Ebersberg:Jazz und Curry

Ebersberg: Die Bigband von René Walden begleitet beim Konzert im Ebersberger Klosterbauhof den Sonnenuntergang mit Schwung und Gefühl.

Die Bigband von René Walden begleitet beim Konzert im Ebersberger Klosterbauhof den Sonnenuntergang mit Schwung und Gefühl.

(Foto: Christian Endt)

Die Bigband von René Walden überzeugt unter freiem Himmel im Café Zimtblüte

Von Max Nahrhaft, Ebersberg

Die Sonne geht langsam am hellblauen Himmel unter, aus der Küche duftet es nach Curry und die Kellner servieren auf der Terrasse im Ebersberger Klosterbauhof fruchtige Getränke. One, two, three, four: René Walden zählt das erste Stück seiner Bigband an - und eröffnet damit einen gelungenen Sommerabend, den die Gäste sicher genossen haben. Etwa hundert Besucher sind gekommen, um im Freien vor dem Café Zimtblüte einem Konzert der René-Walden-Bigband zu lauschen, das die Grafinger Jazzinitiative organisiert hatte.

Geboten wurde dabei eine ein kurzweiliger Mix aus Jazz-Klassikern und eher ausgefallenen Stücken. Pathetische Trompeten- und Saxofonsoli füllten den Abend genauso wie die kraftvolle Stimme von Conny Merritt, die zum ersten Mal mit der Bigband auf der Bühne stand. Die Singer-Songwriterin aus München war bisher eher für ihre Auftritte in kleineren Formationen bekannt.

Auch der Münchner Bigband, die in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiert, bereitete der Abend sichtlich Freude. Mit großem Enthusiasmus und Leidenschaft für den Jazz präsentiert das Ensemble gekonnt Lieder aus verschiedenen Epochen. Dass die Bigband größtenteils aus musikbegeisterten Amateuren - und nicht aus Profis - besteht, fiel dabei kaum auf. Das Publikum applaudierte jedenfalls reichlich und zeigte sich besonders nach den kraftvollen Soli stets sehr angetan.

Nach einigen stimmigen, afrikanischen Rhythmen mit Saxofon-Einsätzen im Stakkato-Stil spielte die Band ein Stück aus dem 16. Jahrhundert, Henry VIII. habe es geschrieben, erklärte die Band. Während im Hintergrund noch Gabel und Messer auf den Tellern klimperten, breiteten die Musiker dann eine romantische Ballade aus, die anfangs noch etwas schüchtern wirkte, dann aber zunehmend Fahrt aufnahm und mit einem fulminanten Klaviersolo endete.

Danach folgten einige Latin-Jazz-Stücke, die den Klosterbauhof zumindest musikalisch in eine karibische Strandpromenade verwandelten. Die Trompeten setzten Akzente, während Schlagzeug und Gitarren eine klangvolle Basis bildeten. Das Publikum jubelte. Im Hintergrund tanzte ein kleines Kind im weißen Sommerkleid und vervollständigte so das tropische Insel-Feeling. Auch einige der erwachsenen Zuhörer konnten sich nicht ganz ruhig halten. Einige wippten mit den Füßen, andere schnippten die Finger, die Stimmung war ausgelassen. Als die Sonne gerade unterging und den Klosterbauhof in mattes Licht tauchte, spielte die Band ein aufheiterndes Stück der amerikanischen Jazz-Legende Sonny Rollins. Danach standen einige etwas ruhigere Lieder auf dem Programm.

Zum Ende des Abends interpretierte die Musiker dann noch den US-amerikanischen Rock-Klassiker "Route 66" von Chuck Berry. Dabei nahmen sie jedoch die Schnelligkeit und Hektik des Originals heraus und verliehen dem Song eine neue Eleganz, die zeigte, dass sich diese Bigband auf jedem musikalischen Terrain beweisen kann. Alles in allem also war der Auftritt in der Zimtblüte erfüllend und offenbarte keinerlei Zeichen von Amateurhaftigkeit. Die letzten Stücke spielte die Band im Halbdunkeln und schaffte damit eine bizarre Atmosphäre: Kultige Jazz-Klassiker schallten aus dem Dunkeln bis hinein ins Herz der Zimtblüte.

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