Ebersberg:Kalte Dusche für Politiker

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Abkühlung empfiehlt der Kabarettist Christian Springer dem bayerischen Ministerpräsidenten. (Foto: Hinz-Rosin)

Christian Springer appelliert an Horst Seehofer und andere

Die Flüchtlingsdebatte in Deutschland hat sich zwar aufgrund des umstrittenen Deals zwischen der EU und der Türkei ein wenig beruhigt, dennoch herrscht immer noch ein Hauen und Stechen. Klischees haben Hochkonjunktur. Hilft das den Flüchtlingen? Löst das irgendein Problem? Nein, sagt der Münchner Kabarettist Christian Springer und mischt sich ein. Einem der Wortführer der aktuellen Diskussion, dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, hat er einen persönlichen Brief geschrieben: "Landesvater, cool down!" Aber das genügt dem Münchner nicht. Christian Springer veröffentlichte im Dezember vergangenen Jahres den Brief als Buch. Schließlich weiß er, wovon er redet, denn seit 2011 ist er jeden Monat dort, wohin viele lieber nicht schauen wollen: anfangs in Syrien, dann im Libanon, in der Türkei, in Jordanien.

Das Genöle und Gezerre um die dem Tode entronnenen Menschen regt den Kabarettisten auf. Er ruft den Bayerischen Ministerpräsidenten und alle jene, die an den Entscheidungen beteiligt sind, zu mehr Sachlichkeit auf. Weniger Unwahrheit in den Zahlen, sondern mehr Redlichkeit und konkrete Taten. "Sehr geehrter Herr Ministerpräsident", so beginnt die Rede, "was ist, wenn Sie sich irren? Was ist, wenn wir nicht am Ende der Kapazitäten sind, was ist, wenn es nur an guten Lösungen fehlt?" Christian Springer, 52, war seit den 80er Jahren 30 Mal in Syrien. Er hat 2012 den humanitären Hilfsverein "Orienthelfer" gegründet und kämpft unablässig um mehr Hilfe, Schutz und Verständnis für die Flüchtlinge. Er kennt die Not der Menschen und ihre wahren Ziele: Nach Hause wollen sie. Auch wenn ihre Wohnung den Bomben zum Opfer gefallen ist. Unseren Umgang mit den Flüchtlingen hält er in großen Teilen für absurd, etwa die Forderung, das Grundgesetz zu lesen. "Das haben wir selbst ja nicht gemacht."

Sein Brief ist kein witzelndes Kabarett, sondern ein flammender Appell an Humanität, Toleranz und geistige Größe. Am Dienstag, 12. April, wird er seine leidenschaftliche, aus Klugheit und Mitgefühl erwachsene Rede im Bürgerhaus Ebersberg, Klosterbauhof 1, vortragen. Beginn ist um 19.30 Uhr. Der Abend ist eine Veranstaltung der Volkshochschule. Tickets gibt es an der Abendkasse; es gilt auch die vhs-Vortragskarte. Einzelkarten im Vorverkauf gibt es bis Montag, 11. April, unter info@vhs-grafing.de und Telefon (08092) 819 50.

© SZ vom 07.04.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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