Ebersberg:Eine Kindheit vor 500 Jahren

Ebersberg: Rudolf Herfurtner liest vor Schülern der Ebersberger Realschule aus seinem Roman.

Rudolf Herfurtner liest vor Schülern der Ebersberger Realschule aus seinem Roman.

(Foto: Christian Endt)

Rudolf Herfurtner liest aus "Magdalena Himmelsstürmerin"

Von Daniela Weichselgartner, Ebersberg

Am Freitag durften sich die Schülerinnen und Schüler einer siebten und achten Klasse der Dr.-Wintrich-Realschule in Ebersberg über Abwechslung im Schulalltag freuen. Autor Rudolf Herfurtner war gekommen, um mit den Kindern über sein Buch "Magdalena Himmelsstürmerin" zu sprechen. Im Deutschunterricht hatten sich die Schüler bereits mit dem Roman beschäftigt, der in der Zeit der Reformation spielt - weshalb die Veranstaltung auch von Pfarrer Edzard Everts mitiniziiert wurde. Sie steht im Kontext der Feiern zum 500. Geburtstag der Reformation. Autor Rudolf Herfurtner richtet in seinem Roman den Blick auf das 14-jährige Mädchen Magdalena, das den strengen Grenzen der Gesellschaft zu entfliehen versucht. Vater und Bruder sterben im Bergwerk, die Mutter steckt ihr ganzes Geld in Ablassbriefe. Magdalena wird nach Wittenberg geschickt, wo sie zum ersten Mal Martin Luther predigen hört. Inmitten dieser Zeit der Umbrüche versucht sie, den strikten gesellschaftlichen Erwartungen zu entfliehen. Der Autor erläuterte in seinem Vortrag, warum er sich als Hauptpersonen gegen bekannte Persönlichkeiten entschieden hat und stattdessen ein junges Mädchen in den Mittelpunkt stellte. Er habe die Auswirkungen des Wandels auf die einfachen Leute darstellen wollen. Wer sei da besser geeignet als ein Mädchen, dessen Leben im Mittelalter besonders stark von strengen Regeln der Gesellschaft eingeschränkt war.

Die Hauptperson ist nah an der Lebenswelt der Schüler. In der Diskussion kam mehrmals zum Ausdruck, dass die jungen Leser sich mit ihr identifizieren können, mit ihrem Kampf gegen die Konventionen. Rudolf Herfurtner erzählte davon, wie das Buch entstanden ist. Dass er viel in die Lektüre zeitgeschichtlicher Literatur investiert habe, um den Umständen so gut wie möglich gerecht zu werden. Er berichtete auch davon, wie der Schreibprozess abläuft, wie er so häufig vor nichts als einem weißen Blatt Papier mit einem Datum darauf sitze. Herfurtner nahm die Schüler mit bei seinen Ausführungen, bezog sich immer wieder auf ihre Lebenswirklichkeit, brachte die Kinder zum Lachen. Seine Lesung war kein Frontal-Vortrag, sondern er schaffte es, mit den Schülern ins Gespräch zu kommen und ihnen die Arbeit eines Schriftstellers näher zu bringen.

Zum Schluss las der Autor aus den ersten Seiten des Buchs vor. Ein literarischer Text sei immer stark vom Autor geprägt, also sollten sie die Worte aus einem Mund hören. Entspannt saß er auf der Tischkante, hielt das Buch in Händen und blickte durch seine Lesebrille. Mit angenehmer Stimme las er von Magdalena, die lieber mit dem Vater und ihrem Bruder ins Bergwerk gehen würde als beim Kochen zu helfen. Das Mädchen, das so viel über den Bergbau weiß, aber von der herrischen Mutter gescholten wird, wenn sie von ihrem Wissen erzählt. Als er das Buch zuklappte, blickte er in konzentrierte Mienen. Die Schüler hatten aufmerksam seinen Worten gelauscht. Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht.

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