Ebersberg:Gemeinschaft vereint

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Während Sportklubs die Integration von Flüchtlingen leichter fällt, haben Feuerwehren ein Problem mit der Sprachbarriere

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Das Vereinsleben in Deutschland ist besonders bunt und lebendig. Dass das auch für den Landkreis Ebersberg gilt, zeigen einige Beispiele aus der Statistik: In der Kreisstadt sind 165 Vereine eingetragen. Markt Schwaben zählt 107 Vereine und Grafing 108. Rund 20 der Ebersberger Vereine sind im Sportbereich angesiedelt. Natürlich gibt es auch Vereine, die zwar nicht so mitgliederstark sind wie der örtliche Fußballclub, die aber wie die Freiwillige Feuerwehr für die öffentliche Sicherheit eine herausragende Rolle spielen. Die Vereinsmitgliedschaft ist je nach Interesse für viele Neubürger der erste Schritt, um in der neuen Heimat Fuß zu fassen, Kontakte zu knüpfen und über das Leben im Ort informiert zu werden. Das kann auch für die Integration von Flüchtlingen eine bedeutende Rolle spielen.

So nutzen einige der Grafinger Flüchtlinge das Angebot von Fußball- und Volleyballabteilung des TSV Grafing. "Wir haben da als Verein eine gewisse Verpflichtung, damit Integration entsteht", erklärt Wolfgang Brenner von der Fußballabteilung des TSV. "Und Fußball ist weltweit die Sportart Nummer Eins. Sie verbindet." Deshalb hat der Verein ein freies Fußballtraining ins Leben gerufen, für alle Grafinger, ganz egal ob "Hiesige, Zuagroaste oder Flüchtlinge", wie Brenner sagt. Dem TSV war es wichtig, dass es kein Training gibt, an dem nur Flüchtlinge teilnehmen. "Damit die Leute nicht nur unter sich sind, sondern einfach reinkommen."

Eine Erweiterung des Sportangebots gibt es beim ATSV Kirchseeon zwar nicht, aber der erste Vereinsvorsitzende Maximilian Völkl betont: "Jeder kann bei uns mitmachen!" So nutzen einige der Kirchseeoner Asylsuchenden bereits das Angebot der Fußball-, Tischtennis oder Turnabteilungen. Völkl ist der Meinung, dass jeder Einzelne in den regulären Trainingsablauf integriert werden sollte. Beim Thema Versicherung steht der ATSV auf der sicheren Seite, genau wie die übrigen Sportvereine. Denn "die Flüchtlinge, die das Angebot der Sportvereine wahrnehmen, die sind pauschal sportversichert", sagt Thomas Kern, Pressesprecher und Geschäftsführer des Bayerischen Landessportverbands. Dazu muss der jeweilige Verein nur BLSV-Mitglied sein. Kosten entstehen den Vereinen keine.

Auch viele Ebersberger Flüchtlinge interessieren sich für Sport, vor allem für Fußball. "Von Anfang an hat der TSV Ebersberg große Bereitschaft gezeigt, Flüchtlinge in ihr Training mitaufzunehmen", sagt Manfred Kugler vom Helferkreis. Mittlerweile seien zwei der Asylsuchenden sogar fest in die dritte Mannschaft integriert. Und im Moment werde eine vierte Mannschaft geplant, in der sowohl Flüchtlinge als auch Einheimische spielen können. Auch der Ebersberger Schwimmverein engagiert sich. So hat er im vergangenen Sommer einen Schwimmkurs für die Asylbewerber durchgeführt. "Das werden wir vermutlich auch weiterführen", sagt Claudia Pfrang aus dem Organisationsteam des Helferkreises.

Ebenso offen und engagiert zeigt sich der Turnverein Markt Schwaben. "Wir haben sogar einen Asylbeauftragen im Verein" sagt Claudia Stegmüller aus dem Helferkreis. Damit soll der Kontakt zum Helferkreis so einfach wie möglich sein. Mehrere Flüchtlinge nutzen das Angebot im Tischtennis, Basketball oder der Herrengymnastik. Und zum Fußballspielen gehen einige zu den Markt Schwabener Fußballverein oder auch nach Forstinning. Auch ein kulturelles Angebot gibt es in Markt Schwaben. Ein regelmäßiger Filmabend ist in Planung. "Der Theaterverein möchte uns dafür ab und an seine Halle zur Verfügung stellen", erzählt Stegmüller.

Schwierig gestaltet sich allerdings die Integration bei den Rettern. "Mich wurmt das", sagt der erste Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr in Ebersberg Ulrich Proske, "aber wir können die Flüchtlinge bei uns nur schwer an die Hand nehmen." Es reiche nicht aus, dass einige der Flüchtlinge durchaus gut Deutsch könnten. "Hier sprechen wir auch bayrisch", sagt Proske. "Verständigungsfehler können im Einsatz schlimme Folgen haben", fürchtet auch der erste Kommandant der Kirchseeoner Feuerwehr, Bernhard Hunscha. "Eine Integration, was das Thema öffentliche Sicherheit betrifft, das ist fast nicht machbar", sagt der erste Kommandant in Markt Schwaben, Christian Hankofer.

Sofern Flüchtlinge die Sprache absolut sicher beherrschen, körperlich und geistig geeignet sind und ihren festen Wohnsitz in der Gemeinde haben, stehe einer Mitgliedschaft und einer Feuerwehrausbildung aber nichts im Weg, betont Hunscha. "Es gelten die gleichen Voraussetzungen wie für alle anderen auch." Was die Feuerwehren gerne anbieten möchten, ist eine Brandschutzunterweisung. "Damit die Flüchtlinge wissen, was passieren kann, falls einmal ein Alarm losgeht. "Das geht aber nur mit Dolmetschern."

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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