Ebersberg:Lyrische "Wassermusik"

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Evergreens aus Pop und Jazz spielen Chenny Gan, Josef Amtesbichler und Thomas Elwenspoeck. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Trio von Josef Ametsbichler erfreut in der Zimtblüte

Von Claus Regnault, Ebersberg

Georg Friedrich Händel, ein nicht ganz unbekannter Barockkomponist, hat ein Erfolgsstück, nämlich die "Wassermusik" für den englischen König Georg I. komponiert, deren Uraufführung auf den Wassern der Themse stattfand. Händel zeigte sich leicht indigniert, als er erfuhr, dass der Titel seines Erfolgsstücks von dem Grafinger Jazzbassisten Josef Ametsbichler usurpiert wurde, ohne auch nur wenigstens eine der durchaus brauchbaren Händelmelodien dafür zu verwenden. Ametsbichlers "Wassermusik" hatte eine legendäre Uraufführung auf den Wassern des Chiemsees, ihre jetzige Wiederholung fand im Trockenen, nämlich in der Zimtblüte in Ebersberg statt. Ametsbichler hatte schlicht vergessen, den Klosterbauhof zu fluten, was auch daran gescheitert wäre, dass dort die bayerische Volleyballmeisterschaften stattfanden.

Wie dem auch sei, das Ametsbichler-Trio, bestehend aus dem Chef am Kontrabass, der Chinesin Chenny Gan am Klavier und Thomas Elwenspock, Schlagzeug, spielte auch ohne Wasser keineswegs trocken, sondern lyrisch einschmeichelnd mit Evergreens aus der Pop- und Jazzliteratur. So wurden an dem Abend stark wasserhaltige Titel wie "Somewhere over the Sea", "Aquarius", Charles Trenets "La Mer" und - einziger Tribut an die Klassik - Schuberts "Forelle" vereint. Hier konnte Ametsbichler sein melodisches Bassspiel genauso entfalten wie Elwenspock die Subtilität seines überwiegend lyrisch behandelten Schlagzeugs. Schon hier im ersten Set erwies sich Chenny Gan als der Star der Truppe, nicht nur wegen ihrer reizenden Gestalt, sondern auch dank ihrer abwechslungsreichen Improvisationskunst. Manchmal hatte man den Eindruck, ein farbiger Vogel säße am Klavier und pickte sich einzelne Töne heraus, um mit entschlossenem Griff ein paar rhythmische Akkorde dazwischen zu hauen.

Nach der Pause badete die Gruppe, verstärkt durch den Klassesaxofonisten Klaus Grünfelder aus Vaterstetten, in bekannten Jazzstandards. Die Musiker wie die Hörer entspannten sich bei so vertrauten Themen wie "Caravan", "Bye bye blackbird", "The man I love" und Thelonius Monk's "In comes Bud" und als Zugabe "Softly, As in A Morning Sunrise". An letzterem hätte dank des von John Lewis vorangestellten Fugatos wohl auch Händel seine Freude gehabt.

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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