Ebersberg:"Der größte Kontrast zu den Rechtspopulisten"

Stadtratssitzung in München, 2015

CSU und SPD verzeichnen im Landkreis entgegen dem bayernweiten Trend einen Mitglieder-Zuwachs (Symbolfoto).

(Foto: lukasbarth.com)

Entgegen dem bayernweiten Trend gibt es bei CSU und SPD im Landkreis Ebersberg einen Zuwachs an Mitgliedern.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Im Landkreis gibt es immer mehr Parteimitglieder. Sowohl die Kreisverbände von CSU, SPD wie auch der Grünen verzeichnen ein Plus bei den Mitgliedschaften im Vergleich zum Vorjahr. Prozentual fällt dieses bei den Grünen am besten aus, in absoluten Zahlen liegen die Christsozialen vorn. Dennoch macht sich der demografische Wandel bei den Parteien bemerkbar, besonders Mitglieder von SPD und CSU sind oft in gesetzterem Alter.

"Offenbar sorgt eine Mitgliedschaft bei der SPD für ein langes Leben", kommentiert SPD-Kreisgeschäftsführer Daniel Kalteis die Entwicklung. Diese sieht so aus, dass zahlreiche Sozialdemokraten im Landkreis bereits im Seniorenalter sind, "viele Mitglieder sind bereits über 90", so Kalteis. Bei der CSU ist das ähnlich: "Leider verlieren wir jedes Jahr aufgrund der demografischen Entwicklung viele langjährig treue Mitglieder", so Kreisvorsitzender Thomas Huber. Alleine im vergangenen Jahr seien 30 Mitglieder des Kreisverbandes gestorben. Bei den Grünen sind die Mitglieder dagegen meist "in mittlerem Alter", wie Kreisvorsitzender Tobias Vorburg sagt, sowohl bei den langjährigen Mitgliedern als auch bei den Neuzugängen sei die Altersstruktur "gut gemischt".

Zahlenmäßig bleibt die CSU die größte Partei im Landkreis. Zum Jahresende 2016 waren 1916 Ebersberger Mitglied bei den Christsozialen und damit 46 mehr als im Vorjahr. Nummer zwei mit einigem Abstand ist die SPD, hier zählte man Ende Dezember 485 Mitglieder, immerhin zwei mehr als zu Jahresbeginn. Deutlich kleiner ist der Grünen-Kreisverband, hier gab es Ende 2016 zwar insgesamt nur 143 Mitglieder - allerdings sind dies 4,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Bei den Christsozialen beträgt der Zuwachs immer noch 2,4 Prozent. Er ist damit doppelt so hoch wie im Jahr zuvor. Laut Huber habe man im abgelaufenen Jahr sogar einen Rekord an Neumitgliedern verzeichnen können: Insgesamt seien nämlich 110 Ebersberger neu in die CSU eingetreten, dass davon "ein Positivsaldo von 46 Personen" bleibt, liege neben den Sterbefällen an "Austritten, Streichungen und Wegzügen". Trotzdem ist das Ergebnis auch ein kleiner Dämpfer für den Chef der Kreis-CSU.

Ihr selbstgestecktes Ziel hat die Kreis-CSU dennoch verfehlt

Denn Huber, der das Amt 2015 von Angelika Niebler übernahm, war mit dem Versprechen angetreten, die Zahl der Mitglieder deutlich und vor allem schnell zu erhöhen. Das damals formulierte eingängige Ziel lautete: Bis zum Jahr 2016 sollte der Kreisverband 2016 Mitglieder haben - 168 mehr als zum Zeitpunkt von Hubers Ankündigung. Dass die nur zu 40 Prozent erfüllt wurde, nimmt der Kreisvorsitzende gelassen: "Auch wenn wir das uns gesetzte Ziel (noch) nicht erreicht haben, bin ich mit dieser im bayernweiten Vergleich sicherlich guten Mitgliederentwicklung angesichts der aktuellen Herausforderungen zufrieden."

Tatsächlich verläuft die Entwicklung der Mitgliederzahlen im Landkreis Ebersberg entgegen dem landesweiten Trend. Denn im vergangenen Jahr hatten CSU und SPD in Bayern je gut 1000 Mitglieder verloren - was für die Christsozialen ein Minus von rund 0,7 Prozent für die Sozialdemokraten sogar von gut 1,7 Prozent ausmacht. Derzeit hat die CSU laut eigenen Angaben noch 143 000 Mitglieder, die bayerische SPD kommt, Stand Ende Dezember, auf noch insgesamt 58 400 Genossen.

Dass die Zahlen im Landkreis zumindest stabil bleiben, ist laut Kalteis vor allem auf das allgemeine Wachstum zurückzuführen. Die meisten neuen Mitglieder verzeichnet man in Gemeinden mit hohem Zuzug: "Wo eine S-Bahn ist, da steht die SPD besser da." Zumindest die im Landkreis, auf die bayernweiten Mitgliederzahlen haben die Neuzugänge wenig Einfluss. Laut Kalteis seien einige der neu zugezogenen Mitglieder des Kreisverbandes bereits an ihren früheren Wohnorten SPD-Mitglieder gewesen und hätten mit dem Umzug einfach den Kreisverband gewechselt.

Trotzdem ist dieser Zuzug auch eine große Herausforderung für die Parteien. Bei einem Bevölkerungswachstum von aktuell 1,5 Prozent pro Jahr müssten die Parteien mindestens diesen Wert beim Mitgliederzuwachs erreichen, um nicht im Verhältnis zur Bevölkerungszahl kleiner zu werden. Bei der CSU hat man dies 2016 zwar geschafft, ein Jahr davor war man mit 1,2 Prozent aber noch darunter. Einen Zuwachs, der mit dem des Landkreises mithalten kann, gibt es aktuell nur bei den Grünen - was laut Vorburg aber vor allem an der politischen Gesamtsituation liege. Seine Partei sei derzeit einfach "der größte Kontrast zu den Rechtspopulisten".

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