Ebersberg:Grafing versinkt im Chaos

Ebersberg: An der Baustelle an der Glonner Straße stauten sich am Dienstag die Autos - so wie eigentlich überall in der Stadt.

An der Baustelle an der Glonner Straße stauten sich am Dienstag die Autos - so wie eigentlich überall in der Stadt.

(Foto: Christian Endt)

Am Dienstag gibt es in der ohnehin schon staugeplagten Stadt erneut Verkehrswirrwarr: Das Straßenbauamt lässt die Glonner Straße sanieren - obwohl dort wegen anderer Sperrungen bereits eine wichtige Umleitung verläuft

Von Thorsten Rienth

Grafing - Die Posse um die Straßensperrungen in Grafing will einfach kein Ende nehmen: Als hätten die Grafinger nicht schon genügend mit Umwegen und Staus zu kämpfen, wollte das Straßenbauamt am Dienstag auch noch einen Teil der Glonner Straße sanieren. Die wegen der einseitigen Sperrung aufgestellten Ampeln lösten eine Kettenreaktion aus, die praktisch alle größeren Straßen im Grafinger Westen lahmlegte. Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) erwirkte zwar einen sofortigen Baustopp - doch da war der heiße Teer schon ausgebracht.

"Ich habe mir wirklich gedacht, ich seh' nicht mehr richtig", erzählt der Grafinger Paul Broß. Er war am Dienstagmorgen die Glonner Straße entlang in Richtung Marktplatz geradelt - "da bauen die doch allen ernstes vor dem Aldi Ampeln auf". An einem normalen Tag wäre das keine Nachricht gewesen, doch was ist beim Straßenverkehr zurzeit schon normal in Grafing?

Ebersberg: Noch bevor man im Rathaus auf die Baustelle reagiern konnte, war sie schon in vollem Gang.

Noch bevor man im Rathaus auf die Baustelle reagiern konnte, war sie schon in vollem Gang.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Mit der Rotter und Rosenheimer Straße sind zwei der großen Ein- und Ausfallstraßen komplett gesperrt. Hinzu kommen die größtenteils gesperrten Bahnübergänge an der Bahnhofstraße, die Münchener Straße sowie über die EBE 8 bei Wiesham. Die intakten größeren Grafinger Straßen sind damit schnell abgezählt: Wasserburger und Glonner Straße. Vor allem über die Glonner Straße läuft ein Großteil der bislang nötig gewordenen - inner- wie überörtlichen - Umleitungen. Auch der Schienenersatzverkehr zwischen Ebersberg, Grafing und Grafing Bahnhof ist auf ihr unterwegs.

Nachdem dort die Ampeln in Betrieb gingen, brauchte es im morgendlichen Berufsverkehr nur wenige Minuten, bis sich lange Staus bildeten. Besonders gravierend waren die Auswirkungen zurück in Richtung Marktplatz: Denn hier blockierte der Rückstau zuerst die Kreuzung der Glonner Straße und der vom Süden kommenden Aiblinger Straße, über die der großräumige Umleitungsverkehr von Bad Aibling über Grafing Bahnhof auf die Bundesstraße B 304 bei Ebersberg abgeleitet werden sollte.

Weil die Kette aus Autos, Bussen und Lastern außerdem schnell bis zur evangelischen Kirche zurückreichte, kam auch niemand mehr aus Oberanger und Gartenstraße hinaus. Ausgerechnet letztere benutzen die Grafinger aus dem Nordwesten, um über den einzigen ununterbrochen geöffneten Bahnübergang in der Jahnstraße in Richtung Marktplatz oder in den Ostteil der Stadt zu kommen.

Die Bürgermeisterin ist sauer auf das Staatliche Bauamt

"Es geht einfach nicht, dass jemand einer Stadt, die ohnehin schon mehr oder weniger geschlossen ist, auch noch diese Zufahrt sperrt", schimpfte Bürgermeisterin Obermayr. "Noch dazu darf es nicht sein, dass vor einem solchen Hintergrund einfach losgebaut wird und wir im Rathaus erst durch Anrufe von aufgebrachten Grafingern erfahren."

Kurz vor Mittag konnte die Rathauschefin dann via Facebook mitteilen: Auf Drängen der Stadtverwaltung seien die Baumaßnahmen eingestellt worden. Mit dieser Taktik war Obermayr bereits vergangene Woche erfolgreich, als das Rosenheimer Straßenbauamt ein Stück der Kreisstraße 8 zwischen Nettelkofen und Seeschneid sanieren wollte. Dieser Abschnitt ist der nördliche Teil der Umleitung um Grafing, wohingegen die Glonner Straße der südwestliche ist.

Ebersberg: Bis zum Nachmittag stauten sich die Autos an der Baustellenampel in der Glonner Straße.

Bis zum Nachmittag stauten sich die Autos an der Baustellenampel in der Glonner Straße.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Am Dienstag ließen sich die Auswirkungen allerdings so schnell nicht stoppen. In der Glonner Straße musste erst der bereits ausgebrachte neue Straßenbelag abkühlen. Selbst am Mittag herrschte noch so etwas wie kollektiver ziviler Ungehorsam: Wer auf der Glonner Straße stadtauswärts im Stau stand, der fuhr selbst bei roter Behelfsampel einfach weiter - um überhaupt voranzukommen. Dadurch staute es sich stadteinwärts von Schammach her. Erst am frühen Nachmittag bauten die Arbeiter die Ampeln ab und gaben die Straße wieder für den Verkehr frei.

Obermayr war nicht die einzige, die von den Bauarbeiten in der Rotter Straße überrascht wurde. Landratsamtssprecherin Evelyn Schwaiger zufolge war auch die Untere Verkehrsbehörde im Landratsamt nicht informiert. "Das musste sie aber auch gar nicht werden", so Schwaiger. Weil die Ausbesserungen als sogenannte Kleinflächensanierungsmaßnahme gelten, könne das zuständige Rosenheimer Straßenbauamt so etwas in Eigenregie anordnen.

Warum dies genau an diesem Dienstag in Grafing sein musste, war bis Nachmittag bei den Rosenheimern nicht in Erfahrung zu bringen. Die Mitarbeiter, die den Grund wissen könnten, seien nicht im Haus, hieß es von dort. Ähnlich war die Reaktion in der den Rosenheimern unterstellten Ebersberger Straßenmeisterei. Für Presseinfos sei der Chef zuständig, hieß es. Der sei erst am Mittwoch wieder im Büro. Über sein Handy war er nicht erreichbar.

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