Ebersberg:Landwirte gegen Discounter

Bauernverband

Zur Unterstützung ihres Protestes haben Franz Lenz (hinten, Dritter von rechts) und einige Landwirtinnen Kinder und Kälbchen mitgebracht.

(Foto: privat)

Weil sie den Preisverfall fürchten, demonstrieren Bauern vor der Aldi-Filiale in Ebersberg

Im Discounter gibt es das halbe Pfund Butter für 79 Cent, Schweineschnitzel für 5,98 Euro pro Kilo, Markenjoghurt zum Super-Sonderpreis - die Landwirte beklagen, dass sich der Lebensmitteleinzelhandel derzeit einen ruinösen Preiskampf auf dem Rücken Produzenten liefere. Nun hat nach Ansicht des Bayerischen Bauernverbandes die Rabattschlacht eine neue Dimension erreicht: Inzwischen würden von den Discountern auch Markenartikel "verramscht", heißt es in einer Pressemitteilung. Die Leidtragenden seien die Bauern, hinzu komme Trockenheit und Ernteausfälle - die Situation sei für viele Betriebe bedrohlich. "In nahezu allen Bereichen haben die Bauern erhebliche Einbußen zu verzeichnen und mit riesigen Problemen zu kämpfen", sagt Kreisobmann Franz Lenz. "So kann und darf es nicht weitergehen! Wenn jetzt nichts gegen diesen Verdrängungswettbewerb unternommen wird, wird unsere Landwirtschaft ans Messer geliefert. Und über kurz oder lang wird auch nur noch ein großer Handelskonzern übrig bleiben, der dann nicht mehr nur bestimmt, zu welchem Preis wir einkaufen, sondern auch was wir einkaufen."

Das wollen die Bauern aus Ebersberg nicht zulassen. Am Dienstagvormittag haben sie vor der Aldi-Filiale in der Kreisstadt demonstriert. "Mit Aufklebern und Plakaten wollen wir deutlich machen, dass am Ende wir alle die Verlierer in dieser Rabattschlacht sein werden", sagte Lenz. "Wer Qualität und Nachhaltigkeit will, darf nicht so mit hochwertigen Lebensmitteln und uns Bauern umgehen." Schließlich seien es die Landwirte, die mit ihrer Arbeit Tag für Tag die Versorgung mit sicheren und gesunden Lebensmitteln gewährleisteten. Das sei keineswegs so selbstverständlich wie es die vollen Regale mit unzähligen Rabattaktionen in den Supermärkten vermittelten. "In diesem Jahr liegen die Erträge beim Getreide und beim Raps deutlich unter dem Vorjahr", stellt Peter Rosipal vom Bayerischen Bauernverband fest. Noch weit größere Probleme gebe es bei den Pflanzen, die seit Wochen der extremen Hitze ausgesetzt sind und viel zu wenig Wasser abbekommen haben: Bei Kartoffeln, Mais und Zuckerrüben werden immense Schäden erwartet. In manchen Gebieten rollen schon die Maishäcksler - vier Wochen früher als geplant, um zu retten, was zu retten ist. Doch die Ernte liefere nur wenig Energie, das Futter wird knapp. "Der heiße Sommer hat uns extrem zugesetzt. Und gleichzeitig sind die Preise für Milch und Fleisch, insbesondere Schweinefleisch, seit einiger Zeit nicht mehr annähernd kostendeckend. Diese Schleuderpreise zerstören unsere Landwirtschaft und alles was davon abhängt. Deshalb gehen wir jetzt auf die Straße", sagt Lenz.

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