Ebersberg:Hitzestress und Borkenkäfer

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Am Waldbesitzertag macht die regionale Forstwirtschaft in Ebersberg auf die aktuellen Probleme des Waldes aufmerksam. Dazu gehört neben Schädlingen auch der Klimawandel

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Am Ebersberger Volksfestplatz herrscht am Sonntag eine Stimmung wie auf dem Rummelplatz. Nur die Zuckerwatte fehlt, dafür weht von einem Imbisstand der Geruch von gebratenem Wildschwein herüber, Jägersemmeln gibt es dort zu kaufen und Wildschwein-Bratwurst. Hunderte Menschen sind an diesem Sonntag in Ebersberg unterwegs, der Anlass: Der Waldbesitzertag.

In der Volksfesthalle machen die bayerischen Staatsforsten Werbung für den Beruf des Waldarbeiters. Ein paar Stände weiter stellt eine Firma für Holzpellets und Hackschnitzel ihre Produkte vor, schlendert man weiter, zeigt ein Drechsler sein kunstfertiges Handwerk. Mitten aus dem Gedränge ruft ein kleines Mädchen: "Papa ich will noch mal raus zu den Eseln".

Unweit der Esel diskutieren einige Waldbesitzer vor einem Informationsstand der Erdinger Waldbesitzervereinigung. Ein Schlagwort dominiert das Gespräch: Der Borkenkäfer. "Das könnte noch brenzlig werden dieses Jahr", erklärt ein Förster aus Taufkirchen. Und mit dieser Befürchtung ist er nicht alleine. Denn der Rekordsommer hat den fichtendominierten Wäldern in Ebersberg und den Nachbarlandkreisen viel abverlangt. Die Fichte braucht im Vergleich zu anderen Baumarten besonders viel Wasser. Bleibt der Regen aus, sind die Bäume geschwächt und anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Zuletzt war das im Jahr 2003 so, auf die Rekordhitze folgte damals die Borkenkäfer-Invasion.

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ob Brot backen...

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

...oder Schwammerl finden: Für all das ist der Wald nützlich. Wie er erhalten werden kann, darum ging es nun beim Waldbesitzertag.

Für Rosemarie Will, die im Wald- und Umweltmuseum am Rand des Ebersberger Forstes Führungen gibt, ist das Grund genug, sich wieder stärker für den Mischwald einzusetzen. "Wir setzen verstärkt auf die Pflanzung von Buchen", erklärt sie einer Gruppe von Besuchern, die im Rahmen des Tag des Waldes in das Museum gekommen sind. Die Fixierung auf die Fichte sei erst ab den Jahr 1870 zu beobachten, wie Rosemarie Will erklärt. Davor seien es vor allem Laubbäume gewesen, die den Ebersberger Forst dominiert hätten. Der Wandel hat einen einfachen Grund: Die Fichte wächst schnell, für forstwirtschaftliche Erträge ist sie ideal.

Gerade nach der Industrialisierung sei der Ebersberger Forst stark bewirtschaftet worden, Holz war damals der wichtigste Brennstoff. Für die Herstellung von einem Kilogramm Salz habe man damals rund sieben Kilogramm Holz benötigt, so Will. Um aus Erz Schmiedeisen herzustellen waren 30 Kilogramm nötig, für die selbe Menge Glas sogar 2400 Kilogramm des nachwachsenden Rohstoffes. Und auch in den Privathaushalten seien Unmengen Holz verheizt worden, was im Ergebnis dazu geführt habe, dass vom Ebersberger Forst bald nicht mehr viel stand. Sieht man sich Zeichnungen aus dieser Zeit an, wirkt der Forst seltsam ausgefranst. Mit dem verstärkten Einsatz von Braun- und Steinkohle habe sich der Wald dann erholt, erklärt Rosemarie Will. Doch seit das Holz mittels Hackschnitzel und Briketts wieder an Bedeutung gewinne und der Klimawandel den Fichtenbeständen zusetze, gerate der Wald in Bayern wieder in Bedrängnis. Draußen, vor dem Eingang des Wald- und Umweltmuseums, können die Besucher ihr neu erworbenes Wissen gleich im Wald-Quiz testen.

Auch Kunstwerke aus Holz wurden angefertigt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wer noch tiefer in die Materie einsteigen will, kann mit dem eigens für den Waldbesitzertag organisierten Shuttle-Bus vom Museum in Richtung Innenstadt fahren. Dort, im Alten Speicher, erklären diverse Referenten aus den Bereichen Forstwirtschaft und Forstverwaltung die Herausforderungen, mit denen es der Ebersberger Forst in den kommenden Jahren aufnehmen werden muss. Die Zuhörerreihen lichten sich im Laufe des Tages, schließlich locken am Volksfestplatz die Jägersemmeln. Und gerade die Kinder finden wohl die Vorführung der riesigen Forst-Maschinen nahe des Forsthauses Hubertus spannender.

Am Waldbesitzertag geht es auch darum, was diese Kinder künftig noch vom Wald haben werden. Dafür gelte es, betont Heinz Utschig, Forstbetriebsleiter am Forstbetrieb Wasserburg, Erholungsmöglichkeiten, Wirtschaftlichkeit und Ökologie unter einen Hut zu bringen. Vor allem in diversen Straßenbauprojekten wittert Utschig dabei Gefahren.

© SZ vom 28.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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