Schleppende Umsätze:Durchwachsenes Geschäft

Keine Lust auf Shopping? Viele kleine Geschäfte im Landkreis leiden unter der nach-weihnachtlichen Flaute.

Von Anselm Schindler

"Ich bin nicht so ganz zufrieden", sagt Anna Daller, die im Herzen Zornedings ein Modegeschäft leitet. Eine noch recht verhaltene Aussage, denn die vor-weihnachtlichen Verkäufe liefen in der Modebranche nicht überall gut. Zumindest für viele kleinere Geschäfte im Landkreis. Zwar seien die Menschen in der Adventszeit oft bummeln gegangen, doch das Portmonee blieb Ende vergangenen Jahres oft genug in der Tasche stecken. Grund dafür: "Das schlechte Wetter", so Anna Daller, die auch für eine Filiale in Kirchseeon verantwortlich ist. Mit "schlecht" meint sie den verspäteten Winter. Dadurch, dass es erst so spät kalt geworden sei, hätten viele Kunden noch keine Winterkleidung gekauft. Sie warteten lieber auf die Schnäppchen im Winterschlussverkauf. Und der hat vielerorts schon begonnen, erklärt Daller. So richtig laufen will das Geschäft trotzdem noch nicht, schließlich seien viele Kunden noch im Urlaub.

Christa Zügn, die ein paar Straßen weiter, nahe des Zornedinger Rathauses ihren Modesalon betreibt, sieht ganz andere Gründe für die schleppenden Umsätze als das Wetter: Die "Sparsamkeit" oder besser den "Geiz der Leute". Es gehe vielen Kunden nur darum, möglichst billige Geschenke einzukaufen, moniert die Schneiderin. In ihrem Geschäft werden Maßanfertigungen hergestellt, mit den Preisen der Discounter kann sie daher nicht mithalten. Sie gerät richtig in Rage, wenn sie vom Verfall vieler kleiner Bekleidungsgeschäfte berichtet. In den Billigläden würden die Verkäufer den Reibach machen, die Hersteller hätten das Nachsehen, schimpft Christa Zügn. "Dafür muss bei uns niemand Weihnachtsgeschenke umtauschen", schließlich würde jedes Kleidungsstück in Handarbeit für die Kunden angefertigt.

In der Ebersberger Filiale des Sportfachhandels Kipfelsberger ist das anders. Die Filialen von Kipfelsberger gehören zur Intersport GmbH, einem der weltweit größten Fachhandel für Sportartikel. Was hier produziert wird ist Massenware, auch wenn die Qualität der Produkte deshalb nicht schlechter sei, wie der Verkaufsleiter der Filiale im Ebersberger Einkaufszentrum, Christian Brandl beteuert. In dem Sportgeschäft wird nach Weihnachten zwar deutlich mehr umgetauscht, als in kleineren Läden, es sind eben keine Maßanfertigungen. Die Umtausche hielten sich aber trotzdem "in Grenzen", schließlich würden zunehmend auch Gutscheine verschenkt. "Das Geschäft läuft perfekt" freut sich Brandl, erst recht, seitdem endlich Schnee gefallen sei. Und auch die Kipfelsberger-Filiale ist bereits in den Startlöchern für den Winterschlussverkauf.

Schleppende Umsätze: Schnäppchen gehen immer, ansonsten läuft es eher mau.

Schnäppchen gehen immer, ansonsten läuft es eher mau.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Laden von Petra Behounek, nahe des Ebersberger Marienplatzes, kann von Winterschlussverkauf dagegen keine Rede sein. Kein Wunder, denn Behounek verdient ihr Geld vor allem mit Spielzeug. Preislich herabgesetzt werden da nur Waren, die bald aus dem Sortiment verschwinden. Schnäppchen sind bei ihr deshalb nicht zu holen. Seit das Einkaufszentrum E-Einz vor rund einem Jahr seine Pforten öffnete, brachen bei ihr die Umsätze ein. Und jetzt, da das Fest des Schenkens vorbei sei, kämen zunehmend weniger Kunden in ihren kleinen Laden, die Drachenstube, um Spiele, Plüschtiere und Baukästen zu kaufen. Doch auch die Drachenstube profitiert davon, dass nun eine dichte Schneedecke Hügel und Wiesen rund um Ebersberg bedeckt: Denn Behounek verkauft auch Schlitten, Bobs und die kleinen Plastikgefährte, die sie mit einem Schmunzeln "Po-Rutscherl" nennt. Und so helfen ihr die "Po-Rutscherl" aus dem Umsatzloch, das den weihnachtlichen Feiertagen folgt.

So wie Behounek und viele andere kleine Ladenbesitzer, setzt auch Karen Schiöberg-Fey, die in Aßling einen Bücherladen leitet, auf "individuelle Beratung". Auch sie bekomme es zu spüren, dass nach Weihnachten weniger Bücher über den Ladentisch gingen, doch mit Kalendern und Schreibwaren versucht Schiöberg-Fey die Flaute zu meistern. "Insgesamt läuft es, ich kann nicht jammern", sagt sie. Und da sie die Kunden persönlich in ihrer Geschenkwahl berate, habe sie hinterher auch weniger Ärger mit Umtauschgeschäften.

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