Ebersberg:Heiteres Lebensgefühl

Puchheim: Sophie Wegener (Bossa Nova) im PUC

Mädchenhafte Stimme: Sophie Wegener liebt Bossa Nova und französische Chansons.

(Foto: Simon/Archiv)

Die Formation Zona Sul feiert im Alten Kino die Bossa Nova

Von Claus Regnault, Ebersberg

Sie geht weniger in die Beine, als sie die Hüften in Bewegung bringt: die Bossa Nova ("neue Welle"). Es ist mit anderen Worten ein anderes Lebensgefühl als es der Jazz vermittelt, weniger erdgebunden, leichtfüßig, heiter, fröhlich. Und man spürt von der ersten Note an, dass hinter der Musik der Bossa Nova ein anderes, deutlich kommunikativeres Verhältnis zur Musik (und zum Leben) besteht, als etwa im Blues-geschwängerten Jazz Nordamerikas. Weltweite Bekanntheit gewann die zu Beginn der Fünfzigerjahre entstandene Bossa-Nova-Musikbewegung im Jahr 1958 mit der Verfilmung "Orfeu Negro" von Marcel Camus.

Gemessen an dem etwas spärlichen Publikumsauftrieb des Abends der Gruppe Zona Sul im Alten Kino Ebersberg, scheint die Bossa Nova nicht - jedenfalls nicht in unseren Breiten - so populär, wie es neuerdings der Jazz im zunehmenden Maße ist. Dagegen spielen die fünf Mitglieder der Gruppe mit ihrem Gesangsstar Sophie Wegener, dem Bossa-Fan und Jazzprofessor Tizian Jost, Matthias Engelhardt am Bass und Hajo von Hadeln am Schlagzeug vehement an, haben hörbar diese Musik nahe an der Perfektion verinnerlicht. Dabei hilft ihnen die Inspiration durch den fabelhaften brasilianischen Gitarristen Pedro Tagliani, der für Konzerttourneen eigens aus Brasilien anreist.

Was das Publikum an diesem deutlich inspirierten Abend zu hören bekam, war - jedenfalls in unseren mit dieser Musik wenig vertrauten Ohren - Bossa Nova erster Güte, angeführt von der mädchenhaften Stimme Wegeners, die rhythmisch und verbal (die portugiesische Sprache der Musiktexte ist schon als solche ein melodisches Ereignis) sehr nahe an berühmte Vorbilder heranreicht. Höhepunkte ihrer Kunst waren zweistimmig mit Pedro Tagliani gesungene Titel wie "Tem mais samba" (so der Titel ihrer jüngsten CD), oder "a ra", das stilistisch an die Musik der über Jahrzehnte populären Gruppe des Sergio Mendes erinnerte. Sophie Wegener hat neben der Bossa ein Liebesverhältnis zum französischen Chanson und trug aus diesem wunderbaren Genre einige Titel vor, etwa Georges Brassens "Chanson pour l'Auvergnat" in eigenwilliger Bearbeitung. Dennoch bleibt ihre besondere Kompetenz der Bossa vorbehalten, was sie unter anderem mit der anrührenden "Samba de Orly", einer heimwehgesättigten Komposition eines französischen Exil-Brasilianers, bewies.

Auch die Begleiter Wegeners hatten alle ihre exzellenten Soloauftritte, Tizian Jost, in makellosen Improvisationen seine Nähe zum Jazz spürbar machend, Matthias Engelhardt am freundlich gestimmten Bass, Hajo von Hadeln, dessen Schlagzeugspiel nicht zuletzt in der Begegnung mit der subtilen Rhythmik der Bossa erheblich an Aussagekraft gewonnen hat, und die schlechthin bezaubernde Gitarrenkunst Pedro Taglianis. Erweckte das ganze Konzert, vor allem in seiner perfekter gelungenen zweiten Hälfte, die Sehnsucht nach Brasilien, dem Mutterland der Bossa Nova; als musikalischer Cicerone in den Reichtum dieser Musiktradition empfiehlt sich Pedro Tagliani.

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