ebersberg.

Sonja Ziegltrum-Teubner, Vorsitzende des IHK Regionalausschuss Ebersberg.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Ebersberger IHK hat ein neues Programm ausgearbeitet

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Nicht in allen Punkten sind sich die Mitglieder einig, doch das Grundgerüst steht. Im Mai wurde der Regionalausschuss der Ebersberger Industrie- und Handelskammer (IHK) neu gewählt, jetzt hat der Ausschuss ein Programm ausgearbeitet, das die Themen zusammenfasst, für die sich das neu zusammengesetzte Gremium des Wirtschaftsverbandes in den kommenden fünf Jahren - also bis zur nächsten Wahl - einsetzen will.

11 000 Firmen sind im Landkreis Teil der IHK, vertreten werden sie von 17 Unternehmern, die im Ebersberger Regionalausschuss sitzen. Und die sind sich darin einig, dass es für die Landkreis-Firmen immer schwerer wird, ausreichend qualifizierte junge Menschen zu finden, die eine Ausbildung beginnen wollen. Das Problem sei nicht neu - aber drängender als in den vergangenen Jahren, betont Sonja Ziegltrum-Teubner, selbst Unternehmerin und Vorsitzende der Ebersberger IHK. 330 Ausbildungsstellen sind allein in diesem Jahr unbesetzt geblieben.

Deshalb will der Ebersberger IHK-Ausschuss den Druck auf die Politik erhöhen, sie soll die Bedingungen für Azubis verbessern, damit künftig weniger Stellen leer bleiben. Konkret will sich die IHK für den Bau einer Berufsschule einsetzen, "da stehen wir hinter den Plänen des Landrats", sagt Ziegltrum-Teubner. Die Pläne sind nicht unumstritten, gebaut werden soll die Schule auf einem Grundstück an der Eglhartinger Straße in Zorneding. Einige Zornedinger Gemeinderäte würden statt der Berufsschule lieber ein Gymnasium auf die Wiese stellen. In der Vergangenheit wurde zudem immer wieder daran gezweifelt, dass für die Berufsschule im Landkreis auch ausreichend Schüler zusammenkommen. Im IHK-Ausschuss macht man sich darüber keine Sorgen: Ziegltrum-Teubner ist der Überzeugung, dass es möglich ist, wieder mehr junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern.

Doch dafür müssten sich auch die Bedingungen für Azubis verbessern, erklärt die Vorsitzende. Das habe beispielsweise etwas mit dem Ausbau der Infrastruktur im Landkreis zu tun. Denn viele Azubis seien auf den Öffentlichen Nahverkehr angewiesen, so Ziegltrum-Teubner. Und der weist viele Problemstellen auf. Zwar seien viele Gemeinden an die S4 und S2 angebunden, doch gerade bei er S2 wünschen sich viele Unternehmer eine höhere Taktung. Und dann ist da die Forderung nach einem Ausbau des Bus-Netzes, gerade im südlichen Landkreis seien viele Unternehmen nur schlecht oder gar nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, moniert Ziegltrum-Teubner. Das schrecke potenzielle Azubis ab und sei auch für andere Mitarbeiter, die kein Auto hätten, eine Zumutung. Gerade wenn diese an Sonntagen oder in Nachtschichten arbeiteten. Der IHK-Ausschuss wolle zusammen mit der regionalen Politik und dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) Lösungen erarbeiten, sagt Ziegltrum-Teubner.

Freilich sind fehlende Busse nicht das einzige Problem, mit dem Auszubildende in der Region konfrontiert seien. Auch das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum führt Ziegltrum-Teubner an: "Wer im Landkreis Arbeit findet, muss hier wohnen können". Und dann berührt der Azubi-Mangel natürlich noch eine andere Frage: Wie bindet man Asylbewerber effektiv in den Arbeitsmarkt ein? Das neue Integrationsgesetz zeige, dass es sich lohne, wenn die IHK sich für die bessere Arbeitsmarkt-Integration einsetze, erklärt Ziegltrum-Teubner. Denn in der Vergangenheit forderte der Wirtschaftsverband immer wieder die Einführung der sogenannten 3+2-Regelung. Diese soll garantieren, dass Flüchtlinge, die eine Ausbildung beginnen, während der Lehrzeit und den beiden Folgejahren nicht abgeschoben werden dürfen.

Der Gesetzgeber hat sich auf diese Forderung eingelassen, Ziegltrum-Teubner geht das allerdings noch nicht weit genug: Sie fordert, dass zudem bürokratische Hürden abgebaut werden müssten, der Staat solle die Einstellung von Flüchtlingen nicht durch Bürokratie erschweren. Das Ebersberger IHK-Gremium wolle sich in den kommenden fünf Jahren auch besser mit den Helferkreisen, dem Jobcenter und dem Landratsamt vernetzen, um die Arbeitsmarkt-Integration von Flüchtlingen voranzutreiben, verspricht Ziegltrum-Teubner.

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