Ebersberg:Bei den Landkreis-Jusos ist Ewald Schurer weiterhin willkommen

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"Für mich ist das Tischtuch nicht zerschnitten", sagt Ewald Schurer über seinen Streit mit den Jusos. (Foto: Christian Endt)

Die Jusos Oberbayern haben dem Ebersberger Bundestagsabgeordneten für ihre Veranstaltungen ein Hausverbot erteilt. Der SPD-Politiker hält diese Reaktion für völlig überzogen, ähnlich geht es den Nachwuchs-SPDlern im Landkreis.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Nicht eingeladen zu werden, ist nicht schön. Noch weniger schön ist es, wenn dies mit Ankündigung und auf unbestimmte Zeit geschieht. So geht es derzeit dem Ebersberger Bundestagsabgeordneten und Chef der Oberbayern-SPD Ewald Schurer. Dieser sei künftig auf Veranstaltungen der Jusos Oberbayern unerwünscht, so verkündete es kürzlich der SPD-Nachwuchs. Zumindest im Landkreis Ebersberg muss sich Schurer aber wohl nicht darauf einstellen, vom Türsteher abgewiesen zu werden.

Grund für das im übrigen Oberbayern geltende Hausverbot für Schurer ist die Listenaufstellung für die kommende Bundestagswahl, konkret das schlechte Abschneiden der Juso-Bundesvorsitzenden Johanna Uekermann. Für die Niederbayerin reichte es am Ende nur für Platz 26 auf der Landesliste, bei derzeit 22 bayerischen SPD-Abgeordneten im Bundestag keine besonders gute Startposition. Verantwortlich für das schlechte Abschneiden Uekermanns machen die Jusos unter anderem Schurer. Er hätte als Chef des größten SPD-Bezirksverbandes einen aussichtsreichen Listenplatz für die Juso-Chefin freihalten sollen.

Eine Ansicht, die auch junge Genossen im Landkreis Ebersberg durchaus teilen. Für die Juso-Kreisvorsitzende und Emmeringer SPD-Gemeinderätin Magdalena Wagner hat Schurer den Regional-Proporz vor die Förderung des SPD-Nachwuchses gestellt. Man habe vor der Listenaufstellung mit dem Oberbayern-Chef über die Idee gesprochen, möglichst vielen jungen Genossen aussichtsreiche Plätze zu sichern.

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Damit reagiert der oberbayerische SPD-Nachwuchs auf die Aufstellung der Bundestagswahl-Liste 2017. Juso-Chefin Johanna Uekermann landete dort auf dem wohl aussichtslosen Platz 26.

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Dieser Ansatz sei von Schurer auch gelobt worden, so Wagner, umgesetzt habe man dies dann allerdings nicht. Noch deutlicher wird die stellvertretende Chefin der Jusos Oberbayern, die Vaterstettenerin Kristina Kleinmagd-Kalteis: "Ewald Schurer hat eine Vereinbarung nicht eingehalten." Wie Wagner ist auch Kleinmagd-Kalteis der Meinung, die Oberbayern-SPD hätte einen ihrer sechs Listenplätze für die Juso-Chefin abgeben können und sollen.

Schurer findet die Reaktion völlig überzogen

Dem widerspricht dagegen Schurer, er bezeichnet den offen kommunizierten Ärger seiner jungen Genossen als "völlige Überreaktion." Zwar habe er tatsächlich bei einem Treffen im Juli mit dem Juso-Bezirksvorstand über die Frage gesprochen, wie Uekermann einen sicheren Listenplatz erhalten könne, "aber sicher nicht zulasten der Oberbayern-SPD."

Dieser sei er, als deren Chef, natürlich zuerst verpflichtet, weshalb er sich auch - erfolgreich - für einen sechsten Listenplatz für seinen Bezirksverband eingesetzt habe. Was im übrigen nicht nur diesem, sondern der ganzen Partei zugute komme, betont Schurer. Schließlich holten die Oberbayern auch die meisten Stimmen, dies solle sich auch in der Vergabe der Listenplätze widerspiegeln:

"Wenn die Bayern-SPD es nicht schafft, dem Bezirksverband, der die besten Ergebnisse erzielt, zusätzliche Mandate zu verschaffen, dann ist sie erledigt". Wenn Uekermann einen sicheren Listenplatz bekommen sollte, müsste sie das mit ihrem eigenen Bezirksverband klären, so Schurer.

Was die Auswirkungen des angekündigten Hausverbots betrifft, gibt sich der Oberbayern-Chef gelassen: "Ich nehme die Kritik ernst, aber für mich ist das Tischtuch nicht zerschnitten." Am Dienstag habe er ein Rundschreiben an seinen Bezirksverband verschickt, in dem er sich noch einmal zu den Vorwürfen äußert und dazu Stellung nimmt. "Ich gehe davon aus, dass ich sicher wieder Veranstaltungen zusammen mit den Jusos machen werde."

Zumindest im Landkreis stehen die Chancen dafür gut. Zwar habe sich der Juso-Kreisverband noch nicht entschieden, wie man mit dem Hausverbot für Schurer umgehen wolle, sagt Wagner: "Aber ich gehe schon davon aus, dass wir ihn reinlassen." Überhaupt kein Problem mit einem Gast namens Schurer hätte Poings Juso-Vorsitzender, Gemeinderat Omid Atai - ganz im Gegenteil: "Ewald Schurer ist bei uns sehr erwünscht und wir freuen uns immer, wenn er da ist."

© SZ vom 18.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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