Ebersberg:Friedliche Erntezeit

Ebersberg: Ernten dürfen Bauern notfalls auch in der Nacht - selbst wenn das Anwohner stören sollte.

Ernten dürfen Bauern notfalls auch in der Nacht - selbst wenn das Anwohner stören sollte.

(Foto: Christian Endt)

Aufgrund des sonnigen Wetters müssen Landwirte heuer selten nachts arbeiten. Das freut die Nachbarn, die Zahl der Beschwerden ist dieses Jahr so niedrig wie lange nicht

Von Jessica Morof, Ebersberg

Wenn am Ende des Sommers das Motorengeräusch schwerer Traktoren und rotierender Mähmaschinen die Nacht durchdringt, ist das ein eindeutiger Hinweis: Jetzt ist Erntezeit. Zwischen Landwirten und Nachbarn kann das hin und wieder zum Problem und zum Grund für Streitereien werden. Dank des sonnigen und trockenen Sommers bleibt die Lage im Landkreis allerdings entspannt. Nur selten müssen die Bauern in der Nacht oder am Sonntag auf die Felder - ebenso selten gehen bei den Behörden Beschwerden ein.

Wenn Anwohner sich vom Mähen, Häckseln oder Dreschen in der Nacht oder am Sonntag gestört fühlen, wenden sie sich in der Regel an die Polizei oder das Landratsamt. "Flapsig gesagt können Landwirte im Prinzip fast alles machen, was sie wollen", erklärt Gerhard Freudenthaler die Situation in der Erntezeit. Was erlaubt ist und was nicht, hängt für den stellvertretenden Dienststellenleiter der Ebersberger Polizeiinspektion vom Einzelfall ab. In der Erntezeit gibt es für Landwirte Ausnahmeregelungen bei Arbeiten, die nicht aufgeschoben werden können, informiert der Polizeibeamte. Beispielsweise müsse das Heu einfach eingebracht werden, bevor sich Regen ankündigt und die Zeit des Maishäckselns beschränkt sich auf wenige Tage im Jahr. Die Bauern müssten lediglich vernünftig argumentieren, weshalb sie nachts oder am Feiertag arbeiten.

Außerdem gebe es die als landläufig bekannte Nachtruhe zwischen 22 und 6 Uhr eigentlich gar nicht, erläutert Freudenthaler. Gemeinden könnten diese lediglich in Bezug auf Haus- und Gartenarbeiten sowie Musik festlegen. Auch die TA, also die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm - eine Vorschrift des Immissionsschutzgesetzes - greife in der Landwirtschaft nur bei genehmigungsbedürftigen Anlagen. Davon gebe es laut Landratsamt im Landkreis allerdings keine, sagt Landratsamts-Sprecherin Evelyn Schwaiger. Sie erläutert zudem, dass beispielsweise das Gesetz über den Schutz der Sonn- und Feiertage bei unaufschiebbaren Tätigkeiten komplett aufgehoben sei. "Das sind die Privilegien der Landwirtschaft."

Natürlich gebe es immer wieder einmal Anrufe von Anwohnern, die sich nachts oder am Wochenende von den Erntemaschinen gestört fühlten. Doch dann versuche man, Gespräche zu führen und die Schwierigkeiten so aus der Welt zu räumen. Meist funktioniere das. "Insgesamt haben die Anwohner Verständnis für die Landwirte", sagt Schwaiger. Nur selten riefen Nachbarn wegen Ruhestörungen an.

Grund für den entspannten Sommer ist das Wetter. "Wenn es wie heuer so lange schön und trocken ist, dann muss man nicht unbedingt nachts aufs Feld", erklärt Franz Lenz, Kreisobmann des Bauernverbands. Sowohl während der früheren Getreideernte als auch bei der Mais- und Kartoffelernte, die aktuell stattfindet, könnten die Landwirte ihre Zeit einfacher auf die Tage unter der Woche verteilen. Ausnahmen bestätigen die Regel: "Wie überall gibt es ab und an Probleme, wenn zwei aneinandergeraten, die nicht miteinander können", schränkt Lenz ein. "Dann scheppert es auch mal." Doch mit ein bisschen gutem Willen, könnten alle Beteiligten gut miteinander auskommen in diesem Jahr. Schließlich sei es auch nicht der Wunsch der Bauern, nachts arbeiten zu müssen.

Das sieht auch Polizeibeamter Freudenthaler so. "Die Landwirte machen das ja nicht aus Boshaftigkeit." Auch er berichtet von einer konfliktarmen Erntezeit in diesem Jahr. Wenn sich trotz allem mal ein Anwohner bei der Dienststelle wegen nächtlicher Ruhestörung melde, prüft der Dienstgruppenleiter zuerst einmal, ob die Arbeiten verhältnismäßig sind. Sollte dies nicht der Fall sein, weil beispielsweise trotz beständiger Trockenheit am Sonntag oder nachts geheut wird, greift die Polizei ein. In diesem Jahr, sei dies aber nicht passiert. "Wenn das Wetter so schön ist, müssen die Bauern selten in der Nacht arbeiten", sagt auch Freudenthaler. Ohne Aufgaben sind die Beamten der Dienststelle deshalb aber nicht. Denn: "Dafür gibt es mehr Beschwerden wegen Grillfesten."

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