Kampf gegen Bienen-Parasiten:Im Schwitzkasten

Kampf gegen Bienen-Parasiten: Imker Claus Mayr hat im vergangenen Jahr acht seiner 13 Völker verloren. Die übrigen will er mit Hilfe der Bienensauna retten.

Imker Claus Mayr hat im vergangenen Jahr acht seiner 13 Völker verloren. Die übrigen will er mit Hilfe der Bienensauna retten.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Früher, da brummte der ganze Garten." Die Varroa-Milbe dezimiert bayernweit die Zahl der Bienenvölker. Der Grafinger Imker Claus Mayr setzt nun auf eine neue Methode: eine Bienensauna.

Von Karin Kampwerth, Ebersberg

"Früher, da brummte der ganze Garten", sagt Claus Mayr, Imker aus Grafing. Doch daran werden sich wohl nur noch die Älteren erinnern. Die Zeiten, als fleißige Bienchen die Blumen in den Beeten vor der Terrasse umschwärmten, sind lange vorbei - auch im Landkreis Ebersberg. Schuld daran ist unter anderem die Varroa-Milbe, ein Schädling, der in den 1980er Jahren aus dem asiatischen Raum nach Europa eingeschleppt wurde.

Damit man dem gefräßigen Parasiten, der ganze Bienenvölker auslöschen kann, beikommt, erlässt das Landratsamt von diesem Freitag, 22. Mai, an eine "Anordnung zur Behandlung der Bienenvölker im Landkreis Ebersberg gegen die Varroatose". Grundlage der Anordnung, wonach die Bienenvölker nach Trachtende mit Arzneimitteln behandelt werden müssen, ist das Gesetz zur Vorbeugung von Tierseuchen. Wobei das mit der Vorbeugung so eine Sache ist, wenn man mit Imkern wie Claus Mayr spricht.

Denn eigentlich reicht die Behandlung, üblicherweise mit Ameisensäure, nicht aus, um die Milbe auszurotten. Der Erfolg liege bei 90 bis 95 Prozent, sagt Mayr. Der Grafinger Imker wird in diesem Jahr deshalb erstmals auf eine neue Methode setzen: den Einsatz einer Bienensauna.

Als einer der ersten Imker in Oberbayern wird er das Gerät, von dem nun die ersten 20 Stück gebaut werden, in dieser Saison zum Einsatz bringen. Bei dem thermischen Verfahren wird der Bienenstock von unten auf konstante 43 Grad Celsius erhitzt. Den Bienen soll das noch kein Schweißtröpfchen abverlangen. Die Milben allerdings, die Mayr als eine Art Blutsauger beschreibt, die sich entweder auf den Körper der Biene setzen oder in der Brut einnisten und sich von dort aus vermehren, sollen bei etwa 39,5 Grad absterben.

Milben, die es dennoch geschafft haben, schwächen die Bienen so sehr, dass diese ihre Arbeit nicht mehr verrichten können - also Blüten bestäuben und vor allem Honig produzieren. Imker Mayr zufolge muss man sich das im Größenvergleich mit dem Menschen so vorstellen, als sitze einem ein Karnickel im Nacken, das sich dort festgesaugt hat.

Die Veterinäre im Ebersberger Landratsamt setzen zunächst aber noch auf die klassische Methode mit der Säurebehandlung. Die Anordnung dazu gilt laut Landratsamtssprecherin Evelyn Schwaiger aber nicht nur in Ebersberg, sondern bayernweit, da die Bienenvölker flächendeckend von der Varroa-Milbe befallen seien. Ob die Imker der Anordnung nachkommen, wird in Stichproben kontrolliert - auch über die Dokumentation der Winterverluste etwa. Denn ein Bienenvolk, das nicht gegen die Varroatose behandelt wurde, kommt mit Sicherheit nicht über die kalte Jahreszeit.

Dennoch müssen viele Imker in diesem Jahr ihre Bestände neu aufbauen, weil 2014 ein denkbar schlechtes Bienenjahr war. Mayr sind von 13 Völkern nur noch fünf geblieben, andere Imker hätten Totalverluste zu beklagen. Schuld daran sei aber nicht nur die Varroa-Milbe gewesen, sondern auch über die Maßen viele Wespen und der fehlende Honigeintrag.

Dass das Überleben für Bienenvölker immer schwieriger wird, sieht Mayr auch in der veränderten Landwirtschaft begründet, wo es immer weniger Blüten gibt und eigentlich auch nichts mehr zu bestäuben. Rapsfelder seien selbstbestäubend, später wachse nur noch Mais. "Wir Imker nennen die Landwirtschaft inzwischen grüne Hölle", sagt Mayr, der im Ebersberger Imkerverein aktiv ist. Und als Bestäubungsimker, zum Beispiel in Obstplantagen, sei auch kein Geld mehr zu verdienen.

Im Gegensatz zu Kollegen ist Mayr aber davon überzeugt, dass es in der Natur wenig auffällt, wenn die Bienen ausbleiben. Das Bisschen, das noch bestäubt werde, könnten Hummeln übernehmen, sagt er. Darüber hinaus gelten Bienenvölker auch nicht als die beliebtesten Nachbarn. So hat der Grafinger Imker kürzlich beim Aufstellen seiner Bienenstöcke in einem Ebersberger Obstgarten die Empörung eines Familienvaters zu spüren bekommen, der meinte, dass das viel zu gefährlich für seine kleinen Kinder sei. "Da habe ich ihn gefragt, was denn meine Bienen in seinem Garten suchen sollten, wo nur ein paar Lorbeerbüsche stehen und ansonsten englischer Rasen wächst?"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: