Ebersberg:Landlerjazz im Wartezimmer

Ebersberg: Musik auf Rezept: Das Trio ZAKK beim Kulturfrühling in ehemaliger Ebersberger Arztpraxis.

Musik auf Rezept: Das Trio ZAKK beim Kulturfrühling in ehemaliger Ebersberger Arztpraxis.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Trio ZAKK bedient sich in der "Praxis für Kultur" in Ebersberg diverser Klangtraditionen

Von Anna Weininger, Ebersberg

Dreißig Zuschauer und vier Musiker kamen vergangenen am Samstag in der "Praxis für Kultur" im Arkadenhaus Ebersberg, einer ehemaligen Arztpraxis, zusammen - zu einem durchweg erfreulichen Anlass. Beim zweiten Abend der Veranstaltungsreihe "Kulturfrühling" begeisterte das Trio ZAKK aus Wolfratshausen mit einer Jazz-Mixtur aus bayerischer Volksmusik, französischem Chanson, jiddischer Folklore und südamerikanischem Tango.

Zunächst wähnt man sich bei einem Volksmusikabend, wenn das Trio, das aus vier Musikern besteht, mit einem traditionell-bayerischen Volkstanz den Konzertabend eröffnet. Fast klingt es wie brave Stubnmusi. Behäbig zupft Markus Kugler den Bass, dazu erklingt eine vertraute Polkamelodie - gespielt von Heinrich Zapf (Klarinette), Anja Awiszus (Akkordeon) und Rainer Krüger (Gitarre). Doch brav bleibt es nicht. Bald verwandelt sich die alpenländische Behäbigkeit in einen frechen jiddischen Klezmer, bei der die Klarinette schnelle Läufe schleift und den Ton angibt.

Das Trio bleibt keiner Musikrichtung treu, bewegt sich von einer Kultur in die nächste, baut diverse Folk-Stilelemente zu einem fantastischen Ethno-Jazz zusammen Was erst bayerisch und dann jiddisch klingt, mündet im nächsten Stück in Gipsy-Musik. Als gäbe es nichts Selbstverständlicheres. Auch Humor und Satire fehlen bei der Performance nicht, zum Beispiel, wenn Zapf zum Tango verbissen mit seiner Klarinette tanzt. Und zum französischen Chanson "Bel ami" in einer witzigen Pantomime den Liebhaber spielt - sich selbst umarmt, die Luft küsst und mit seinen Händen weibliche Kurven formt. Dazu eine verträumte Akkordeonmelodie, die einen ins Paris um 1900 versetzt.

Malerisch wird es, wenn Rainer Krüger mit seinem spanischen Gitarrensolo im dem Stück "Cielo rojo" vom roten Himmel in dem nordspanischen Ort Cadaqués erzählt. In jazzigen Akkorden wiegen sich dazu die anderen Stimmen dynamisch hin und her wie der Wind, der über die Felder von Cadaqués weht. Und immer wieder wird klangmalerisch das Himmelsrot beschworen, wenn der Bassist über die Saiten streicht. Ein Klangbild, bei dem man den spanischen Ort, in dem auch der Maler Salvador Dalí einen Teil seiner Kindheit verbrachte, vor Augen hat.

Die Musik von ZAKK kommt in dem kleinen Wartezimmer der Kulturpraxis ganz besonders gut zur Geltung - sie hat irgendwie Wohnzimmerflair. "Man ist einfach viel entspannter in einem so intimen Raum", sagt Rusydah Ziesel, die in der Praxis als Clownin Theater- und Kulturprojekte anbietet. Auch für das Ensemble hat diese Art von Konzert einen besonderen Reiz. "Der Kontakt zwischen uns und dem Publikum ist viel intensiver und familiärer", schwärmt Zapf. Und so ist es für ihn ein Leichtes, das Ebersberger Publikum in kabaretthafte Einlagen einzubinden, es mal zum Jodeln aufzufordern oder ein Sprechgesang-Warm-up zu initiieren.

Der Abend mit dem Trio ZAKK in der Kulturpraxis zeigt, wie bereichend und anspruchsvoll Kultur im kleinen Rahmen sein kann. Das tut Ebersberg trotz vielfältigen Angebots sehr gut. Dass das Minifestival bei den Leuten gut ankommt, zeigt der große Andrang. "Die ersten beiden Veranstaltungen waren fast voll besetzt", erzählt Sybille Fuchs, Initiatorin und Betreiberin der Praxis.

Reservierung für die kommenden Veranstaltungen des "Kulturfrühlings": Sybille Fuchs, Telefon (0174) 413 85 68, sysifus@online.de. Der Eintritt ist frei - der Hut geht herum.

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