Ebersberg:Gegen neue Nachbarn

Ebersberg: Bisher blicken die Nachbarn über Felder und Wiesen, über den geplanten Lärmschutzwall sind sie wenig begeistert.

Bisher blicken die Nachbarn über Felder und Wiesen, über den geplanten Lärmschutzwall sind sie wenig begeistert.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Anwohner von geplantem Baugebiet fürchten Lärmbelastung

Von Thorsten Rienth

GrafingAiblinger Anger nennen die Grafinger das Neubaugebiet in der Nähe ihres Aldi-Marktes. An seiner Südseite soll die Bebauung beginnen und dann den weiten Bogen ausfüllen, den die Staatsstraße 2089 Richtung Elkofen im Grafinger Südwesten macht. Wohnraum für etwa 300 Menschen will die Stadt dort schaffen. Das Bebauungsplanverfahren für die Mischung aus Mehrspännern und Geschosswohnungsbau läuft bereits. Am Dienstagabend hat der Bauausschuss die Einwände der Anwohner behandelt - eine lange Liste.

Die sogenannte Bürger- und Behördenbeteiligung ist bei der Aufstellung von Bebauungsplänen ein wichtiger Verfahrensschritt. Soll sie doch sicherstellen, dass berechtigte Anliegen etwa von Naturschutz oder dem Wasserrecht in ausreichendem Maße gewürdigt werden. Zu den Beteiligten gehören immer auch die Nachbarn der auszuweisenden Baugebiete. Der Prozess ist deshalb immer auch ein guter Indikator, wie umstritten Vorhaben sind.

Im Falle des Aiblinger Angers sind die Bewertungen ambivalent: Behörden und Institutionen haben gegen das Gebiet praktisch keinerlei Einwände, ja betrachten es sogar als Beispiel einer gelungenen Stadtentwicklung. Das Areal sei ein Bereich, der für eine Grafinger Siedlungsentwicklung besonders in Betracht komme, urteilte beispielsweise die Regierung von Oberbayern in ihrer Stellungnahme. Sie hat in Bayern immerhin den Status der höheren Landesplanungsbehörde inne.

Die östlich gelegene Nachbarschaft dagegen sieht die Planung sehr viel kritischer. Eine Stellungnahme bezeichnet den Plan etwa als voreilige Maßnahme, die den Ruf Grafings als lebens- und liebenswerte Stadt zerstöre. Ein paar Seiten später ist die Rede von einer Verschandelung des Straßen- und Ortsbilds. "Wachstum um jeden Preis soll nicht die neue Devise Grafings sein." Auf keinen Fall wolle man ein neues Poing werden.

Aber auch ganz persönliche Betroffenheiten werden angeführt: "Statt des bisherigen Blickes aus den Fenstern unseres Hauses auf freies Feld bietet sich dann nicht etwa nur der Blick auf etliche Neubauten, sondern der Blick auf eine vier Meter hohe Mauer." Der Lärmschutz, der allerdings aus zwei Metern Wall und zwei Metern Mauer besteht, verstoße zudem gegen das Gleichbehandlungsgesetz: Die Wand reflektiere Verkehrslärm auf die seit Jahrzehnten bebaute Ostseite der Aiblinger Straße. "Wir Altanlieger fühlen uns dadurch erheblich benachteiligt." Andere befürchten ein neues "Wohnghetto". Die Mauer umschließe das geplante Baugebiet von drei Seiten. "Ein nachbarschaftliches Miteinander wird so unmöglich", so die Argumentation von Anliegern.

Bauamtsleiter Josef Niedermaier befand sich deshalb bei dem Tagesordnungspunkt vor allem im Gegenrede-Modus. Von einer überzogenen Planung könne doch keine Rede sein, unterstrich er. "Es geht hier doch ganz klar um den sparsamen Umgang mit Grund und Boden." Dass die Lärmschutzanlage übermäßig Schall in die gegenüberliegende Nachbarschaft absorbiere, sei falsch. "Soweit es überhaupt rechnerisch zu nachweisbaren Veränderungen kommen könnte, dann liegen sie deutlich unter der Wahrnehmbarkeitsschwelle." Der Lärmschutz sei ohnehin schon minimal bemessen. Obendrein würden Teile der neuen Gebäude selbst als Lärmschutz für die innenliegenden Wohnungen und Häuser verwendet. Kluge Wohngrundrissorientierung sei das Stichwort, sagte der Bauamtsleiter.

Niedermaier relativierte auch die in den Stellungnahmen immer wieder genannte Verlegung der Staatsstraße. Natürlich sei es wünschenswert, die Aiblinger Straße per direktem Durchstich an die Glonner Straße anzuschließen und damit den charakteristischen Bogen um das Neubaugebiet abzukürzen, erklärte er. Die Verlegung würde den umstrittenen Lärmschutz entlang der bisherigen Straße schließlich obsolet machen. "Wir haben allerdings den Wohnbedarf jetzt - wir können doch nicht das ganze Gebiet aufschieben, bis irgendwann einmal vielleicht die Straße verschoben ist.

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