Ebersberg:Die gefährliche Macht der Musik

Ebersberg: Die Akteure von "Bunt statt Braun" wollen Eltern, Schulen, aber auch Jugendliche selbst vor rechtsextremen Verlockungen warnen.

Die Akteure von "Bunt statt Braun" wollen Eltern, Schulen, aber auch Jugendliche selbst vor rechtsextremen Verlockungen warnen.

(Foto: Mooser/OH)

Das Bündnis "Bunt statt Braun" will über Rechtsrock und die Anziehungskraft auf Jugendliche aufklären

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Rechtsextreme Aufkleber in Poing, rassistische Graffiti in Zorneding, "Sieg Heil"-Rufe in Grafing: Der Landkreis ist lange schon kein Fleckchen heile Welt mehr, was die Ausbreitung von rechtem Gedankengut betrifft. Und die Jugend ist ein bevorzugtes Ziel für Neonazi-Propaganda, dafür ist es gar nicht nötig, dass die Aktivisten auch hier leben - über Facebook und Whatsapp-Chats verbreiten sich die Botschaften auch so. Geködert werden Jugendliche aber auch oft über die Musik. Auf diesen Aspekt will eine Veranstaltungsreihe des Bündnisses "Bunt statt Braun" Anfang Juli aufmerksam machen.

Dass in der Gegend in der Vergangenheit große Rechtsrock-Konzerte stattgefunden hätten, darüber ist den Verantwortlichen vom Bündnis und auch Nicola Hieke von der Landeskoordinierungsstelle "Demokratie leben! Bayern gegen Rechtsextremismus" zwar nichts bekannt. "Aber ich bin mir sicher, dass auch in den Jugendzimmern im Landkreis Ebersberg rechte Musik gespielt und gesungen wird", sagt Blandine Erl vom Kreisjugendring. Nicola Hieke hat bei Präventionsveranstaltungen in Schulen festgestellt, dass viele junge Leute rechtsextreme Musikgruppen kennen, selbst wenn diese oft schon seit vielen Jahren verboten sind. Hier will das Bündnis nun mit zwei Veranstaltungen ansetzen. Am 4. und 5 . Juli zeigt das Bündnis zusammen mit dem Kreisjugendring Ebersberg und der Regionalen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus den Film "Blut muss fließen- Undercover unter Nazis". In dem Film sind Szenen des Journalisten Thomas Kuban verarbeitet, die er in sechs Jahren Undercover-Arbeit in der Rechtsrock-Naziszene aufgenommen hat. Der Autor Peter Ohlendorf hat Kuban auf seiner Reise mit der Kamera begleitet. Ohlendorf wird bei beiden Filmvorstellungen auch über seine Erfahrungen berichten.

Die Musik, die Gemeinschaftserlebnisse, die geheimen Codes verbinden die Jugendlichen auf eine gefährliche Weise und machen sie anfällig für die rechtsextremen Botschaften. Das, sagt Hieke, funktioniere übrigens nicht nur mit Rockmusik, auch Hip Hop und Reggae hätten die Neonazis für sich entdeckt - und selbst sanfte Töne wie man sie sonst von Liedermacher Reinhard Mey kennt. Umso wichtiger sei es, sagt Blandine Erl, rechtzeitig aufzuklären und gegenzuhalten.

Generell hat das Bündnis, das aus Gruppen, Initiativen und Personen der unterschiedlichsten Bereiche des gesellschaftlichen Lebens besteht, auch neun Jahre nach seiner Gründung mehr als genug zu tun. In letzter Zeit wenden sich laut Daniel Kalteis auch viele Menschen an das Bündnis, die wissen wollen, wie sie dem erstarkenden Rassismus in ihrer Umgebung begegnen sollen. "Viele erschreckt, dass Leute in ihrem Familienumkreis inzwischen mit Parolen auftreten, die man sonst der rechten Szene zuordnen würde", sagt Kalteis. Auch Hieke berichtet von einer deutlichen Zunahme entsprechender Anfragen bei den regionalen Beratungsstellen gegen Rechtsextremismus.

Der Film "Blut muss fließen - Undercover unter Nazis" wird am Montag, 4. Juli, 19 Uhr, im Jugendzentrum Zorneding gezeigt. Am Dienstag, 5. Juli, 19.30 Uhr, ist der Film im Alten Speicher in Ebersberg zu sehen. Der Eintritt ist an beiden Abenden frei.

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