Ebersberg:Einbruch in der Dämmerung

Illustration - Einbruch

Der Dämmerung sagt man nach, dass sie einbricht. Diese Arbeit erledigen jedoch eigentlich Diebe mit ihrem Werkzeug (Symbolbild).

(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Auch wenn im Landkreis weniger Diebesgut aus Häusern entwendet wird, warnt die Polizei vor dem Winter. Wer wegen der Zeitumstellung im Dunkeln heimkommt, sollte es ungebetenen Gästen nicht zu leicht machen.

Von Alexandra Leuthner und Stefan Galler, Ebersberg

Der "Pröbstl Josef" hat ausgedient. Wenn die Beamten der örtlichen Polizei nur beim revierbekannten Langfinger nachschauen müssten, wenn wieder mal ein Haus ausgeräumt worden ist, so wie der Monaco Franze in der gleichnamigen Münchner Kultserie, dann wäre die Aufklärungsquote vermutlich höher. Heute seien es aber oft organisierte Banden, die auf Einbruchstour gehen, sagt Peter Grießer, Pressesprecher des für den Landkreis zuständigen Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord. Nur 6,3 beziehungsweise 3,4 Prozent der Wohnungseinbrüche der Jahre 2014 und 2015 im Landkreis konnte die Polizei bisher aufklären.

Die gute Nachricht ist, dass es den Einbrechern 2015 seltener gelungen ist, in ihre Zielobjekte hinein zu gelangen oder Brauchbares zu finden, obwohl die Zahl der Versuche gestiegen ist - von 127 auf 149. "Vielleicht hilft ja unsere Aufklärungsarbeit", sagt Grießer, "und die Leute passen besser auf." Diebesgut im Wert von knapp 690 000 Euro wurde 2014 entwendet, 2015 waren es 70 000 Euro weniger.

Naturgemäß mehr betroffen waren die großen Kommunen Grafing, Ebersberg, Poing, Vaterstetten und Zorneding. Den stärksten Anstieg hatte Poing zu verzeichnen, dort wuchs die Zahl der Fälle im Vergleich zum Vorjahr von 17 auf 30. 2016 wurden bis Ende September erst 88 Fälle gemeldet - die gefährlichste Jahreszeit beginnt aber erst jetzt.

EInbrecher kommen selten Nachts, lieber in der Dämmerung

Einbrecher kommen nur selten in der Nacht, gerne aber in der Dämmerung, die im Herbst und Winter schon einsetzt, wenn viele Bewohner noch in der Arbeit oder anderweitig unterwegs sind. Wenn die Einbrecher dann in der Dämmerung durch die Straßen fahren, "schauen sie nach, wo Licht brennt und wo nicht," sagt Kriminalhauptkommissar Johann Radlmaier. Und dann sind sie ganz schnell an der Terrassentür, "weil die meist nach hinten rausgeht und nicht so einsichtig ist wie die Haustür".

Ebersberg: Polizeioberkommissar Rudi Elfinger rät dazu, auch die Gitter über den Kellerschächten mit einer Innenbefestigung zu sichern.

Polizeioberkommissar Rudi Elfinger rät dazu, auch die Gitter über den Kellerschächten mit einer Innenbefestigung zu sichern.

(Foto: Claus Schunk)

Radlmaier ist Fachberater für Sicherheit bei der Kriminalpolizei Erding. Auf der Seite www.polizei.bayern.de/oberbayern_nord ist die Nummer der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle zu finden, unter der Radlmaier und sein Kollege Jakob Deischl zu erreichen sind. Ihre Beratung ist umsonst, es könne nur sein, dass man zwei bis drei Wochen warten müsse, sagt Radlmaier, gerade jetzt. Nicht zufällig ist der Sonntag der Uhrzeitumstellung bundesweit der Tag des Einbruchschutzes.

Seit Jahren mahnt die Polizei unter dem Motto "Eine Stunde für mehr Sicherheit" rund um das letzte Oktoberwoche dazu, mögliche Schwachstellen der eigenen vier Wände zu überprüfen. Und so macht das Objekt, in das Polizeioberkommissar Rudi Elfinger in dieser Woche eingeladen war, den Sicherheitsbeamten nicht wirklich zufrieden. Zwar sind die Griffe der Terrassentüren verschließbar, doch die Schlösser stellen kein großes Hindernis dar: "Die Täter gehen mit einem langen Schraubenzieher in den Spalt, hebeln die Tür auf und sind in wenigen Sekunden drin", sagt er.

Es dem Einbrecher so leicht zu machen, ist fatal, denn wenn er etwas nicht hat, dann ist es Zeit. "Zwei bis fünf Minuten", sagt Johann Radlmaier, "so lange sollte man Widerstand bieten können." Etwa durch verschließbare Fenster und einbruchhemmende Scheiben. Die Fenster sollten neben dem Schloss, das verhindert, dass der Türgriff gedreht werden kann, sogenannte Pilzkopfbeschläge haben, die sich beim Schließen in den Türrahmen bohren und damit ein Aufhebeln unmöglich machen.

Bei 30 Jahre alten Fenstern lohnt sich auch ein Austausch

Neuere Fenster könne man in der Regel nachrüsten lassen, sagt Radlmaier, "aber wenn man 30 oder 40 Jahre alte Fenster im Haus hat, dann ist das oft eine Abwägungssache, da könnten neue Fenster besser sein." Alles eine Frage des Preises, wobei die KFW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) Maßnahmen, die mehr als 2000 Euro kosten, mit zehn Prozent fördert, für höhere Investitionen gibt sie Darlehen bis zu 50 000 Euro.

Wer sich für eine Nachrüstung entscheidet, findet auf der Seite www.polizei.bayern.de/schuetzenvorbeugen/beratung/technik eine Adressliste des bayerischen Landeskriminalamts mit einer Aufstellung von zertifizierten Betrieben. Wer eine Fachfirma kommen lässt, sollte idealerweise auch alle Fenster im Erdgeschoss und die Gitter über den Kellerschächten mit einer Innenbefestigung sichern.

Fast 80 Prozent aller Einbrecher wählten allerdings den Weg über die Terrasse oder ein Fenster, sagt Radlmaier. Für einen vollständigen Schutz sollten auch Türen und Fenster im ersten Stock gesichert sein, erklärt Polizeioberkommissar Elfinger, im Garten des besichtigten Objekts angekommen. "Wenn eine Leiter neben dem Balkon lehnt, ist das eine Einladung, die Einbrecher annehmen", so der Beamte. Mit einem Blick auf die hohen Büsche am Zaun wiegt er bedenklich den Kopf. "Es schadet auch nicht, so etwas runter zu schneiden, damit die Nachbarn mehr sehen", sagt er.

Ein Rat von der Polizei: Immer zweimal zusperren

Überhaupt: Je besser das nachbarschaftliche Verhältnis, desto schwerer haben es Langfinger, betonen beide Beamte. "Aufmerksam sein, fremde Menschen im Grundstück ansprechen, das mag kein Einbrecher. Die wollen ja keinen Kontakt", sagt Radlmaier. In der Reisezeit sollte man Nachbarn bitten, immer wieder nach dem Rechten zu sehen, Briefkasten und Tonnen zu leeren, wenn möglich, die Jalousien zu bewegen.

Einen Einbruchschutz böten Jalousien zwar nur, wenn sie besonders gesichert seien - auch hier könne man nachrüsten lassen - aber auch an ihnen könnten sich Einbrecher orientieren, deshalb: "Rollläden tagsüber auf, nachts zu", sagt er. Ihr Vorteil: "Sie machen Lärm, wenn man sie öffnet." Auch ein Bewegungsmelder sei hilfreich. "Licht schreckt immer ab. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Haus aussieht, als wären Sie zu Hause. Lassen Sie das Licht an. Wenn es geht, sogar das Radio."

Polizeioberkommissar Elfinger hat nach einem Blick auf die durchaus massiv wirkende Haustür auch noch einen Rat parat: "Immer zweimal zusperren, auch wenn man nur ein paar Minuten weg ist." Er stößt mit dem Fuß gegen den unteren Teil der Tür, prompt tut sich ein Spalt auf. Mit einem Hebel hätte ein Einbrecher leichtes Spiel.

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