Ebersberg:Irgendwie und irgendwann

Ebersberg: Landtagsabgeordnete Doris Rauscher (Vierte von links) hat die Hospizausstellung initiiert.

Landtagsabgeordnete Doris Rauscher (Vierte von links) hat die Hospizausstellung initiiert.

(Foto: Endt)

Hospiz-Ausstellung in der Kreisklinik soll Tod enttabuisieren

Von Karin Kampwerth, Ebersberg

"Gelebt wird bis zum Schluss." Mit diesen Worten zitierte die Landtagsabgeordnete Doris Rauscher (SPD) Maria Sommer vom Ebersberger Hospizverein. Denn beim Sterben geht es genau darum: Menschen würdevoll zu begleiten, ihnen die Angst vor dem zu nehmen, was da kommt und um das, was sie zurücklassen - und mit palliativmedizinischer Versorgung den letzten Lebensabschnitt gut zu gestalten. Ein schönes Ziel, über das viel zu wenig geredet wird, so die Ansicht der Experten, denn der Tod ist tabu. Um ein wenig Licht in das vermeintliche Dunkel zu bringen, hat Doris Rauscher die vom bayerischen Gesundheitsministerium und dem Landesverband für Hospizarbeit initiierte Ausstellung "Gemeinsam gehen - Wege der Sterbebegleitung und Versorgung für Schwerstkranke und Angehörige" in die Ebersberger Kreisklinik geholt. Bis zum 17. Mai informieren zehn mit berührenden Bekenntnissen gestaltete Schautafeln darüber, was Palliativmedizin und Sterbebegleitung bedeutet - für Sterbende und deren Angehörige, aber auch für Hospizhelfer und Palliativmediziner. Viele von ihnen waren zur Ausstellungseröffnung gekommen, zu der der Ebersberger Hospizverein am Freitagnachmittag eingeladen hatte.

Die Begrüßungsrede war gleichzeitig die erste öffentliche Amtshandlung von Hans L. Schneider, langjähriger Chefarzt der Kreisklinik, Initiator der dortigen Palliativstation und seit 14 Tagen Nachfolger von Oskar Bergauer als erster Vorsitzender des Hospizvereins. Der Verein war 1997 gegründet worden, das Ziel war die Einrichtung einer Palliativstation in der Kreisklinik. Diese wurde dann, wie Schneider berichtete, vor 15 Jahren mit zunächst zwei Betten eingerichtet. Inzwischen ist die Abteilung auf acht Betten gewachsen. Den Bedürfnissen schwerstkranker Patienten werde man dort besonders gut gerecht, weil sich eine Schwester um lediglich zwei Patienten kümmern müsse.

Der langjährige Chefarzt der Kreisklinik hob aber auch das "zweite Standbein" der Palliativversorgung im Landkreis Ebersberg hervor. Seit einem Jahr und fünf Monaten nun gebe es die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), bei der sich qualifizierte Fachkräfte um Sterbende zu Hause kümmern. Hand in Hand mit den ehrenamtlichen Sterbebegleitern gelinge es, diesen Lebensabschnitt mit Respekt und Dankbarkeit zu begehen. "Wir verstehen uns ein bisschen wie Hebammen", sagte Katja Goudinoudis, Leiterin des Zentrums für ambulante Hospiz- und Palliativversorgung, am Rande der Ausstellungseröffnung. Hebammen begleiteten den Menschen ins Leben hinein, "wir begleiten ihn aus dem Leben hinaus". Goudinoudis zeigte sich davon überzeugt, dass die Debatte um Sterbehilfe, die sie als "ärztlich assistierten Suizid" bezeichnet, nicht nötig wäre, wenn die Menschen wüssten, wie viele Möglichkeiten es gebe, um im Sterben nicht alleine zu sein.

"Wenn etwas wichtig ist, dann ist es die Hilfe im Sterben und nicht die Hilfe zum Sterben" steht so auch auf einer der Schautafeln der Ausstellung, für die sich Doris Rauscher viele Besucher wünscht, "denn das Thema Tod beschäftigt jeden von uns irgendwie und irgendwann." Sterben gehöre zum Leben dazu, obwohl sie wisse, dass dieses leicht gesagt, aber nur schwer zu akzeptieren sei.

Die Ausstellung ist im Foyer im ersten Stock der Kreisklinik zu den üblichen Öffnungszeiten bis zum 17. Mai zu sehen. Täglich zwischen 14 und 16 Uhr können sich Interessierte an einem Infostand persönlich betraten lassen. Doris Rauscher lädt außerdem zu einem Gesprächsabend mit dem Thema "Sterbebegleitung in Politik und Gesellschaft" am Mittwoch, 13. Mai, um 20 Uhr in den evangelischen Gemeindesaal Kirchseeon ein.

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