Ebersberg:Gipfelglück mit Gröstl

Ebersberg: Geschmackvolle Zusammenarbeit: Autorin Susi Schneider mit ihrem Vater Herbert Schneider, dem Ebersberger Mundartdichter.

Geschmackvolle Zusammenarbeit: Autorin Susi Schneider mit ihrem Vater Herbert Schneider, dem Ebersberger Mundartdichter.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Susi Schneider stellt in ihrem Kochbuch "Meine Hüttenweihnacht" regionale Rezepte der Alpenländer vor

Von RITA BAEDEKER, Ebersberg

Im offenen Kamin knistert ein Feuer und spendet bullige Wärme, draußen glitzert der frisch gefallene Schnee im Mondlicht. So wohlig-weltentrückt stellt man ihn sich vor, den Winterabend auf einer Hütte in den Bergen. Um den Bärenhunger nach einer Wanderung, einer Tour auf Skiern oder Schneeschuhen zu stillen, braucht der Mensch aber mehr als Berg-Romantik; etwas Heißes, gerne Deftiges muss es sein. Schön, dass es sich vor einiger Zeit Deutscher, Südtiroler und Österreichischer Alpenverein zur Aufgabe gemacht haben, die kulinarischen Traditionen der Alpenländer am Leben zu erhalten. In ihrem Kochbuch "Meine Hüttenweihnacht" hat Susi Schneider regionale Rezepte der Bergbauern gesammelt.

"Redn konnt er net, der Schnee, aber wunderschee knirschn", schreibt ihr Vater, der in Ebersberg ansässige Mundartautor Herbert Schneider, knapp und klangmalerisch zu einer köstlichen Mehlspeise. Sollten allerdings deren überwiegend aus Eier, Zucker, Mehl und Quark bestehende "Schneebälle" beim Kauen ebenfalls knirschen, dann hat man beim Nachkochen etwas falsch gemacht...

Susi Schneider, gelernte Kunsthändlerin, hat acht Jahre lang die "Schatzbergalm" in Dießen am Ammersee bewirtschaftet. 2001 eröffnete sie mit ihrem Partner Wolfgang Wagner eine Berghütte - das "Spitzsteinhaus" in Tirol. Seit 2014 betreiben beide die "Walchseer Suppnkuchl". Nach ihrem Erstling, dem "Hüttenkochbuch", ist nun im Rosenheimer Verlagshaus "Meine Hüttenweihnacht" erschienen. Neben Suppen und Eintöpfen gibt es Deftiges, Vegetarisches, Süßes und Getränke. Kalorienangaben fehlen zum Glück. Kaum bekannt dürften Speisen wie Süßkartoffelsuppe mit Blutwurst, Brezensuppe und "Kärntner Ritschert" sein. Und manches Rezept klingt, als hätten es Generationen von Hirten kreiert, etwa geschäumte Bergkäsesuppe, Gröstl und Ziegeneintopf. Tradition hat die Salzburger Mettensuppe.

Manches Lebensmittel, das Schneider verwendet, ist in Vergessenheit geraten. Graupen etwa, als Risotto zubereitet mit Schweineschulter und Parmesan. Wildschweinragout und Gamsbraten erfreuen den Gaumen des Wildkenners, die Gams-Eier allerdings sind nicht das, was der Namen glauben macht. Auch Klassiker wie Bauernente und Kasspatzen fehlen nicht. Unbedingt probieren sollte man Wirsingblätter mit Maronifüllung.

Wer sich schon beim Lesen in eine der Süßspeisen verguckt, lasse die Hauptmahlzeit ausfallen und schwelge in Glühweinkuchen, Schneamilch oder Kirschstanitzel. Danach vielleicht ein Glas Jagatee, das man - anders als beim gekauften Gebräu - unbeschadet überlebt. Über dem Schlemmen sollte man jedoch den Anlass der ganzen Kocherei nicht vergessen. "Wer a Kripperl aufstellt, der woaß no am ehesten, um was' eigentlich an Weihnachten geht", schreibt Herbert Schneider als Begleittext - zur Wurzelgemüsesuppe.

Unter einigen der Rezepte sind die Hütten beschrieben, die das Gericht anbieten, samt Anfahrt und Öffnungszeiten. "Meine Hüttenweihnacht" von Susi Schneider mit vielen Farbfotos hat 144 Seiten und ist erschienen im Rosenheimer Verlagshaus.

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