Ebersberg:Hässlich währt am längsten

Ebersberg: Vor zwei Jahren wurde das Ebersberger Hallenbad teilsaniert, das Bild zeigt die Baustelle im Frühsommer 2014. Nun geht es ums Energiesparen.

Vor zwei Jahren wurde das Ebersberger Hallenbad teilsaniert, das Bild zeigt die Baustelle im Frühsommer 2014. Nun geht es ums Energiesparen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das alte Ebersberger Hallenbad ist keine Schönheit mehr - baulich und technisch ist aber fast alles in Ordnung. Eine Modernisierung der Anlagen ist dennoch nötig, genau wie eine Sanierung der Außenhülle

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Seit mehr als vier Jahrzehnten gibt es in der Kreisstadt nun ein Hallenbad - und daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Nach der nun im Technischen Ausschuss des Stadtrates vorgestellten Einschätzung von Fachleuten ist die Schwimmhalle aus dem Jahr 1974 in besserem Zustand als angenommen. Sowohl die technischen Anlagen als auch das Gebäude selbst könnten mit vergleichsweise überschaubarem Aufwand auf den neusten Stand gebracht und danach noch lange genutzt werden.

"Es soll auf jeden Fall saniert und nicht abgebrochen werden", fasste ein merklich erleichterter Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) die Ausführungen der Fachleute zusammen. Anfang des Jahres hatte man bei der Stadt auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, bald ein komplett neues Hallenbad bauen zu müssen. Dass man in Ebersberg ganz auf eine Schwimmhalle verzichten wird, hatte der Stadtrat allerdings bereits ausgeschlossen, auch aus praktischen Gründen. Das Ebersberger Hallenbad gilt nämlich - zumindest anteilig - als Sportstätte für die örtlichen Schulen. Würde man sich bei der Stadt also entscheiden, künftig auf eine Schwimmhalle zu verzichten, müsste man, um den Sportunterricht zu gewährleisten, im Gegenzug eine neue große Turnhalle bauen, was kaum günstiger kommen dürfte.

Die Frage war nun allerdings, ob Neubau oder Sanierung günstiger kommt; dies zu klären, hatte der Stadtrat im Frühjahr Experten beauftragt. Keinesfalls wollte man erneut eine so böse Überraschung erleben wie bei der Turnhalle der Grundschule an der Floßmannstraße. Da stellte sich vor zwei Jahren während einer eigentlich kleineren Sanierung - geplant war lediglich der Einbau einer neuen Lüftung - heraus, dass die Halle aus dem Jahr 1928 einsturzgefährdet und nicht zu retten ist. Nun muss eine neue her, bis zum übernächsten Jahr könnte sie fertig sein und bis zu zwei Millionen Euro kosten.

Für das Hallenbad, da waren sich die Fachleute nun aber einig, seien unangenehme Überraschungen bei der Sanierung ausgeschlossen - auch weil man diese zum Teil schon hinter sich hat, wie Helmut und Rolf Weber von der Firma KBB erläuterten. Diese befasst sich mit Bautenschutz und Bausanierungen, einem Bereich, in dem es am Ebersberger Hallenbad in den vergangenen Jahren einiges zu tun gab.

So musste 2014 das Dach der Umkleiden saniert werden - was man gleich für eine Aufstockung nutzte, seitdem gibt es dort zusätzliche Räume für die benachbarte Schule. Im gleichen Jahr traten auch Probleme mit der Schwimmhalle selbst auf, die Deckenverkleidung löste sich auf, und es regnete Plastikflocken auf die Schwimmer. Inzwischen wurde die Verkleidung ersatzlos entfernt und die Betonträger wurden mit einer Schutzschicht versehen, "es sieht jetzt sogar besser aus als vorher", befand Helmut Weber. Eventuell müsse man hier noch beim Schallschutz nachrüsten und etwa eine Akustikdecke einziehen, sagte Christian Stalla vom Bauamt.

Auch im Untergeschoss, wo vor einigen Jahren Wasser aus den Schwimmbecken durchgetropft war, ist inzwischen wieder alles in Ordnung. Die undichten Stellen wurden mit Spritzbeton versiegelt, eine Analyse der Stahlträger habe gezeigt, dass diese durch das Wasser nicht beschädigt worden seien. "Überall, wo Handlungsbedarf war, ist etwas gemacht worden", so Weber, "aus unserer Sicht gibt es keinen Grund, es abzureißen." Auch die Außenfassade sei, was die Stabilität angehe, in gutem Zustand, "da sind eher optische Sachen zu tun", und natürlich entspricht die Dämmung nicht mehr dem Standard.

Gute Nachrichten hatte auch Harald Heise vom Ingenieurbüro Schinkinger Heise, das sich mit Bäder- und Anlagentechnik beschäftigt. Die Wasseraufbereitung für das große Schwimmbecken sei sogar in "sehr gutem Zustand", lediglich beim Kinderbecken muss man nachrüsten, hier fehlt ein Ablauf über den oberen Rand. Dies sei aus Hygienegründen inzwischen Standard, aber auch mit rund 60 000 Euro erledigt, so Heise. Ansonsten sei ein Austausch der Umwälzpumpen zu empfehlen, dies koste rund 45 000 Euro. Da die neuen Geräte aber deutlich weniger Strom verbrauchten, könne sich der Einbau in vier bis fünf Jahren amortisiert haben. Etwas mehr, nämlich 280 000 Euro, wird laut Heise die Erneuerung der derzeit zu schwachen Lüftung kosten. Ein Austausch sei aber dringend angeraten, um Feuchtigkeitsschäden am Gebäude künftig zu verhindern. Die ebenfalls nötige Sanierung der Sanitäranlagen werde etwa 120 000 Euro kosten, für weitere 35 000 Euro könne man die Nebenräume mit einer Fußbodenheizung ausstatten. Heises Fazit: "Auf jeden Fall Sanierung, das Teuerste ist immer die Badewasser-Aufbereitung, und die ist in Ordnung."

"Dann geht es ja nur noch um ein neues T-Shirt für das Gebäude", resümierte Gerd Otter (FW) die Vorträge der Fachleute - also um eine energetische Sanierung von Hallendach und Fassade. Wie viel man für dieses neue Hemd allerdings ausgeben muss, steht nicht fest. Eine - allerdings schon einige Jahre alte - Schätzung, beziffert die Kosten auf etwa vier Millionen Euro.

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