Lisa Fitz in Ebersberg:Die Figur darf mehr als der Kabarettist

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Lisa Fitz spielt am Samstag im Alten Kino die Vorpremiere ihres neuen Programms "Weltmeisterinnen".

Von Rita Baedeker, Ebersberg

Was verbindet die Putzfrau Hilde Eberl, die Journalistin Inge von Stein, die CSU-Abgeordnete Gerda Wimmer und die russische Agentin Olga Geheimnikowa? Im Prinzip nichts. Doch die bayerische Kabarettistin Lisa Fitz hat eine verbindende Eigenschaft gefunden: Die vier Frauen sind jeweils Weltmeisterinnen in ihrem Universum. Jede hat ihre Sicht der Dinge - und ein Geheimrezept fürs Miteinander. Mit diesen vier neu erschaffenen Figuren kommt Lisa Fitz am Samstag, 11. April, ins Alte Kino Ebersberg und spielt dort die Vorpremiere ihres Programms "Weltmeisterinnen - Gewonnen wird im Kopf". Lisa Fitz, die viele Preise eingeheimst hat, wird dieses Jahr den Ehrenpreis des Bayerischen Kabarettpreises für ihr Lebenswerk bekommen. München-Premiere ist am 6. Juni im Schlachthof.

SZ: Sie stellen in Ihrem Programm vier auf ihre Art starke, aber gegensätzliche Frauengestalten vor. Was sind das für Typen?

Lisa Fitz: Die erste, Hilde Eberl, ist Putzfrau und in diesem Quartett sozusagen die unterste in der Nahrungskette (lacht). Sie schimpft über den Verkehr, über Amazon, über Politiker, die Welt. Inge von Stein, die Journalistin, ist da schon eine härtere Nummer. Sie zieht gegen die Männer vom Leder, ihre Themen sind die andauernde Überwachung, etwa durch die Premium-Wanze Smartphone. Aber auch zur Pressefreiheit hat sie einiges zu sagen.

Bei Olga Geheimnikowa, da hat man gleich ein Bild vor Augen. . .

Ja, die Olga ist russische Geheimagentin. Auch in ihrem Outfit entspricht sie dem Klischee. Sie äußert sich zu dem ganzen Geschimpfe auf Putin, erklärt Geostrategie mal von einer anderen Seite, bei der die Amerikaner nicht gut wegkommen.

Da wird Gerda Wimmer aber schärfstens protestieren.

Gerda Wimmer ist Abgeordnete der CSU, eine Botschafterin Niederbayerns, die sich gegen das Depperl-Image der Region engagiert. So eine Botschafterin bin ich übrigens auch (lacht), genauso wie Django Asül. In Gerda Wimmers Welt geht es um Beruf, Familie, Kinder - bis hinunter zum Dackel, der für die Partei kläfft.

Klingt kaum überzeichnet. Satire kann die Wirklichkeit wohl kaum noch toppen.

Die Hilde Eberl und auch die Gerda Wimmer von der CSU sind einigermaßen brave Gestalten, aber bei Inge von Stein und Olga Geheimnikowa, müssen die Zuschauer schon ein bisschen schlucken und mitdenken. Das ist Hardcore.

In der Vorankündigung des Programms heißt es, die vier Frauen hätten ein gemeinsames Rezept fürs Miteinander. Verraten Sie uns dieses Rezept?

Nein, die haben nicht ein gemeinsames - bei so unterschiedlichen Typen ging das gar nicht. Jede hat ihr eigenes ultimatives Rezept - aber das darf ich nicht verraten, das ist ja das Fazit und die Schlusspointe.

Wie viel von diesen Figuren steckt auch in der Person Lisa Fitz?

Es ist ein Prinzip, dass die Figur immer mehr darf als der Kabarettist. Wenn der Kabarettist selbst eine bestimmte politische Haltung einnimmt, dann geht der Zuschauer gerne in Opposition. Die Figuren aber treten als Spieler und Gegenspieler auf, dies erlaubt dem Zuschauer, eine Haltung entspannter Neutralität einzunehmen. (Und mir, meine Multiphrenie auszuleben - "wer bin ich und wenn ja, wie viele. . .?" )

Aber Lisa Fitz kommt schon auch noch ins Spiel, oder?

Ja, die Lisa kommt später, sie wurde - das ist der dramaturgische Kunstgriff - durch Verkehrsstaus aufgehalten.

Der Abend im Alten Kino ist eine Vorpremiere. Danach touren Sie mit dem Programm durch die Lande, von Chur in der Schweiz bis Paderborn. Haben Sie Herzklopfen?

Den ersten Testlauf spiele ich am Freitag in Deggendorf. So eine Vorpremiere ist immer spannend, ich weiß nicht, wie das Publikum reagiert. Auf dem Land in Bayern trifft man ja eher auf ein CSU-nahes Publikum, in einer Großstadt ist es ganz anders. Aber es gibt stets zwei Seiten. Jeder, auch ich, hat in seinem Herzen ein CSU-Nesterl und ein linkes Nesterl.

Die Vorpremiere des Programms "Weltmeisterinnen" von Lisa Fitz wird am Samstag, 11. April, im Alten Kino Ebersberg gespielt. Karten können telefonisch unter der Nummer (08092) 255 92 05, im Internet unter www.kultur-in-ebersberg.de oder persönlich im Foyer des Alten Speichers bestellt werden. Beginn ist um 20.30 Uhr, Haus und Gastronomie öffnen um 19.30 Uhr.

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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