Ebersberg:Inspektor Marlow Maus ermittelt

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Das Panama Jazz-Ensemble führt mit seinem Käsekrimi Kinder unterhaltsam durch die Jazzgeschichte

Von Ulrich Pfaffenberger, Ebersberg

Beim Stichwort "Maus und Jazz" fällt Kennern mit Elefantengedächtnis gern der "Jazz Fool" ein. In diesem inspirierten, fünfminütigen Streifen aus dem Jahre 1929 spielen sich Micky Mouse und sein Freund Horace an Xylophon und Piano satt, nicht sehr experimentell, aber musikalisch anregend. Am Ende gewinnt das Piano - und ziemlich sicher auch der (brave) Jazz, weil er auf diese Weise dem nachwachsenden Publikum Appetit auf eine ungewohnte Musikform macht.

So ähnlich wird es beim diesjährigen Internationalen Jazz-Festival in Ebersberg den Zuhörern und -schauern von "Inspektor Maus: Ein Käse-Krimi" gehen. Denn "spielerisch zu erklären, was Jazz ist" - das haben sich mit diesem Stück auch Franz-David Baumann und sein Panama Jazz Ensemble vorgenommen. Schon seit Jahren touren sie damit durch die Lande und stoßen nicht nur bei Fachpublikum und Wettbewerben auf Gegenliebe (1998 gab es den Deutschen Schallplattenpreis, 2009 den "Leopold" des Verbandes Deutscher Musikschulen). Sondern sie erreichen auch die Ohren und Herzen eines Publikums, das noch nicht so sehr auf Jazz getuned ist.

Duke Emmental am Piano, Dizzy Cheesy an der Trompete und andere Jazz M(a)usiker erzeugen einen tollen Groove. (Foto: Panama Jazz-Ensemble/oh)

Bei der Geschichte vom großen Käsediebstahl bilden jene Orte die Kulisse, die auch in der Geschichte des Jazz ihre Spuren hinterlassen haben: schummrige Clubs, dunkle Kais im Hafen, unheimliche Lagerhäuser. Dazu Marlow Maus, Charakter mit lockerem Umgangston als Hauptfigur. Die Stilmittel und musikalischen Formen des Jazz stellen da genau den passenden Werkzeugkasten zur Verfügung. Da lassen sich wunderbar mit den Instrumenten Farben malen, Geräuschkulissen aufbauen und Stimmungen zeichnen. Und ohne gleich die ganze Handlung verraten zu wollen: Ähnlich wie auf dem klassischen Sektor "Peter und der Wolf" verbinden sich beim Käse-Krimi Personen, Instrumente und Szenen mit den musikalischen Merkmalen des Jazz. Duke Emmental am Piano, Dizzy Cheesy an der Trompete oder die umwerfende Sängerin Ella Mozzarella sind mehr als nur heitere Namens-Gags, sondern veritable Anklänge an 100 Jahre moderner Musikgeschichte. "Wir haben da einige doppelte Böden im Stück", erläutert Baumann. "Die Kinder freuen sich am Wortspiel, die Erwachsenen am Hintersinn." Überhaupt habe er in den Konzerten die Erfahrung gemacht, "dass es die Omis und Opis sind, die am lautesten mitgehen. Wohl weil sie sich das Kind im Menschen bewahrt haben".

Gleichwohl ist genügend Freiraum da, damit die Kinder ihre eigene Stimme zum Teil des Maus-Klangs machen können und erfahren, welch großartigen Resonanz- und Geräuschraum ihr eigener Körper bildet. Ein stabiler Rahmen also, in den die Leinwand für ein jedes Mal etwas anderes Bild gespannt ist - Jazz, wie er leibt und lebt, aber mit eigensinniger Prägung. Denn Baumann findet, dass im Jazz noch immer zu wenig komponiert werde. Das musikalische Profil von "Inspektor Maus" orientiert sich daher eher am Big Band-Stil denn am Free Jazz. "Improvisation steht bei uns nicht im Vordergrund", sagt der Komponist. "Ich nutze die Phrasierung, ich nutze den Sound des Jazz und mache etwas Symphonisches draus", beschreibt er seinen Stil. "Letztlich geht es darum, das Orchester zum Grooven zu bringen." Da komme es schon vor, dass Kollegen die Nase darüber rümpfen, dass Komposition über Improvisation gehen soll. "Aber die Reaktion aus dem Publikum gibt uns Recht. Nach dem 18. Oktober wird der Song von Inspektor Maus durch Ebersberg grooven."

Der Käsekrimi mit Inspektor Maus wird am Sonntag, 18. Oktober, um 15 Uhr im Alten Kino gespielt. Karten kosten im Vorverkauf sieben Euro.

© SZ vom 04.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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