Ebersberg:Ein Rathaus ist kein Ponyhof

Beim Komfort für Mitarbeiter gibt es noch Luft nach oben

Von Antonia Heil, Ebersberg

Am Arbeitsplatz sollte man sich wohlfühlen. Deswegen gehört es für private Firmen und Betriebe heutzutage fast selbstverständlich dazu, dass man auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter eingeht. Inzwischen ziehen die Städte und Gemeinden teilweise nach und sorgen aktiv für das Wohl ihrer Mitarbeiter. Mit gutem Beispiel geht da Kirchheim im Nachbarlandkreis München voran. Hier gibt es für die Angestellten und Beamten das volle Programm. Etwa kostenloses Obst, gemütliche Sitzsäcke im Aufenthaltsraum bis zur günstigen Massage und einem Tischfußballraum. So weit scheint man im Landkreis Ebersberg dagegen noch nicht zu sein, hier hält man es eher nach dem Motto: Weniger ist mehr.

In der Stadt Ebersberg ist Geschäftsführer Erik Ipsen dafür zuständig, eine angenehme Arbeitsatmosphäre im Rathaus zu erzeugen. Er legt ganz besonderen Wert auf Fortbildungen, die jeder Mitarbeiter einmal im Jahr besuchen kann. "Da kommen die Leute auch mal raus und können sich mit anderen austauschen, die gleiche oder ähnliche Herausforderungen zu meistern haben. Denn die Fortbildungen sind natürlich meistens fachspezifisch." Es sei also eine Win-Win-Situation, denn die Kommune profitiere ja auch davon. Für den Wohlfühlfaktor im ganz normalen Alltag gibt es kostenlosen Kaffee sowie zwei Räume für den Aufenthalt in den Pausen, wo auch Küchenzeilen zum Kochen oder Erwärmen von Speisen in der Mittagspause vorhanden sind. Das wird aber auch von den restlichen Gemeinden im Landkreis als selbstverständlich angesehen und ist sogar betriebsrechtlich vorgeschrieben. Regelmäßige Feste wie das sommerliche Grillen auf dem Bauhof und die Weihnachtsfeier seien bei den Mitarbeitern sehr beliebt, so Ipsen. Der Stadtrat stelle ihm für alles zusammen 45 000 Euro zur Verfügung.

Bei der Gemeinde Zorneding sieht es ganz ähnlich aus: Privat können die Leute hier in der Mittagspause kostenlos die nahe Turnhalle nutzen, und sie haben täglich während der Dienstzeit eine Viertelstunde Zeit für persönliche Dinge, also zum Beispiel kurze Besorgungen. Fortbildungen werden grundsätzlich ohne zeitliche und finanzielle Einschränkung genehmigt. "Wir kooperieren auch sehr gut mit der VHS", sagt Daniel Kommnick, Geschäftsführer der Gemeinde. "Da holen wir uns oft Fachleute für interne Schulungen. Natürlich profitieren unsere Mitarbeiter davon besonders." Ihm liegt auch die Gesundheit seiner Kollegen am Herzen und dabei insbesondere der Rücken, der bei Jobs mit viel Präsenz im Büro sehr oft stark strapaziert wird.

Das ist auch ein Schwerpunkt im Poinger Rathaus und an dessen Außenstellen, denn hier steht der Komfort am Arbeitsplatz ganz weit oben auf der Liste der Prioritäten. "Wir achten auf die hohe Qualität von Büromöbeln und insbesondere Stühlen, um zum Beispiel Bandscheibenvorfällen vorzubeugen", erklärt Thomas Stark von der Gemeindeverwaltung. Seit einigen Wochen gebe es für die Rathausangestellten auch Mineralwasser umsonst, was gut angenommen werde. Allein für das Wasser werden auf das Jahr gerechnet Kosten von 10 000 Euro veranschlagt, was sich auf insgesamt 130 Mitarbeiter verteilt. Sonst gebe es in der Poinger Verwaltung aber keine großen Wohlfühl-Maßnahmen für die Mitarbeiter. Das liege unter anderem auch daran, dass die verschiedenen Verwaltungsbereiche auf mehrere Häuser verteilt seien. "Toll ausgestattete Aufenthaltsräume wie in Kirchheim lohnen sich da gar nicht", so Stark. Bei größerer Nachfrage würde man aber mehr Maßnahmen treffen.

Auch in Grafing hält man sich eher bedeckt, was die Maßnahmen für Angestellte angeht. Es gibt immerhin kostenlosen Kaffee und die üblichen Vorsorgeuntersuchungen übernimmt die Gemeinde aus ihrem Budget. Geplant ist, im nächsten Jahr Kurse für Rückenübungen im Büroalltag anzubieten.

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