Zecken:Gefahr im Gebüsch

Zecken-Warnschild

Im vergangenen Jahr gab es 50 gemeldete Fälle von Borreliose im Landkreis Ebersberg.

(Foto: dpa)

Zwischen 50 und 100 Menschen erkranken im Landkreis jedes Jahr an der durch Zecken übertragenen Borreliose. Außerdem besteht das Risiko einer Infektion mit Frühsommer-Meningoenzephalitis.

Von Wieland Bögel

Als vor einigen Wochen bekannt wurde, dass im Landkreis Ebersberg der Wolf umgeht, war die Aufregung groß. Inzwischen, so wird von Fachleuten vermutet, ist der Wolf längst weitergezogen, doch für den Menschen wesentlich gefährlichere Tiere lauern nach wie vor in den Wiesen und Wäldern zwischen Anzing und Aßling: die Zecken. Diese können zwei teilweise lebensbedrohliche Krankheiten übertragen, die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose (siehe Kasten).

Besonders letztere kommt im Landkreis Ebersberg relativ häufig vor. Wie der Leiter des Gesundheitsamtes, Hermann Büchner, berichtet, gab es im vergangenen Jahr 50 gemeldete Fälle von Borreliose im Landkreis Ebersberg. Zwar sei dies ein Rückgang gegenüber 2013, als dem Gesundheitsamt noch 97 Borreliosefälle gemeldet wurden, dennoch spricht Büchner von "relativ hohen Zahlen". Denn im Gesundheitsamt gehen nur die Fälle ein, in denen tatsächlich eine Borreliose festgestellt wurde, die Dunkelziffer könnte also durchaus höher liegen. Die gute Nachricht ist, dass die allermeisten der gemeldeten Fälle einen leichten Verlauf genommen hätten und sich gut behandeln ließen.

Auf den ersten Blick gute Nachrichten gibt es auch bei der zweiten von Zecken übertragenen Krankheiten, der FSME. Hier habe das Gesundheitsamt seit Jahren keinen einzigen Fall mehr im Landkreis Ebersberg registriert, so Büchner. Und auch bei jenen Fällen, die dem Amt gemeldet wurden, habe sich gezeigt, dass die Patienten die Krankheit in einem benachbarten Landkreis erworben hätten. Dennoch, Entwarnung kann Büchner nicht geben, auch Ebersberg gilt als FSME-Risikogebiet. Dies liegt vor allem daran, dass es in fast allen Nachbarlandkreisen, außer München, Fälle von FSME gegeben habe, "und da lässt sich das Risiko nicht ausschließen, die Zecken machen ja nicht an der Landkreisgrenze Halt". Daher lasse sich nie ausschließen, dass es in Ebersberg FSME gebe, so Büchner, "es gibt keine Untersuchungen der Zecken im Landkreis".

Was die Zecken mit sich bringen

Hat sich die Zecke erst einmal festgesaugt, will sie nur noch eins: Blut. Doch dieses muss flüssig bleiben, daher spritzt die Zecke ihren gerinnungshemmenden Speichel in die Wunde. Darin können verschiedenste Krankheitserreger enthalten sein, in Mitteleuropa sind das hauptsächlich Viren, welche die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auslösen können und die bakteriellen Erreger der Lyme-Borreliose.

Die schlimmsten Spätfolgen kann der Biss einer mit FSME-Viren infizierten Zecke haben. Zwar verläuft die Krankheit bei den meisten Patienten eher harmlos, die Symptome - Fieber, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit - ähneln jenen einer Sommergrippe. Bei etwa zehn Prozent der Erkrankten ist der Verlauf schwerer, es kommt zu hohem Fieber und Hirnhautentzündung, im Extremfall zu Lähmungen und Koma. Behandeln lässt sich die Krankheit kaum, allerdings gibt es eine Impfung gegen die FSME-Viren.

Genau umgekehrt ist es bei der Borreliose, hier gibt es zwar keine Impfung, dafür lässt sich die Krankheit mit Antibiotika gut bekämpfen. Voraussetzung ist allerdings, dass sie frühzeitig erkannt wird. Erstes Warnzeichen ist ein mehr oder weniger runder roter Fleck auf der Haut rund um den Zeckenbiss. Dieser wird auch Erythema migrans genannt, weil er seine Position verändern kann. Treten außerdem noch Symptome wie Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen auf, sollte man einen Arzt konsultieren. Unbehandelt kann Borreliose zu chronischen Gelenk-, Muskel- und Nervenentzündungen führen.

Besonders im Süden und Osten sei es möglich, dass die eine oder andere befallene Zecke zuwandere. Und wie bei der Borreliose gebe es auch bei FSME eine hohe Dunkelziffer. Büchner schätzt, dass nur ein Drittel, der von einer infizierten Zecke gebissenen Personen krank werden, und von diesen würden die allermeisten Symptome wie bei einer Sommergrippe aufweisen, so dass die Krankheit nicht dem Gesundheitsamt gemeldet würde. Büchner empfiehlt daher allen, "die regelmäßig in den Wald gehen", sich gegen FSME impfen zu lassen. Gegen Borreliose helfe allerdings nur, sich nach dem Waldspaziergang gründlich auf Zecken abzusuchen und bei verdächtigen Symptomen sofort zum Arzt zu gehen.

Zumindest müssen Spaziergänger im Landkreis keine eingeschleppten exotischen Krankheiten fürchten. Zwar gebe es schon seit Jahren die Befürchtung, dass sich, durch Klimawandel und Warenimporte begünstigt, Arten wie die Malariamücke weiter ausbreiteten. Für den Landkreis sei aber bisher noch kein derartiger Fall bekannt, so Büchner, was aber durchaus auch daran liegen könnte, dass exotische Krankheiten vielleicht nicht immer als solche diagnostiziert werden.

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