Ebersberg:Große Fußstapfen

Ebersberg: Markus Krammer, hier bei der Pflege der Ebersberger Kirchturmuhr, war ein Mann mit vielen Talenten. Einen Nachfolger zu finden wird schwierig.

Markus Krammer, hier bei der Pflege der Ebersberger Kirchturmuhr, war ein Mann mit vielen Talenten. Einen Nachfolger zu finden wird schwierig.

(Foto: Christian Endt)

2018 soll ein Nachfolger für den verstorbenen Kreisheimatpfleger Markus Krammer gesucht werden. Es gibt einen Wunschkandidaten - doch der winkt schon mal ab

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Markus Krammer hätte die wichtigsten Daten der Ebersberger Geschichte wahrscheinlich im Schlaf herunterbeten können. Er kannte sich mit Volkskunst und Brauchtum aus, mit Architektur und Archivpflege, mit Sakralem und Tracht. Und nicht nur das, er war selbst hervorragender Musikant, er komponierte und brachte sein Wissen so zu Papier, dass auch Laien mit seinen Veröffentlichungen etwas anfangen konnten. Zu behaupten, dass der Nachfolger des im September gestorbenen Kreisheimatpflegers Markus Krammer in große Fußstapfen treten muss, wäre also tatsächlich noch eine Untertreibung.

Dennoch will sich der Landkreis Ebersberg Anfang 2018 auf die Suche nach einer Persönlichkeit machen, die das Erbe Krammers antreten könnte. "Wir wollten bewusst einen größeren Abstand zum plötzlichen Tod von Herrn Krammer einhalten. Sein über 40-jähriges Wirken als Allrounder hinterlässt eine große Lücke, die schwer zu schließen sein wird", erläutert Norbert Neugebauer, Sprecher des Landratsamts.

Der Aufgabenkatalog des künftigen Kreisheimatpflegers umfasst ein breites Spektrum: So wird er beteiligt, wenn es um Belange des Denkmalschutzes geht, etwa bei der Inventarisierung, Sicherung und Erforschung von Bau- und Bodendenkmälern, auch im Planungs- und Bauwesen gibt der Kreisheimatpfleger Stellungnahmen ab. Hinzu kommt die Pflege von Brauchtum, Trachten, Volkslied, Volksmusik, Volkstanz und Mundart, die Betreuung von Heimatmuseen und privaten Sammlungen und die Zusammenarbeit mit dem Bezirksheimatpfleger, den Kirchen, Schulen, Archivpflegern, Fachkräften für Naturschutz, Heimatverbänden sowie dem Landesverein für Heimatpflege.

Eine Menge Holz also. Deshalb gibt es im Landratsamt auch Überlegungen, die Stelle möglicherweise zu teilen und geeignete Personen mit fachlichen Schwerpunkten zu betrauen, wie Neugebauer erläutert. Diesbezügliche Gespräche seien noch nicht geführt worden, allerdings hätten einzelne Personen schon Interesse bekundet.

Einer, der nicht zu diesem Personenkreis gehört, ist Bernhard Schäfer. Der Historiker, Kreisarchivpfleger und Leiter des Museums der Stadt Grafing hat bereits abgewunken, als ihn Markus Krammer selbst vor einiger Zeit noch dazu motivieren wollte, eines Tages seine Nachfolge anzutreten. Dennoch werde er derzeit von vielen Seiten angesprochen, dass es doch fast logisch sei, dass er Krammer nachfolge, erzählt Schäfer. "Es wäre eine schöne Aufgabe", räumt er ein. "Aber wann sollte ich das denn auch noch machen?" Er sei beruflich gut eingespannt, engagiere sich in mehreren Vereinen und versuche, eigentlich eher Ämter abzugeben. Die Appelle, sich dennoch für das Amt des Kreisheimatpflegers zu bewerben, träfen daher bei ihm auf "verschlossene Ohren", sagt Schäfer. Jemanden zu finden, der wie Krammer die gesamte Bandbreite abdecken könnte, wird auch nach Einschätzung Schäfers wohl schwierig werden.

Große finanzielle Anreize, die Aufgabe zu übernehmen, gibt es ebenfalls nicht. Es handelt sich um ein Ehrenamt, die Landkreisordnung sieht aber eine gewisse Entschädigung vor, die die Auslagen und den Aufwand abdecken soll, wie Neugebauer erläutert.

In den Nachbarlandkreisen ist man derzeit noch in der glücklichen Lage, universell bewanderte Experten als Kreisheimatpfleger zu haben. Im Landkreis München etwa hat diese Aufgabe im Jahr 2008 der inzwischen 78-jährige Historiker Alfred Tausendpfund übernommen, der erst kürzlich mit seinen klaren Worten zum geplanten Gewerbegebiet Keferloh angeeckt ist. In Erding wurde im Jahr 2009 der frühere Kulturbeauftragte des Landkreises, Hartwig Sattelmair, zum Kreisheimatpfleger ernannt.

Obwohl er inzwischen auch schon 78 ist, wird ihn der Kreistag in seiner nächsten Sitzung erneut für fünf Jahre mit diesem Amt betrauen. Allerdings hat Sattelmair inzwischen etwas Unterstützung durch Sandra Angermaier, Geschäftsführerin des Kreisvereins für Heimatschutz und Denkmalpflege, die ein facettenreiches Vortrags- und Besichtigungsprogramm auf die Beine stellt.

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