Ebersberg:Kirchen in der Warteschleife

Ebersberg: Der Putz blättert und der Dachstuhl ist auch kaputt: Die Oberpframmerner warten auf die Sanierung ihrer Kirche St. Andreas.

Der Putz blättert und der Dachstuhl ist auch kaputt: Die Oberpframmerner warten auf die Sanierung ihrer Kirche St. Andreas.

(Foto: Christian Endt)

Zahlreiche Bauprojekte in den Pfarrgemeinden kommen seit Jahren nicht voran, mancherorts setzt man auf Eigeninitiative

Von Johannes Hirschlach, Ebersberg

Die katholischen Pfarrgemeinden im Landkreis würden gerne bauen, zimmern, werkeln - kurzum: bei anstehenden Bauprojekten Nägel mit Köpfen machen. Kirchensäle gehören saniert, Dachstühle statisch gesichert, Außenfassaden frisch verputzt. Kindergärten bedürften einer Gesamtrenovierung, Heizungen müssten ausgetauscht werden. Doch die Kirchengemeinden dürfen nicht. Denn von einer bestimmten Größenordnung an müssen Bauprojekte vom Hauptfinanzier der Maßnahmen, dem Erzbischöflichen Ordinariat in München, abgesegnet werden. Dort stauen sich seit Jahren die Anträge, wie aus internen Listen und Briefen hervorgeht, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen. Im September verzeichnete das Bistum 703 Bauarbeiten und -vorhaben. 38 entfielen auf den Landkreis Ebersberg. Davon sind elf vom zuständigen Strategischen Vergabeausschuss (SVA) zwar freigegeben worden. Doch seien danach "noch keine weiterführenden und tragfähigen Planungsleistungen erbracht worden", heißt es in dem Schreiben. Neun Projekte haben laut Liste noch nicht einmal die Genehmigung des Ausschusses. Dabei reichen die Anträge zum Teil bis ins Jahr 2009 zurück.

Ein solcher Fall ist die Kirche St. Andreas in Oberpframmern. Seit 2010 wartet die Pfarrgemeinde dort auf eine Instandsetzung der Außenfassade. Außerdem seien bei einer Begutachtung vor sieben Jahren angefaulte Sparren im Dachstuhl entdeckt worden, sagt Kirchenpfleger Klaus Pastusiak. "Das muss auf alle Fälle saniert werden", betont er. Im Dezember 2014 habe er eine Mitteilung erhalten, wonach der SVA keine hohe Priorität der St.-Andreas-Kirche sehe. Seitdem herrsche Funkstille. "Das sind Zeiträume, die kann sich keine andere Firma leisten", schimpft er. In der Turmkapelle der Kirche befinden sich bedeutende Gewölbemalereien aus dem Mittelalter. Die seien "gravierend" durch Feuchtigkeit bedroht, die durch die beschädigte Fassade dringe, sagt Pastusiak.

Dass weniger Geldnöte als ein ausgemachter Personalmangel im Baureferat der Diözese die Ursache für die Verzögerungen darstellt, vermuten etliche Betroffene. Bernhard Waldherr, zuständig für den Pfarrverband Anzing-Forstinning, sagt: "Wenn die in München etwas an unsere Gemeinde abgegeben hätten, wäre das schon längst erledigt." Damit meint der Pfarrer die Gesamtrenovierung der Anzinger Pfarrkirche - laut Liste 2010 beantragt. Tatsächlich liege das Projekt schon bedeutend länger, sagt Waldherr. 2006 habe die Pfarrgemeinde einen ersten Antrag gestellt, der später wegen Abänderungen im Plan neu datiert worden sei. Dabei sei die erste Einschätzung des Baureferats bei einer Begutachtung noch gewesen, man solle die Sanierung "nicht lange aufschieben", erinnert er sich. Der SVA hat das Projekt bewilligt, doch konkrete Planungen seien dann keine erfolgt, berichtet Waldherr. "Die Kirchenverwaltung ist entsprechend angefressen", sagt er. Der Putz blättere von den Wänden. Im November habe sich die Gemeinde mit einer Hebebühne beholfen und größere Schäden notdürftig geflickt.

In Kirchseeon stehen eine Sanierung des St.-Maria-Kindergartens, der Filialkirche St. Peter in Buch, des Pfarrhauses und der Pfarrkirche an. Zu den Projekten will sich auf Nachfrage der SZ Ebersberg niemand im Pfarrbüro äußern. Der Liste zufolge sind die Vorhaben alle bereits seit 2010 beantragt.

Auch Pfarrer Herbert Walter hat in Markt Schwaben ein Sorgenkind: den Kindergarten St. Nikolaus. Projekte wie die Renovierung des Pfarrhauses habe er in Zusammenarbeit mit dem Baureferat gut verwirklichen können, sagt er. In der Sache des Kindergartens werde er aber seit 2013 immer wieder vertröstet. Fenster seien undicht, die sanitären Anlagen nach 40 Jahren "ziemlich abgewohnt". Die maroden Spielgeräte im Garten habe man unlängst mit Finanzierung aus dem Gemeindesäckel ersetzen müssen.

Ähnlich weit geht Dekan und Ebersbergs Pfarrer Josef Riedl mit seinem Vorhaben, die Hinteregglburger Kirche wieder herzurichten. Dort wächst inzwischen bereits ein Baum aus dem Kirchturm, die Fassade strotzt vor Schmutz. "Das ist am Anfang auch ziemlich zäh gegangen", sagt Riedl. Das Projekt habe der SVA 2012 bewilligt, dann sei nichts mehr geschehen. Über Spenden habe die Pfarrgemeinde Ebersberg die Vorarbeiten finanziert, "die eigentlich über das Baureferat laufen sollten", sagt der Dekan. "Das geschah in der begründeten Annahme, dass das am Ende mit der Gesamtsumme verrechnet wird."

Im Ordinariat gelobt Generalvikar Peter Beer Besserung. In einem kürzlich an die Pfarreien der Diözese verschickten Brief verspricht er, Klagen aus den Kirchenstiftungen "sollen nicht einfach verhallen". Arbeiten hätten "leider bisher erheblich mehr Zeit in Anspruch genommen", als dies ursprünglich geplant gewesen sei. Um den angehäuften "Berg" unerledigter Baumaßnahmen schneller abzuarbeiten, habe man zwei externe Firmen engagiert.

Eine davon habe sich inzwischen bei ihm gemeldet, sagt Pfarrer Waldherr. Bis zum kommenden Frühjahr solle die Neubewertung der Vorhaben durch den Dienstleister abgeschlossen sein. Unterdessen greift die Kirchenverwaltung zu weiterer Eigeninitiative: die Heizung der Anzinger Kirche will sie im nächsten Jahr austauschen - zunächst auf eigene Kosten.

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