Ebersberg:Kraftpaket am Klavier

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Martin Schmitt, virtuoser Pianist, Entertainer und Kabarettist, liefert im Alten Kino mitreißende Show ab.

(Foto: Georgine Treybal)

Boogie- und Jazzpianist Martin Schmitt erobert das Alte Kino

Von Peter Kees, Ebersberg

Er scheint Stahlseile statt Sehnen in den Armen zu haben. Mit geballter Kraft greift er in die Tasten, ist dabei virtuos, rhythmisch bestechend und vor allem voller berstender Energie. Fast möchte man meinen, der Flügel, auf dem er spielt, könnte zerbrechen. Die Rede ist von Martin Schmitt, der mit seinem Programm "Von Kopf bis Blues" vergangenen Freitag im Alten Kino in Ebersberg zu Gast war.

Da spielt einer mit gewaltigem, manchmal fast brutalem Anschlag Boogie Woogie, Blues und Jazzartiges, singt seine Lieder auf Bairisch und erzählt zwischendurch Anekdoten aus seinem Leben oder rezitiert sich aberwitzige und komische Gedichte oder Aphorismen aus seinem Buch "Viecher, die die Welt nicht braucht". Perlend klingt sein Klavierspiel mitunter. Die Musik groovt - und er selbst wippt dabei mit den Füßen, klopft mit einem Fuß den Takt dazu und sitzt verdreht am Instrument, mehr dem Publikum zugewandt als dem Klavier. Das Publikum tobt.

Martin Schmitt ist ein Showzauberer, ein Entertainer und Animateur, ein Musiker, der mit viel Witz, Schlagfertigkeit, Charme, Musikalität und einer guten Portion Gehirn sein Publikum gekonnt unterhalten kann. Immerhin, demnächst feiert er sein 30jähriges Bühnenjubiläum. Dabei ist er Vieles in einer Person: Er ist Pianist, Kabarettist, Liedermacher, Sänger, Komiker und Dichter. Und schon in seinem ersten Song verrät er sich selbst. "Manchmal wär ich gerne eine Sau. . ." heißt es da im Liedtext. Eine Rampensau ist er, besser: eine Tastensau. Effekte inszeniert er glänzend.

Er spielt und singt Boogie Woogie, Blues, Harlem Stride Piano, Jazz oder Bayerisches. Manches erinnert an den legendären Georg Kreisler, aus den berühmtesten Titeln der Weltliteratur erfindet er einen Songtext, dichtet aus Blumennamen ein Lied. Auch Wilhelm Busch lässt grüßen. Denn bösen Humor besitzt Schmitt. Dabei bringt er seine Pointen äußerst treffsicher auf den Punkt. Über Hausmeister zieht er her, bringt den Ehekrieg von Großmutter und Großvater auf die Bühne. Er erzählt dabei so salopp, als ob es Geschichten aus seinem eigenen Leben wären.

Immer weiter dreht er auf im Lauf des Abends und lässt sein Publikum schließlich mitklatschen und mitsingen. Dieses folgt brav und voller Begeisterung. Doch auch stillere Momente vermag er zu zelebrieren, er singt Balladen mit Schmelz und Wärme - manches erinnert ein wenig an Wolfgang Ambros, den er auch zitiert -, doch auch da findet er schnell wieder in seine mitreißenden Tempi, die er manchmal fast überdreht.

Schmitt vermag sein Potenzial bestechend auszuschöpfen. Wie selbstverständlich spielt er dabei zwischen den Zeilen, manchmal auch direkt, auf sexuelle Inhalte an. Der Klavierkabarettist weiß, wie man ein Publikum erreicht, er weiß grandios zu spielen mit Tasten und Worten. Seine Show vibriert. Es sitzt einfach alles. Nicht umsonst klatschte das Publikum zwei Zugaben aus ihm heraus. Ja, man möchte mehr davon hören.

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