Ebersberg:Entscheidungshilfe

Glyphosat-Protest vor CSU GST EBE

Vor der CSU-Geschäftsstelle in Ebersberg protestieren Umweltschützer gegen eine Verlängerung der Zulassung des Herbizids Glyphosat.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Gegner des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat demonstrieren vor der CSU-Geschäftsstelle

Von Violetta Meier, Ebersberg

"Das nächste Jahr soll das Jahr der Biene sein, doch die Zahl der Fluginsekten ist um mehr als 75 Prozent gesunken. Das widerspricht sich doch!" sagt Christiane König, Grünen-Gemeinderätin aus Kirchseeon. Sie trägt einen Schutzanzug und um ihren Hals hängt ein Schild mit der Aufschrift: "Glyphosat Umweltkiller. Warnung Krebsgefahr." Genau wie sie sind knapp zwanzig Menschen am Dienstag vor die CSU-Kreisgeschäftsstelle in Ebersberg gekommen um zu protestieren.

"Es ist wichtig, dass wir Stellung beziehen. Deutschland soll sich nicht enthalten, sondern sich klar gegen Glyphosat aussprechen!" fordern die Kirchseeoner Grünen- Gemeinderätinnen Natalie Katholing und Andrea Oberhauser-Hainer. Adressat ist der Ebersberger CSU-Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz - der allerdings die Protestnote nicht persönlich in Empfang nehmen kann. Er hat sich mit Verweis auf einer Präsenzpflicht für Abgeordnete des Deutschen Bundestages entschuldigt. Auch der CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Huber war durch eine Informationsreise des Sozialausschusses des Bayerischen Landtags verhindert.

Statt der beiden Mandatsträger stellte sich der Bundeswahlkreis-Geschäftsführer Robert Krug zu den Demonstranten. "Alle Mitglieder der CSU, die auch dagegen sind, müssen die anderen Parteimitglieder umstimmen und die Meinung der Bürger gut vertreten", sagt Katholing.

Glyphosat gehört zu den am häufigsten eingesetzten Unkrautvernichtern. Studien mit widersprüchlichen Resultaten, ob das Herbizid "wahrscheinlich krebserregend" oder "nicht akut gesundheitsgefährdend" sei, lösten aufgrund von Vorwürfen bezüglich der Glaubhaftigkeit der Studien und einer möglichen finanziellen Unterstützung der Forscher durch den Konzern Monsanto, eine Debatte aus. Das Totalherbizid steht schon seit längerem unter immer stärker werdender Kritik, doch die Entscheidung über eine erneute Zulassung auf europäischer Ebene steht noch aus. Bei der jüngsten Sitzung des für EU-Richtlinien zuständigen Komitologie-Ausschusses enthielten sich die Vertreter Deutschlands. Eine erneute Abstimmung ist für den 27. November geplant. Bevor abgestimmt wird, wollen die Gegner des Glyphosat-Einsatzes Überzeugungsarbeit leisten: bis zu diesem Donnerstag sind vor 100 CSU-Geschäftsstellen Protestaktionen geplant.

"Es geht auch bestens ohne das Pestizid. Ich betreibe seit 17 Jahren eine biologische Landwirtschaft. Keine Pestizide zu verwenden, kann viel Geld sparen", erklärt Demonstrantin Elisabeth Reis und fügt hinzu: "Die langfristige Gesundheit steht im Vordergrund. Profitdenken sollte nicht an erster Stelle stehen." Das sieht Sabine Grimm genauso und beruft sich auf eine Studie des Münchner Umweltinstituts: "Es wurde nachgewiesen, dass Glyphosat im menschlichen Körper vorzufinden ist. Wie kann man das trotzdem weiter erlauben?" Es herrscht Aufbruchsstimmung. Man wolle etwas verändern. Das unterstreichen auch die Reaktionen der vorbeifahrenden Autofahrer: Es wird voller Enthusiasmus gehupt, gejubelt und applaudiert.

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