Ebersberg:Hungerstreik vor dem Landratsamt beendet

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Die zwölf Asylbewerber aus Pakistan brechen nach einer Solidaritätskundgebung am Samstag ihre Protestaktion ab

Von Karin Kampwerth, Ebersberg

Die zwölf pakistanischen Asylbewerber, die seit vergangenen Montag vor dem Ebersberger Landratsamt für ihr Bleiberecht und eine Arbeitserlaubnis demonstriert hatten und am Dienstag in einen trockenen Hungerstreik traten, haben die Aktion am Samstagmittag beendet. Einerseits, weil die Männer entkräftet und bereits gesundheitlich angeschlagen waren - andererseits aber auch, weil etwa 60 Menschen am Vormittag zu einer Solidaritätskundgebung gekommen waren, zu der Ebersberger Abiturient Leo Lux aufgerufen hatte. Unterstützt worden war er dabei vom Bündnis Bunt statt Braun.

Als die ersten Unterstützer kurz vor elf vor dem Landratsamt erscheinen, liegen die Männer noch unter der stickigen Plane. Einige von ihnen rühren sich kaum und können sich später, während der Kundgebung, fast nicht auf den Beinen halten, so entkräftet sind sie nach viereinhalb Tagen ohne Wasser und Nahrung. Die Sonne brennt vom blauen Himmel und Basharat Abbas stehen die Tränen in den Augen. Denn von denen, die da gekommen sind und wissen wollen, warum und wogegen die Männer protestieren, fühlen sie sich wie Menschen behandelt. "Das gibt uns Kraft", sagt Abbas.

In den vergangenen Tagen vor dem Landratsamt hat er aber auch anderes erlebt. Eine Frau zum Beispiel hatte die Transparente heruntergerissen und einen Stein nach den Männern geworfen. Das war nur der Gipfel ihres Hasses. "Sie war jeden Tag hier und hat uns beschimpft", berichtet Abbas. Wütend macht ihn das nicht, nur traurig. "Wer so was macht, muss doch einmal nachdenken, warum wir hier sind?" Andere wiederum hätten sie gefragt, warum sie dort herumliegen und nicht arbeiten? Dabei geht es den Männern genau darum. Sie wollen arbeiten, sich ihren Lebensunterhalt selber verdienen. Das aber, so erklärt Altlandrat Hans Vollhardt (CSU), der mit seiner Frau zwei syrische Flüchtlinge betreut, sei politisch wohl nicht gewollt. Denn wer arbeite und Geld verdiene, integriere sich. Und wer integriert sei, den könne man nicht mehr so einfach abschieben.

Abbas, der nach eigenen Angaben seit fünf Jahren in Deutschland lebt, ohne dass sein Asylverfahren entschieden sei, habe drei Jahre lang arbeiten dürfen. Der gelernte Koch erzählt von seiner guten Stelle bei einem Imbiss am Münchner Hauptbahnhof. Bis ihm ohne Begründung seine Arbeitserlaubnis entzogen worden sei.

Manche hatten den Hungerstreikenden vorgeworfen, dass das Landratsamt nicht die richtige Adresse für den Protest sei, hier würden schließlich keine Gesetze gemacht. Abbas entgegnet, dass Arbeitsgenehmigungen sehr wohl von der Ausländerbehörde im Landratsamt erteilt würden. Was Pakistani betreffe, würden die Landratsämter sehr unterschiedlichverfahren. Während Abbas, der in Passau gemeldet ist und seine Ebersberger Landsleute über die Organisation "Refugee Struggle for Freedom" unterstützt, nicht mehr arbeiten darf, dürften andere Pakistani ihren Jobs weiter nachgehen. Am Freitagnachmittag hätte ein Vertreter des Ebersberger Landratsamtes auch angekündigt, etwas für die Männer tun zu können. Zwei Stunden später habe er das zurückgenommen.

Unterdessen appelliert der Grafinger Stadtrat Heinz Fröhlich (Bündnis für Grafing) an die Kommunalpolitik, Einfluss zu nehmen, etwa über Resolutionen. Kreisrat Reinhard Oellerer (Grüne) forderte dazu auf, zunächst einmal den Hungerstreikenden zu helfen. Mit der Einzelfallhilfe habe man in Anzing, seinem Wohnort, gute Erfahrungen gemacht.

Am Mittag verteilen Leo Lux und der Altlandrat Suppe und Wasser an die Männer, bevor diese das Camp abbauten. Der Protest, so kündigt Abbas an, geht aber weiter. "Vielleicht demonstrieren wir jede Woche vor dem Landratsamt", sagt er. Das Bleiberecht könne das Ebersberger Landratsamt nicht erteilen, eine Arbeitserlaubnis aber schon. Wenn er eines Tages doch in seine Heimat zurückkehren müsse, wären es wenigstens nicht verlorene Jahre in Deutschland gewesen.

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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